Das Wohnungsmarkt-Karussell steigender Kosten und Mieten
Der Wettbewerb im schweizerischen Wohnungsmarkt ist nicht bloss eingeschränkt durch die sich nicht vermehrende Ressource Boden. Erschwerend kommen auf der Erstellungsseite die perfektionierten Vorgaben und ein intransparentes System der Regulierungen dazu. Auf der Nachfrageseite stehen wettbewerbsverzerrend die unendlichen «Bestell»-Möglichkeiten für mehr und günstigen Wohnraum sowie die Differenzierung in Bestandes- und Neuvermietungen.
Ausgehend von Bestimmungen im schweizerischen Bauwesen durch Gesetze und parastaatliche Institutionen mit Vorgaben für die Planung, die Kostenberechnung und die Erstellung ergeben sich Standards und Qualitäten unserer Wohnungsbauten, wie sie wohl nirgends auf der Welt für – insbesondere – Mietwohnungen vorhanden sind. In der lokalen Bautätigkeit gelten sodann teilweise ergänzende Vorgaben für energetische Massnahmen, Mobilitätsvorschriften, Dachfenstergrössen und Farbgestaltung der Fassaden. Die noch so unbedeutendste Detailfrage findet ihren Niederschlag in den Normen des SIA, den Bau- und Zonenordnungen der Gemeinden oder gar in den Raumplanungsgesetzen der Kantone. Die schiere Zunahme der Anzahl von Regulierungen im Bauwesen lässt rasch den Schluss zu, dass auf der Angebotsseite – nebst dem handwerklichen Erstellen der Wohnungen – auch der notwendige Beizug von unzähligen Spezialisten und Juristen die Wohneinheiten Jahr für Jahr teurer werden lassen.
Auf der Nachfrageseite beschleunigen diverse Faktoren das Karussell steigender Kosten und Mieten im Wohnungsmarkt. In unserem direktdemokratischen System können Interessensgruppen den günstigen Wohnungsbau nicht bloss einfordern. Sie können den Einsatz von staatlichen Geldmitteln so steuern, dass Wohnraum für spezifische Interessensgruppen gezielt dem Markt entzogen wird. Den Nutzen dieses nun verstaatlichten Wohnungsangebotes ziehen diese aktivistischen Anspruchsgruppen, welche sodann von den günstigen Mieten profitieren. Die Kosten für diese Bevorzugung tragen die Steuerzahler, die Allgemeinheit und insbesondere die jüngeren Generationen. Aber auch die zu erfüllenden Forderungen nach öV-Anschluss, die Erwartungshaltung von Einkaufsmöglichkeit in Gehdistanz, die Schule sowie Kita und Freizeitaktivität ums Eck treiben die Preise in die Höhe und lassen die Mieten in gewissen Quartieren und Zonen explodieren.
Berechtigterweise sind wir im Kanton Zürich und der Schweiz stolz auf unsere raumplanerischen Massnahmen, auf die grosse Anzahl attraktivster Naherholungszonen im Siedlungsgebiet, auf die Erfüllung sämtlicher klimaschützender Baumassnahmen, auf die Dichte des öV, auf das Angebot an Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten und die Qualität des verfügbaren Wohnraumes. Das Preisschild dafür jedoch muss bezahlt werden können. Und führt, nebst dem Steuersystem und vielen weiteren Umverteilungsgefässen, nun auch durch staatliche Lenkung des Wohnungsmarkts zu immer mehr Befriedigung von Partikularinteressen, dann darf man sich durchaus fragen, wie das Karussell von steigenden Kosten und Mieten gestoppt – oder zumindest gebremst – werden könnte.
Bruno Sauter
Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)
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