Werner Scherrer
Präsident KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich KGV
Die Schweiz ist bekanntermassen das Land der KMU und der Berufsbildung. 99,8 Prozent aller Firmen in der Schweiz beschäftigen unter 250 Mitarbeitende. Je nach Quelle sind ca. 90 Prozent aller Firmen in der Schweiz kleine KMU mit 1 bis 10 Mitarbeitenden. Aktuell sind ungefähr 220 000 (!) Jugendliche in einer Berufslehre in über 200 möglichen Berufen.
Diese Ausgabe belegt, dass Tradition nicht wirklich im Trend ist. Bekannterweise haben viele Berufe ein Problem, Nachwuchs zu finden, und die Firmen sind dankbar, wenn sie tatsächlich jemanden ausbilden dürfen. Es ist auch Tatsache, dass das Elternhaus bei der Berufswahl eine wichtige Rolle spielt. Der Kampf um Talente beginnt aber leider mit ungleichen Voraussetzungen. Wenn bei den Eltern aus mehr als 200 Berufen nur Mittelschule, das KV, die ICT oder das Gesundheitswesen als «sicher für die Zukunft» gelten, färbt das auf die Kids ab. Dass Eltern nur das Beste für ihren Nachwuchs möchten, ist verständlich. Aber vielfach werden hier einfach alte Vorstellungen weitergetragen und nicht die aktuelle Situation in unserer Wirtschaft beachtet.
Um es vorwegzunehmen: Zur persönlichen Existenzsicherung kommt man nicht im Schlafwagen! Kein Beruf garantiert, dass man «es» schaffen wird. Der grosse Teil der Berufsfelder ist einem intensiven Wandel unterzogen und stellt immer höhere Anforderungen. Als Beispiele nehme ich hier die Lüftungsanlagenbauerin oder den Elektroinstallateur. Das ist in jedem Fall Handwerk kombiniert mit Köpfchen, diese Ausbildungen formen junge Menschen auch in der Fähigkeit, Probleme zu lösen. Und wie bei anderen Ausbildungen stehen nach der Lehre die Türen zu einer weiteren Karriere weit offen. Das beste daran: Es hat viel zu wenige Leute in diesen Bereichen. Wer sich also hier engagiert, wird seinen Weg problemlos finden. Trotzdem braucht es Willen und Einsatz, weil siehe oben: Schlafwagen ist nicht!
Diese Ausbildungen formen junge Menschen auch in der Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Werner Scherrer, Präsident KGV
Ich möchte noch die Sache mit der Sicherheit kritisch hinterfragen. Als Beispiel nehme ich die Mittelschule. Wir stellen fest, dass während der regulären Schulzeit immer mehr Nachhilfe-Angebote bestehen. Diese werden auch genutzt, damit wird vielen Jugendlichen der Weg in die Mittelschule und in ein Studium gebahnt. Gut so, bei einigen geht der Knopf ja vielleicht ein bisschen später auf. Die Frage stellt sich aber, ob dieser Weg besser ist als wenn man sich in einem zukunftsträchtigen Fachgebiet festbeisst. Damit für unseren Nachwuchs nicht einfach das Lernen in schulischer Form vermittelt wird, sondern dass das «Handwerkliche» gewählt wird und damit auch Mensch und Persönlichkeit geformt werden. Das kann für viele Jugendliche die bessere Entscheidung sein. Denn im KMU muss man bereits ab Lehrbeginn auch Verantwortung für die Firma übernehmen. Und das formt.
Zum Schluss die selbstsichere Behauptung des Präsidenten der KMU im Kanton Zürich: Die Berufslehre ist der wirkliche Königsweg zu einer sicheren Existenz. Lieber top in einem Beruf als Durchschnitt an einer Universität.
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