Hirnbewusstsein als Schlüssel zur digitalen Balance

150 Blicke aufs Handy pro Tag: Warum unsere Gehirne unter digitalem Dauerfeuer leiden und wie wir durch Achtsamkeit Grenzen setzen können. Das Thema vertiefte ein BGV Frauenpower Event.

Die Neurowissenschaftlerin Dr. Barbara Studer referierte unterhaltsam und mit musikalischen Einlagen zum Thema «Digitale Achtsamkeit».


In einer Welt, die von Smartphones und ständiger digitaler Vernetzung geprägt ist, gerät die Frage nach den Auswirkungen auf unseren Geist oft in den Hintergrund. Beim Event «Achtsam Digital», zu dem der Bezirksgewerbeverband (BGV) Frauenpower in die Amboss Rampe in Zürich ein-geladen hatte, lag der Fokus genau darauf: Wie beeinflusst uns die Digitalisierung – körperlich und mental? Die preisgekrönte Neurowissenschaftlerin Dr. Barbara Studer führte die Teilnehmenden durch den Abend und kombinierte wissenschaftliche Einblicke mit humorvollen Anekdoten und musikalischen Einlagen.

Folgen der Digitalisierung

«Wir legen heute grossen Wert auf unseren Körper – sei es durch Sport, gesunde Ernährung oder Yoga. Doch wie steht es um unser geistiges Wohlbefinden?» Mit diesen Worten traf Claudine Fehr, Geschäftsführerin der BGV, den Nerv des Publikums und regte zum Nachdenken an. Sie sprach ein Thema an, das alle Generationen betrifft: Viele Eltern hatten ihre Kinder mitgebracht, um gemeinsam über die versteckten Aus-wirkungen der Digitalisierung zu reflektieren.

150 tägliche Blicke aufs Handy

Barbara Studer griff diesen Gedanken auf und erklärte anschaulich, wie der tägliche Handy-Konsum unser Gehirn beeinflusst. Durchschnittlich verbringen wir sieben Stunden am Tag online und schauen bis zu 150 Mal aufs Handy. Diese ständige Flut an Reizen und die unzähligen kleinen Entscheidungen überfordern unser Gehirn. Die Konzentrations-fähigkeit leidet, während eine Abhängigkeit von schnellen Dopamin-Kicks – den kleinen «Belohnungen» für jedes neue Update oder jede Nachricht – schleichend zunimmt. «Das Gehirn gewöhnt sich an die ständige Belohnung und will immer mehr davon», erklärte Studer. Diese Mechanismen seien vergleichbar mit ungesunder Ernährung: «So, wie wir gelernt haben, auf Zucker und Junk Food zu achten, sollten wir auch zu unserer ‚geistigen Ernährung‘ Sorge tragen.»

Achtsamkeit statt Abhängigkeit

Dr. Studer sprach nicht nur über die Herausforderungen, sondern gab auch praktische Ratschläge, wie sich der eigene Medienkonsum bewusster gestalten lässt. «Es geht darum, sich zu fragen: Was brauche ich jetzt wirklich?», erklärte sie.

«Unsere innere Balance und Gesundheit hängen auch davon ab, wie wir mit der digitalen Welt umgehen.»

Dr. Barbara Studer

Kleine, gezielte Änderungen im Alltag könnten helfen, die innere Balance zu finden und sich weniger von der ständigen Suche nach digitalen Belohnungen leiten zu lassen. Auch Claudine Fehr wies auf die Fallstricke der digitalen Welt hin: «Viele Bilder und Geschichten in den sozialen Medien sind idealisiert und spiegeln nicht die Realität wider. Solche Vergleiche führen schnell zu Unzufriedenheit.»

Lebhafte Debatte

Die Relevanz des Themas wurde besonders in der abschliessenden Fragerunde deutlich. Hätte es nicht eine zeitliche Begrenzung gegeben, hätten Fragen und Diskussionen wohl noch lange angedauert. Auch beim anschliessenden Apéro setzte sich die lebhafte Debatte fort, begleitet von feiner Pinse und köstlichen Häppchen. Viele Gäste verabschiedeten sich mit einem neuen Bewusstsein für die subtilen Auswirkungen der Digitalisierung und nahmen sich vor, im Alltag achtsamer mit digitalen Medien um-zugehen. Die zentrale Erkenntnis des Abends war klar: Die digitale Welt kann bereichern – sofern wir lernen, sie bewusst und in Massen zu nutzen. Dr. Studer fasste es treffend zusammen: «Unsere innere Balance und Gesundheit hängen auch davon ab, wie wir mit der digitalen Welt umgehen.» (ab)

Anna Birkenmeier

Redaktion Zürcher Wirtschaft

Ihre Meinung ist uns wichtig

Das Thema ist wichtig.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Der Artikel ist informativ.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Der Artikel ist ausgewogen.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down