Maschinerie Qualifikationsverfahren

11 000 Expertinnen und Experten sowie 38 Prüfungskommissionen mit rund 400 Mitgliedern sorgen dafür, dass die über 16 000 Lernenden ihre Abschlussprüfungen im Kanton Zürich ablegen können.

Bild SwissSkills

Gemeinsam mit den Prüfungskommissionen führt das Mittelschul- und Berufsbildungsamt die jährlichen Lehrabschlussprüfungen wie zum Beispiel für die Gärtnerinnen und Gärtner durch.

von Dennis Malischke

Jedes Jahr müssen tausende von Jugendlichen ihre erlernten Kompetenzen am Ende der Lehrzeit im Qualifikationsverfahren (QV) unter Beweis stellen. Die Abschlussprüfungen zwischen April und Juni bestehen aus einem betrieblichen und einem schulischen Teil.

In der Schule ist schriftlich und je nach Berufsbild auch mündlich Wissen über den Allgemeinbildenden Unterricht und die Berufskunde gefragt. Da erhalten die Lernenden Aufgaben in unterschiedlichen Fächern wie Wirtschaft, Gesellschaft sowie Sprachen und müssen Situationen aus der Praxis theoretisch erläutern. Zukünftige Malerinnen und Maler beschäftigen sich beispielsweise mit den Themen Arbeitssicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz.

Im Betrieb selbst oder in Zentren von überbetrieblichen Kursen (üK) finden die praktischen Prüfungen statt. Die Wahl des Ortes ist jeweils vom zu prüfenden Beruf abhängig. So müssen Gärtnerinnen und Gärtner zum Beispiel auf Pflanzen, spezifische Geräte und Materialien für ihre Arbeit zurückgreifen können. Ihre Leistung erbringen die Lernenden je nach Lehre im Rahmen einer individuellen praktischen Arbeit oder einer vorgegebenen praktischen Arbeit.

«Die Prüfungskommissionen sind das Schmieröl für die Maschinerie QV, damit alle Zahnräder reibungslos ineinandergreifen.»

Jonas Schudel, Leiter Betriebliche Bildung im Mittelschul- und Berufsbildungsamt

Dafür haben sie mehrere Stunden zur Verfügung und müssen ihr Resultat in Form eines Fachgesprächs präsentieren. Angehende Restaurationsfachleute haben beispielsweise die Aufgabe, unter den Augen der Prüfungsexperten mindestens zwei Tische im üK-Zentrum Wädenswil zu bedienen. Dabei müssen sie den Restaurantbesucherinnen ihre Plätze zuweisen, die Bestellung aufnehmen und die Abrechnung durchführen.

Um schlussendlich mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis oder dem Berufsattest abschliessen zu können, braucht es für die Bestehensnormen der jeweiligen Bildungsverordnung – wo auch die praktische Arbeit dazugehört – eine genügende Note.

Rund 11 000 Expertinnen und Experten bewerten die Lehrabschlussprüfungen. Sie sorgen dafür, dass die Lernenden eine einheitliche und gemäss ihrem Ausbildungsstand objektive Benotung erhalten. Für die Organisation und Durchführung des QV sind die Prüfungskommissionen im Kanton Zürich zuständig. Die Anzahl der Mitglieder pro Prüfungskommission richtet sich nach der Anzahl Abschlüsse, die jährlich durchgeführt werden. Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt beaufsichtigt die Kommissionen und unterstützt sie in ihrer Arbeit.

Interview: Das Qualifikationsverfahren auf dem Prüfstand

Interview von Dennis Malischke mit Jonas Schudel. Er leitet die Organisationseinheit Betriebliche Bildung im Mittelschul- und Berufsbildungsamt, die unter anderem den Bereich Qualifikationsverfahren der Berufsbildung im Kanton Zürich umfasst.

Bild zvg/MBA

Jonas Schudel leitet die Organisationseinheit Betriebliche Bildung im Mittelschul- und Berufsbildungsamt, die unter anderem den Bereich Qualifikationsverfahren der Berufsbildung im Kanton Zürich umfasst.

Am Ende ihrer Ausbildung müssen Lernende das Qualifikationsverfahren (QV) bestehen. Warum gibt es überhaupt ein QV?

Jonas Schudel: Dank dem QV können die Lernenden zeigen, was sie in den vergangenen Jahren gelernt haben. Sie können ihre gesammelten praktischen Erfahrungen und ihr gesamtes theoretisches Wissen direkt anwenden. Mit dem Ablegen des QV beweisen die Jugendlichen, dass sie bereit für die Arbeitswelt sind. An dieser Stelle möchte ich auch den Absolventinnen und Absolventen des diesjährigen QV gratulieren. Rund 92% haben die Prüfungen im Kanton Zürich bestanden. Das freut mich sehr.

Wie wird sichergestellt, dass das QV aktuell ist bzw. mit dem Wandel der Zeit Schritt hält?

Schudel: Mit Blick auf die Entwicklungen in der Berufsbildung werden die Verordnungen der Berufe alle fünf Jahre überarbeitet. Dies gilt für die Ausbildung im Gesamten wie auch für das QV. Auch die Verantwortlichen des Abschlussverfahrens, die Prüfungskommissionen, sorgen für zeitgemässe Prüfungen. Sie setzen sich aus Personen der Arbeitswelt, Berufsverbänden und Lehrpersonen der Berufsfachschulen zusammen und bringen dadurch aktuelle Expertise direkt aus der Arbeitswelt mit. Auch sind wir laufend dran, das QV technisch auf den neusten Stand zu bringen.

Was genau ist die Rolle der Prüfungskommissionen?

Schudel: Die 38 Prüfungskommissionen mit rund 400 Mitgliedern verantworten den gesamten Ablauf des QV: Sie informieren die Lernenden über Datum, Zeit und Ort der Abschlussprüfungen und stellen ihnen am Schluss die finalen Noten zu. Sie wählen die rund 11 000 Expertinnen und Experten aus und sind Koordinationsstelle zwischen Schulen, Betrieben und überbetrieblichen Kursen. Bildlich gesprochen sind die Prüfungskommissionen das Schmieröl für die Maschinerie QV, damit alle Zahnräder reibungslos ineinandergreifen. Die Leistung aller Beteiligten möchte ich umso mehr hervorheben, da die vielen Stunden für das QV grösstenteils im Milizsystem geleistet werden. Herzlichen Dank für das grosse Engagement, damit rund 12 500 kantonale und 4000 ausserkantonale Lernende auch im 2024 das QV absolvieren konnten.

Wie hoch ist der finanzielle Aufwand?

Schudel: Das Budget des Kantons Zürich für das gesamte QV von diesem Jahr liegt bei rund 28 Millionen. Damit können wir sicherstellen, dass unser Berufsnachwuchs von qualitativen Prüfungen profitiert und sämtliche Beteiligte zeitgemäss entlohnt werden. Unabhängig von Zahlen oder Summen sind unsere Jugendlichen das grösste Eigenkapital für den Arbeitsmarkt und eine nachhaltige Investition in die Zukunft.

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