Wirtschaftskriminalität im KMU: Schadenfrequenz nimmt deutlich zu

Diebstahl, Betrug, Untreue: Wenn das «schwarze Schaf» im eigenen KMU sitzt, ist nicht nur das Vertrauen erschüttert, sondern oft auch der finanzielle Schaden gross.

Vor diesem Szenario graut es jedem Unternehmer: Man wird betrogen, bestohlen und hintergangen von Mitarbeitenden aus den eigenen Reihen. Tatsächlich kommt das gar nicht so selten vor: Gemäss einer vom Beratungsunternehmen KMPG durchgeführten Studie, wurde fast jedes zweite Grossunternehmen und 13 Prozent der KMU in der Schweiz bereits mit Wirtschaftskriminalität konfrontiert. Pro Fall werde durchschnittlich ein Schaden von 360000 Franken angerichtet, etwa die Hälfte der Täter kämen aus den eigenen Reihen. «Kriminelle Handlungen durch Mitarbeitende, Dienstleister oder Drittpersonen kommen häufiger vor, als man denkt und betreffen längst nicht nur die grossen Unternehmen», sagt Alain Sadri, Versicherungsexperte bei der AXA. Gerade in Unternehmen von überschaubarer Grösse sei eine persönliche, vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre verbreitet – «Mitarbeitende erhalten tiefe Einblicke in vertrauliche administrative Prozesse und damit Kenntnisse, die zu unerlaubten Handlungen verleiten können», weiss Sadri.

«Kriminelle Handlungen durch Mit-
arbeitende, Dienstleister oder Dritte kommen häufiger vor, als man denkt.»

Alain Sadri, Versicherungsexperte AXA

Risiko oft nicht bewusst

Die Praxis zeige denn auch, dass Unternehmen oft das Risiko zu wenig wahrnehmen beziehungsweise es mit der Begründung mindern, sie würden ihre Mitarbeitenden kennen und ihnen vertrauen. «Doch regelmässig sind es unvorhersehbare Schicksalsschläge, die Mitarbeitende dazu bringen, Geld zu veruntreuen und dem Unternehmen zu schaden», so der Versicherungsexperte. Besonders verbreitet seien Veruntreuung und Diebstahl. Zahlen kommuniziert die AXA zwar keine, verrät aber, dass die Schadenfrequenz im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen hat. Dies zeigt auch die Kriminalstatistik des Bundes. Und neben den gemeldeten Vorfällen gibt es eine grosse Dunkelziffer.

Regeln und Vier-Augen-Prinzip

Gemäss Alain Sadri für KMU sind klare Regelungen hinsichtlich Kompetenzen und Aufgaben der beste und einfachste Schutz. Zudem sollte, bei höheren Zahlungen und wichtigen Entscheidungen, ein Vier-Augen-Prinzip eingeführt werden. Und nicht zuletzt empfiehlt sich der Abschluss einer Vertrauensschadenversicherung. Diese übernimmt bei Betrug, Untreue, Unterschlagung oder anderen kriminellen Handlungen durch Mitarbeitende den entstandenen finanziellen Schaden.

Anna Birkenmeier

Redaktion Zürcher Wirtschaft