Gartenbauer integriert am besten
Nicht nur der für die Integration von Handicapierten vergebene Jurypreis This Priis der SVA ging an die Bösch AG. Auch den erstmals vergebenen Publikumspreis durfte der Neeracher Betrieb einheimsen, dessen Kerndisziplinen die Planung, Bau und Pflege von Gärten sowie der Unterhalt von Liegenschaften ist.
15. April 2025 Mark Gasser
Die für den This Priis nominierten KMU mit Sieger Patrick Bösch (Mitte).
Patrick Bösch (Mitte) mit seinem Team nach der Enthüllung des Preises an den Gartenbaubetrieb.
Am 9. April galt bereits zum 19. Mal: Bühne frei für inspirierende Integrationsgeschichten. Dann verlieh die SVA Zürich den IV-Arbeitgeber-Award «This Priis». Martin Schilt, Leiter IV-Stelle, stellte die externe Jury und das interne Expertenteam der SVA vor, die eine erste Vorselektion vornimmt. Nebst messbaren Kriterien wie die Anzahl Mitarbeiter, die ein Unternehmen integriert hat oder die Arbeitsplatzerhaltungen trotz fortdauernder Erkrankungen erfolgte die engere Selektion anhand von «Impulswerten», also Kriterien wie Engagement und Herzblut.
Die Gewinnerin aus den fünf Finalisten wählt jedoch eine siebenköpfige Jury aus Vertretern der Wirtschaft, Gesundheit und Politik. «Es macht viel Freude, die Geschichten zu hören, daraus zu lernen und inspiriert zu werden», sagte Petra Feigl, Leiterin HR bei Migros Industrie und Jurymitglied, im Gespräch mit Schilt. Das erlebte dann das Publikum selber. Die fünf Unternehmen wurden in kurzen Videos vorgestellt.
Inspirierende Geschichten
Gewinnerin des This Priis ist die Bösch-Gärten AG aus Neerach. Die Kerndisziplinen des 17-köpfigen Teams sind Planung, Bau- und Pflege von Gärten sowie der Unterhalt von Liegenschaften. Bereits 2017 war das Unternehmen Finalist des This-Priis und setzt sein Engagement konsequent fort. Doch diesmal überzeugte Geschäftsführer Patrick Bösch sowohl Jury als auch Publikum.
Denn seine Geschichte bewegte: Einschneidende Erlebnisse aus seiner eigenen Vergangenheit, etwa der frühe Tod seines Vaters und eine daraus entstandene eskapistische Game-Sucht, lehrten Bösch: Seine eigenen Ausbildner hätten ihn nicht aufgegeben und zur beruflichen Karriere verholfen. «Nun darf ich jemandem die Chance geben, einen Arbeitsplatz zu schaffen. Und das ist der Antrieb.»
Bewusstsein, Achtsamkeit, Wertschätzung – Bösch ist sich der heilsamen Wirkung solcher Prinzipien bewusst. Und er zelebriert auch gewisse Rituale im Betrieb und bei den Kunden – etwa mit Handschlag zur Begrüssung jedes einzelnen Mitarbeiters. «Und das kommt zurück».
Die weiteren Nominierten: Die Cosanum AG aus Schlieren vertreibt Medizinprodukte. Der interne Umgang liess hier vor allem aufhorchen: Bruno Schefer, der 14 Jahre lang den Betrieb leitete, sprach von Begriffen wie «Permakultur» ohne Pestizide oder Dünger (sprich: ohne Geschäftsleitung und Hierarchie), von «Happy Cosa Youngsters» statt Lernenden und von «Member Agreements» statt Arbeitsverträgen.
Ausserdem kamen auch eine Genossenschaft (die Landi Furt- und Limmattal) sowie eine staatliche Kulturstätte (das Opernhaus Zürich) in die engere Auswahl. So hat erstere etwa an mehrere der acht Standorte, wo sie Läden und Tankstellen führt, Menschen mit Handicap integriert. Das Integrieren sei immer ein Ringen, sagte Beat Beat Henzirohs, HR-Verwantwortlicher des Opernhauses. Aber wenn man Vertrauen aufbaue, «ist plötzlich mehr möglich als man anfangs dachte.»
Nominiert war auch die Academia Education AG, einer der grössten privaten Bildungsanbieter in der Schweiz mit Sprach- und Integrationskursen in 17 Schulungszentren (davon fünf im Kanton Zürich). Auch innerhalb der Belegschaft lebt Academia Integration: Durch individuelle Lösungen erleichtert das Unternehmen Menschen mit gesundheitlichen Herausforderungen Einstieg oder Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.
Stehende Ovationen begleiteten bereits die Ankündigung von Bösch-Gärten AG als «Publikumsliebling». Das Publikumsvoting erfolgte über eine Umfrage via Smartphone. Jurymitglied Camilla Bischofberger, Verantwortliche interne Kommunikation bei Pro Infirmis, gab dann die Bösch-Gärten auch als Siegerin der Jury bekannt. Geschäftsführer Patrick Bösch dankte sichtlich gerührt Jury und Publikum für die Wertschätzung.
Das Preisgeld im Wert von 10 000 Franken wird ausgeschüttet für ein Projekt, bei dem man in die Gesundheit und Prävention der Mitarbeiter investiert. Das könne ein Bewegungsangebot sein, Verbesserungen am Arbeitsplatz, oder eine Massnahme zur Förderung der mentalen Gesundheit.
Mark Gasser
Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft
Info
This Priis: IV-Erfolgsgeschichten
Der IV-Arbeitgeber-Award «This-Priis» würdigt Unternehmen im Kanton Zürich, die Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen anstellen. Von den erstmals über 100 Nominierungen standen am 9. April wieder fünf Unternehmen im Finale. Aber die Integrationsbemühungen haben auch eine ernste Komponente: Die Zunahme an IV-Fällen, vor allem bei jungen Erwachsenen sei besorgniserregend, meinte Martin Schilt von der SVA. «Viele von ihnen haben so schwerwiegende psychische Probleme, so dass zum Teil nicht einmal eine Ausbildung möglich ist». Die IV-Stelle müsse dann prüfen, ob diese Menschen aus medizinischer Sicht erwerbsunfähig sind und eine IV-Rente erhalten.
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