Sicherheit um jeden Preis

Jeder von uns kennt die Maslowsche Bedürfnispyramide. Auf die Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen folgen unmittelbar Bedürfnisse nach materieller Sicherheit oder Arbeitsplatzsicherheit. Erst anschliessend will der Mensch soziale Bedürfnisse wie Freundschaft, Liebe und Wertschätzung erfahren. An der Spitze der Pyramide steht dann die Selbstverwirklichung, wenn alle anderen Bedürfnisse erfüllt sind.

Freiheit versus Sicherheit

Jeder von fühlt sich verunsichert, wenn ein Terroranschlag verübt wird. Jeder von uns ist tief betroffen, wenn ein Murgang ein Haus erfasst und unschuldige Menschen in den Tod reisst. Solche Ereignisse führen einem vor Augen, wie schnell man selbst hätte betroffen sein können. Wohl deshalb sind wir so darauf versessen, jegliche Gefahr zu bannen. Doch es stellt sich auch die Frage nach dem Mass. Vor hundert Jahren verbrauchten unsere Vorfahren rund die Hälfte des Lohns für Lebensmittel.

Die Versicherungen im täglichen Leben und für das Alter waren Gottvertrauen und viele Kinder. Heute machen die Ausgaben für Lebensmittel gerade noch zehn Prozent unserer Lebenskosten aus. Dagegen ist das Budget für Versicherungen jeglicher Art geradezu riesig. Das Paradoxe an der Sache ist, dass man zwar gut versichert ist, doch das bedeutet nicht automatisch, dass man sich auch sicher fühlt. Denn Umfragen ergaben, dass wir wohlbehüteten Westeuropäer uns nicht weniger ängstigen als Menschen in Krisengebieten.

Vom Staat behütet

Was gestern die Kirche mit ihren klaren Anleitungen für ein gut und sicher geführtes Leben war, sind heute der Staat oder staatsnahe Betriebe. Immer mehr Gesetze und Verordnungen sollen uns sicher durchs Leben begleiten. Der staatliche Schutz gegen Hochwasser wird für Ereignisse konzipiert, die statistisch alle dreihundert Jahre geschehen. Der Bund will seit längerem ein gesetzliches Werbeverbot für ungesunde Produkte und will uns deshalb vor Marketing für Süssigkeiten schützen. Ganz zu schweigen von den baulichen Auflagen im Hochbau, welche heute über der zumutbaren Grenze angelangt sind. Wo früher ein routinierter und flinker Mitarbeiter mit der Leiter eine Wand reinigte oder aufs Dach stieg, wird heute eingerüstet. Man weiss ja nie, was alles passieren könnte…

Seien wir ehrlich: Wir wollen nicht in einem Leben von Verboten und Auflagen ersticken. Schon gar nicht ein Unternehmer. Er sehnt sich zwar auch nach Sicherheit. Aber er ist auch bereit, Risiken einzugehen. Er braucht die Freiheit, selbstbestimmt seine eigene Geschäftsidee zu verfolgen, innovativ zu sein. Er will erfolgreich sein, nimmt aber auch das Scheitern in Kauf. Was will er vom Staat? Nebst tiefen Steuern und Gebühren insbesondere Rechtssicherheit, eine gut funktionierende Infrastruktur und möglichst wenige Verbote und Auflagen. – Wirtschaftliche Freiheit und vermeintliche Sicherheit eines Nanny-Staates sind eben nicht miteinander verwandt.

Thomas Hess

Geschäftsführer KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich KGV

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