Vom Delta des Jangtse zu den Ufern der Limmat

Die Stadt Zhenjiang in Südostchina war auf Promotionstour in Zürich: Das «China-Europe Economic and Trade Cooperation Exchange Meeting» im Marriott war der Kickstart für zwei Grossinvestoren sowie für die Handelsplattform Swiss China Center. Mit dem Meeting unter dem Motto «New Era, New Opportunities, New Future» will die Stadtregierung auch weitere Schweizer KMU anlocken, sich im 2014 eröffneten Sino-Swiss Zhenjiang Ecological Industrial Park anzusiedeln.

Bild Huan Cao

Ma Minglong, Parteisekretär der Stadt Zhenjiang, in Vorgesprächen im VIP-Bereich des «Marriott». Er hatte fürs Forum das Motto «New Era, New Opportunities, New Future» gewählt.

Bild Huan Cao

Generalkonsulin Chen Yun gab einen Überblick über die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und China.

Bild Huan Cao

Das «China-Europe Economic and Trade Cooperation Exchange Meeting» fand im Bankettsaal des «Marriott» in Zürich statt.

Bild Huan Cao

Robert Gubler vom «Swiss China Center», Ma Minglong, Parteisekretär der Stadt Zhenjiang, und Generalkonsulin Chen Yun (von links).

Bild Huan Cao

Gunther Reis, CEO der Collini GmbH, signiert den Zusammenarbeitsvertrag mit Zhan Chunhua, Parteisekretär der Sonderentwicklungszone «Zhenjiang New Area».

Bild Huan Cao

Generalkonsulin Chen Yun und Ma Minglong, Parteisekretär der Stadt Zhenjiang, im Gespräch.

Um sich in der Schweiz und in Europa bekannter zu machen, betreiben chinesische Städte und Provinzen viel Aufwand. Oft werden in «Sonderentwicklungszonen» ausländische Investitionen gefördert, um den Markteintritt zu vereinfachen. So kam eine Delegation aus der 3-Millionen-Stadt Zhenjiang am 4. Juli nach Zürich ins Marriott, um vor rund 100 Wirtschaftsvertretern ihre Bindung zur Schweiz mit dem Promotionsevent «China-Europe Economic and Trade Cooperation Exchange Meeting» zu stärken.

Am gleichen Abend wurden drei Zusammenarbeitsverträge mit der chinesischen Sonderentwicklungszone «Zhenjiang New Area» unterzeichnet. Einerseits durch die österreichische Collini GmbH, spezialisiert auf die Oberflächenbeschichtung von Metallen und Kunststoffen mit bislang 14 Standorten und 1700 Mitarbeitenden weltweit, sowie dem Solvay-Werk mit Mutterhaus in Couillet bei Brüssel, das Soda und Natriumbicarbonate unter anderem für die Herstellung von Glas, Solarmodulen, Waschmitteln und Backpulver herstellt.

Gunther Reis, CEO der Collini GmbH, stellte das Unternehmen, das weitgehend in Familienbesitz ist, vor: Spezialisiert auf Oberflächenbeschichtungen, zeichneten stetiges Investment in Forschung und Entwicklung das Unternehmen aus. China sei der weltweit am schnellsten wachsende Markt. Daran wolle man Anteil haben. «Einer unserer Grosskunden hat gerade in Shanghai eine Fabrik errichtet», so Reis. Drei weitere Gründe hätten nun auch die Collini GmbH zu dem Schritt bewogen: Das Team sei erstens von der Expertise und Zuverlässigkeit der lokalen Verhandlungspartner überzeugt gewesen. «Zweitens ist die Geschwindigkeit die ihr vorlegt, für europäische Verhältnisse wahnsinnig beeindruckend – ohne Kompromisse bei Umweltschutz, Sicherheit und Nachhaltigkeit einzugehen.» Drittens: «Geschäfte werden immer zwischen Menschen gemacht.» Tags zuvor habe man den Betrieb besichtigt und zu Abend gegessen mit der Delegation aus Zhenjiang – «und wir fühlten uns sehr wertgeschätzt». Dann erfolgte die formelle Unterzeichnung eines HQ-Projekts, das Investitionen über 100 Millionen Euro für die Beschichtungslösungen von Auto-Elektronikteilen und Möbelelementen vorsieht.

Swiss China Center auch in Zhenjiang

Eine spezielle Zürcher Note hatte dann die vertragliche Konkretisierung der Zusammenarbeit zwischen dem Swiss China Center mit Sitz in Zürich und dem Sino-Swiss Zhenjiang Ecological Industrial Park, der Teil der New Area ist. Das Swiss China Center hat bereits enge Kontakte zu Zhenjiang, zumal hier auch eine Tochtergesellschaft als «Brückenkopf» und Vermittlerin zwischen potenziellen Investoren in China beziehungsweise aus China in der Schweiz wirkt. VR-Präsident Robert Gubler und Mao Suyan, Direktorin des Managementbüros des Sino-Swiss Zhenjiang Öko-Industrieparks, unterzeichneten das Kooperationsabkommen. 

Eingeladen zum Anlass im «Marriott» hatte Zhenjiangs Stadtregierung, welche auch die Verwaltung der Zhenjiang New Area sowie des darin integrierten Sino-Swiss Parks stellt. Die Botschaft: Zhenjiang nimmt aktiv teil an einem neuen chinesischen Run auf Unternehmen und empfiehlt sich als zuverlässige Partnerin auch für zukünftige Investitionen. Die wichtigsten Industriezweige der New Area sind Chemie, elektro-mechanische Geräte, Hightech und Biotechnologie. Hunderte ausländische Firmen haben mittlerweile bereits hier investiert, 30 davon rangieren in den Fortune 500. Die Industriezone ist in sogenannte 4+1 Industriebranchen aufgeteilt: Neue Materialien, Neue Energien (Photovoltaik und Batterien), Aviation & Aerospace, Life & Health und Intelligente Produktion.

Stärkere Öffnung

Wie immer in chinesischer Handelstradition war der Abend von fulminanten Reden geprägt. So stand die Ansprache von Ma Minglong, Parteisekretär der Stadt Zhenjiang, ganz im Zeichen von Dialog, Kooperation und der Komplementarität sehr unterschiedlicher, aber nicht widersprüchlicher Wirtschaftssysteme. Ma Minglong erwähnte die lange Tradition der Kooperationen zwischen der Schweiz und China. Er bedankte sich auch beim Swiss-China Center, dem Sino-Swiss Industrial Ecological Park und dem Schweizerischen Gewerbeverband sgv als Partnerin für die Ermöglichung des Anlasses. Der Parteiboss spannte auch den Bogen zu seinem Hintergrund in der Präzisionsmaschinenbau, intelligente Gerätetechnologie und seine achtjährige Erfahrung in der Privatwirtschaft, bevor er in der Verwaltung eines Industrieparks Fuss fasste – bis hin zum CTO. «Ich bin ein Regierungsvertreter mit einem Hintergrund im Ingenieurwesen. Ich verstehe Unternehmen und die Betriebsregeln internationaler Firmen.» Entsprechend werde sein Team die internationalen Best-Practice-Regeln implementieren. Politiker in Europa verstünden, dass die Märkte eng miteinander verwoben seien: Insbesondere zwischen Europa und China beobachte er eine starke «industrielle Komplementarität».

Die beiden Wirtschaftsräume Schweiz und Zhenjiang könnten in freundschaftlichem Nebeneinander voneinander profitieren, auch wenn die Sozial- und Wertesysteme sich unterscheiden. Daher seine Wahl des Mottos New Era, New Opportunities, New Future. China sei bereit für mehr Offenheit, Inklusion, Stabilität und Kooperation. Die neue (Post-Corona-)Ära bringe zudem neue Hoffnung. Trotz verbreitetem Unilateralismus und Protektionismus bestimme die ökonomische Globalisierung die Zeichen der Zeit, das habe auch Staatspräsident Xi Jinping erkannt, als er das Jangtse-Delta (dazu gehört auch die Wirtschaftsmetropole Shanghai) zur Speerspitze des Wachstums erklärte. China erlebe eine enorme Entwicklung etwa in der E-Fahrzeugindustrie, auch bei der Photovoltaik, AI, 5G, und Digitalisierung und Technologie allgemein. Dass sich gerade Investitionen in Zhenjiang lohnten, zeigten die Erfahrungen von Clariant, wie ein Firmenvertreter vor Ort ausführte. Das zeigten aber auch die unterzeichneten Investitionsverträge an diesem Abend. Die Zhenjiang New Area werde auch für zukünftige Ankömmlinge ein faires, transparentes und stabiles Wirtschaftsumfeld schaffen.

Gruss aus der grünen «Stadt voller Chancen»

Generalkonsulin Chen Yun gab einen Überblick über die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und China seit der Öffnung in den 1980er Jahren. Nun gehe es darum, den Handel nach Covid wieder aufleben zu lassen. Und gerade eröffneten sich rund um die Reduktion von CO2-Emissionen neue Märkte. Ferner optimiere China stetig seine Attraktivität für ausländische Investitionen: Vereinfachter Marktzugang für ausländische Firmen (insbesondere in den Sonderzonen), Reformen in Richtung mehr Marktorientiertheit und ein internationalisiertes Wirtschaftsumfeld seien gute Vorzeichen. Sie glaube, dass das Treffen in Zürich auch in weiteren konkreten Verträgen und neuen Zusammenarbeitsformen münden werde. Gerade Zhenjiang sei eine Stadt mit gutem Umfeld. Sie glaube, dass das Treffen auch in konkreten Verträgen und neuen Zusammenarbeitsformen münden werde. «Viele Business Leader aus Industriesektoren sind heute mit uns.»

Offen, tolerant, integer, serviceorientiert, fortschrittlich und liebenswert – so beschrieb Zhenjiangs Vizebürgermeisterin Yin Min den Charakter von Stadt und Einwohnern. Sie stellte ihre idyllische «Gartenstadt» mit 3,2 Millionen Einwohnern und vielen Gemeinsamkeiten zu Zürich vor: Gut erschlossene Verkehrswege, eine lange, über 3000-jährige Geschichte und ganze 235 malerische Hügel und 63 Flüsse säumen die Region. Die Stadt in der Jangtse-Deltaregion weise zudem die landesweit dynamischste ökonomische Entwicklung auf, das BIP von 156 000 Yuan pro Kopf (rund 20 000 Franken) gehört zu den höchsten im Land. Der Umschlaghafen ist einer der grössten im Land und fünf Flughäfen in der näheren Region lockten ebenso wie die innovative, unternehmerfreundliche Umgebung. Weiter lobte sie Bemühungen wie die effiziente Abwicklung dank dem Servicesystem, um administrativen Abläufe zu vereinfachen. Kurzum: «Die Stadt ist voller Chancen».

Zürcher Wirtschaft

Redaktion

Ihre Meinung ist uns wichtig

Das Thema ist wichtig.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Der Artikel ist informativ.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Der Artikel ist ausgewogen.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Anzeige