Und das Preisschild?
Die Teilnahme an einer der aktuell unzähligen Messen zum Thema Umwelt, Klima, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit löst bei mir regelmässig gemischte Gefühle aus. Zum einen ist es ein Gebot der Zeit, dass Nachhaltigkeit von den Köpfen zügig in die Produkte und Dienstleistungen der Unternehmungen fliesst. Auch ist mir bewusst, dass ich durch mein Verhalten einen gewichtigen Beitrag zu diesen Themen leisten kann. Ebenfalls bekannt ist mir die Rolle des Staates als Wegbereiter und Akteur auf der Beschaffungsseite.
Zum anderen jedoch weiss ich von zahlreichen Firmen, die bereits enorme Beträge in neue, energieeffizientere und saubere Produktionsanlagen und -mittel investieren. Diese wissen trotz teilweise grossen Unsicherheiten, welche Technik (z.B. Wasserstoff oder Strom) sich denn am Markt durchsetzen wird, mit diesen Unsicherheiten umzugehen. Aber die regelmässig propagierte staatliche Lenkung, wer wann und wieviel Fleisch essen darf, wie viele Quadratmeter pro Person noch bewohnt werden dürfen oder welche Anzahl Kilometer gereist werden darf, verursacht mir Kopfschmerzen, die nicht mit der Einnahme von Schmerzmitteln bekämpft werden können. Abstruse Gesellschaftsmodelle, welche in der Mottenkiste der Geschichte vor nicht allzu langer Zeit versorgt wurden, finden sich plötzlich wieder auf der politischen Agenda und werden an Symposien und bei Referaten noch beklatscht.
Das allergrösste Übel erscheint mir jedoch die Tatsache, dass sich über sämtliche Parteien hinweg alle Akteure systematisch weigern, für diese Veränderungen, welche offensichtlich dringlich benötigt werden, das Preisschild zu benennen. Und sodann auch die Mitteilung, dass diese neuen Technologien auch von jemandem bezahlt werden – über teurere Energie, Produkte, Dienstleistungen und Transportkosten, höhere Mieten, Verluste von Arbeitsplätzen in energieintensiven Branchen und weniger Wohlstand in ganz vielen Bereichen unseres Lebens. Und die Strategie «Der Staat wird es dann schon richten» beruhigt mich zudem wenig und die Naivität, dass man nur wollen müsse, dann klappe es schon, enerviert mich. Also meine Bitte für all die Vorschlagsgeneratoren; zu jeder tollen neuen Vorgabe und Regulierung gehören immer auch die Bepreisung sowie die Angabe der Finanzierung derselben.
Bruno Sauter
Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)
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