Nein-Komitee zur Uferinitiative: Viele Nachteile

Die breite Mitwirkung im Komitee gegen die Uferinitiative zeigt: Diese würde viele Nachteile bringen. In der Allianz gegen die Uferinitiative engagieren sich darum auch rund 30 Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten, Naturschützer und Berufsfischer.

Die erschöpfte Ente: das «Maskottchen» der Gegner der Uferinitiative.

Die Uferinitiative tönt auf den ersten Blick gut, sie ist aber gefährlich. Sie geht viel zu weit, würde unverhältnismässig hohe Kosten auslösen, die Hürde für Enteignungen massiv senken und der Natur und Biodiversität am Zürichsee schaden. Aus diesen Gründen haben bereits der Regierungsrat und der Kantonsrat die Uferinitiative abgelehnt. Letzterer dank der Stimmen von SVP, FDP, Mitte, EDU und einer Mehrheit der GLP-Fraktion. Die überparteiliche Allianz gegen die Uferinitiative setzt alles daran, bis zum 3. März 2024 auch die Zürcher Bevölkerung von einem Nein zu überzeugen. Am Montag hat sie den Abstimmungskampf eröffnet – und unter anderem das Kampagnenvideo und das breite Komitee vorgestellt.

Breite Kreise gegen Initiative

Die vielen Nachteile der Ufer-initiative rufen eine breite Gegnerschaft auf den Plan. Dies zeigt sich auch im Komitee der Allianz gegen die Uferinitiative. Rund 30 Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten sowie fast 500 weitere Personen sprechen sich gegen die schädliche Vorlage aus. Unter ihnen sind Adrian Gerny, Präsident der Zürichsee-Berufsfischer, und Max Straub, ehemaliger Leiter Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons Zürich. Er sagt: «Es gibt heute nur noch wenige Flachwassergebiete im Zürichsee. Diese Flachwasserbereiche sind für das Leben im Wasser sehr wichtig; sie stellen bei den Mittellandseen eigentliche ‹Kinderstuben› für Fauna und Flora dar. Die Biodiversität wird durch den Bau eines durchgehenden Uferweges bzw. auch durch Stege nachhaltig beeinträchtigt. Man vergisst heute leider immer wieder, dass der Zürichsee ein Trinkwasserspender ist und die Förderung der Wassergüte nicht mit Füssen getreten werden darf.»

Berufsfischer Adrian Gerny meint: «Der Nutzungsdruck am Zürichsee ist heute schon sehr gross. Die Laichplätze der Fische und die Rückzugsorte für diverse Bewohner im und auf dem Wasser sind bereits unter Druck. Ein durchgehender Uferweg, der selbstredend auch Menschen an heute noch ruhigere Stellen führt, würde diese Problematik verschärfen und diese wichtigen Ruhezonen weitgehend verschwinden lassen.»

Kritik von Gemeindepräsidenten

An der Medienkonferenz vom 15. Januar äusserten sich die Gemeindepräsidenten Christian Haltner (FDP, Stäfa), Beat Nüesch (FDP, Horgen) und Sascha Ullmann (GLP, Zollikon) sowie Jörg Kündig (FDP, Gossau, Präsident des Verbands der Gemeindepräsidien des Kantons Zürich) kritisch zur Initiative. Jörg Kündig lehnt die Uferinitiative aus mehreren Gründen ab. «Erstens würde ein durchgehender Uferweg Kosten von mindestens einer halben Milliarde Franken verursachen. Dies ist unverhältnismässig, zumal es heute schon attraktive Seezugänge gibt. Naherholungsgebiete sind im ganzen Kanton gezielt zu fördern, sie sind wichtig für die Menschen. Ein durchgehender Seeuferweg ist aber erzwungen und steht in einem sehr ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Zudem hätte gemäss der Initiative nur noch der Kanton das Sagen über die Planung der Uferwege. Das würde die Gemeindeautonomie beschneiden.»

Christian Haltner kritisiert an der Uferinitiative: «Auch ich bin dafür, dass der Zugang zu See verbessert wird. Aber bitte punktuell und nicht durchgehend ohne Rücksicht auf Natur, Kosten und Eigentumsverhältnisse.»

Beat Nüesch betonte, dass es attraktive Alternativen gibt: «Der schönste Weg mit dem schönsten Ausblick rund um den Zürichsee führt über den Üetliberg, die Albiskette, den Zimmerberg, den Etzel und den Pfannenstiel. Alle Gemeinden rund um den See leisten ihren grossen Beitrag zu diesem Weg.» Tatsächlich bewirbt Zürich Tourismus den Zürichsee-Rundweg (Route 84) folgendermassen: «In 10 Etappen rund um den See – rund um den Zürichsee führen Wanderwege, auf denen man einmal komplett um den See laufen kann.»

Sascha Ullmann begründet seine ablehnende Haltung so: «Die Uferinitiative lehne ich am 3. März in erster Linie ab, weil sie der Natur und der Biodiversität schadet. Die heute wenig bevölkerte Uferlandschaft bietet sehr unterschiedliche Nischen für Tiere, die hier wenig gestört leben können. Eine durchgehender Uferweg direkt am Wasser würde diese Siedlungsökologie grundlegend aufbrechen. Je mehr Menschen sich im Uferbereich aufhalten, desto grösser ist der Druck auf diese Lebensbereiche.»

Zürcher Wirtschaft

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