Killerkatze und Schnarchnase

Man darf sich freuen: Am Schweizer Vorlesetag lesen auch Politiker vor. So erreichte den KGV eine Einladung zur Lesung der beiden Zürcher Ständeräte, Tiana Moser und Daniel Jositsch, vom 21. Mai (nach Redaktionsschluss). Sie lasen aus «Tagebuch einer Killerkatze» und «Rotzhase & Schnarchnase» vor. An sich unverfängliche Kinderbuchtitel. Mindestens der zweite aber entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn gerade «Schnarchnase» Jositsch wollte im Vorfeld der Abstimmung zur Steuervorlage vom 18. Mai partout nicht Position beziehen. Das Recht zu Schweigen, würden Juristen sagen. Strafrechtsprofessor Jositsch präsidiert den Kaufmännischen Verband Schweiz. Doch weder dieser noch die eigene Partei (SP), die sich gegen eine Steuersenkung wehrte, nahmen Stellung zum Schweigen Jositschs. Im «Tagesanzeiger» wurde spekuliert, dass er nach seiner Zeit im Nationalrat nun auch im Ständerat erneut antreten könnte – also Schnarchnase und Sesselkleber! Wäre das der Fall, dürften offene Dispute mit der Parteileitung über kantonale Vorlagen schädlich sein.

Derweil folgt die Killerkatze Tiana Moser ihren politischen Instinkten – sie unterstützte die STAF-Abstimmungsvorlage, war sogar im Komitee der Befürworter. Wäre sie Vollblut-Grüne, dann würde ihre Speisekarte wohl nur aus vegetarischen «Opfern», nicht aus Mäusen, Ständeratskonkurrenten und dergleichen bestehen. Oder identifiziert sich vielleicht eher Strafrechtsprofessor Jositsch mit der Killerkatze? Schliesslich soll er an Vorlesungen zum Prozessrecht gesagt haben, dass man als angehender Rechtsanwalt in der Lage sein müsse, den Mörder seines eigenen Bruders zu verteidigen.

Ohnehin hätte das Leben wie so oft viel unterhaltsameren Stoff geliefert. Im Falle Tiana Mosers einen Romance-Thriller, den sie autobiografisch verwerten und zum Kinderbuch hätte veredeln können – jedenfalls beinahe: Im Wahljahr 2023, als Mosers Ehemann Matthias Aebischer als SP-Nationalrat für den Bundesrat kandidierte, hätte sie selber ihm fast in die Suppe spucken können: Dann nämlich, wenn die GLP stärker zugelegt hätte und Tiana Moser ihn zum «Liebeskampf» um den Bundesratssitz herausgefordert hätte.

Daniel Jositsch würde seinerseits Stoff liefern als Antiheld für ein neofeministisches Kinderbuch – mit starken Parallelen zum Rumpelstilzchen. Er machte jeweils keinen Hehl aus seinen Bundesratsambitionen, besonders vor der Wahl von Elisabeth Baume-Schneider Ende 2022 nicht, als seine Nichtberücksichtigung eine Gleichstellungsdebatte über benachteiligte Männer lostrat.

Gerechtigkeit: Darum geht es auch im Kinderbuch «Rotzhase & Schnarchnase». Der Plot: Zwei tierische Freunde versuchen, einen toxischen Eisbären, der sich als tyrannischer König aufführt, loszuwerden. Vielleicht sollte Jositsch, Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Zürich und «Schnarchnase» mit Gerechtigkeitssinn, den ADHS-Kids tatsächlich Jugendbücher aus seiner eigenen Feder vorlesen – darunter auch einen Wälzer der Jugendliteratur (zumindest aus juristischer Optik) mit Einschlafgarantie: den Kommentar zur Schweizerischen Jugendstrafprozessordnung (JStPO).

Wadenbeisser

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