Kryptowährungen – zwischen Goldgrube und Geldpolitik-GAU
Bitcoin & Co. haben mal wieder richtig Fahrt aufgenommen – Kursgewinne wie im Rausch! Während einige Investoren jubeln und satte Profite einstreichen, stehen andere ratlos daneben und fragen sich, was da eigentlich passiert.
26. Juni 2025 Bruno Sauter
Begriffe wie Blockchain, Distributed Ledger Technology (DLT) oder Tokenomics klingen für viele nach geheimnisvollen Codes aus einer anderen Welt – schwer verständlich und noch schwerer einzuordnen. Doch während Technikaffine und Visionäre bereits die nächste Finanzrevolution feiern und sich neue Möglichkeiten der digitalen Wertschöpfung erschliessen, schlagen staatliche Stellen Alarm: Geldwäscherei, Schwarzgeld, fehlende Kontrolle!
Uber und Airbnb
Genau wie Uber den Taximarkt oder Airbnb die Hotelbranche aufmischten, greifen Kryptowährungen nun mitten ins Herz staatlicher Regulierung ein – das Geld- und Zahlungssystem. Und das sorgt für Nervosität. Denn was bislang hoheitlich von Zentralbanken gesteuert wurde, scheint plötzlich dezentral, global und für Behörden schwer fassbar zu werden. Das Monopol auf Vertrauen – bisher in Form von Währungen mit Nationalflagge – wackelt. Und mit jeder Bitcoin-Rallye wird sichtbarer, dass nicht nur Spekulanten, sondern auch Institutionen diese neue Geldwelt ernst nehmen. Was einst Eisenbahn, Strom oder Internet war, wird nun zur digitalen Währung. Früher wurden Strassen für Autos gebaut – heute braucht die Blockchain ihre Coins als Treibstoff. Was wie Monopoly klingt, könnte bald Realwerte wie Häuser, Kunst oder Oldtimer in tausend digitale Häppchen zerlegen. Und plötzlich gehören Ihr Lieblingsbild und ein halber Oldtimer jemandem in Seoul, Delaware oder Timbuktu. Auf Knopfdruck.
Alarmglocken
Hier schrillen die Alarmglocken bei EZB, SNB & Co. Denn wenn Werte zersplittern und grenzüberschreitend gehandelt werden, kann die klassische Geldpolitik einpacken. Die Zentralbanken werden zum Statisten degradiert. Steuerung der Inflation? Viel Glück! Und wer glaubt, der Staat greift hier nicht ein, unterschätzt seine Liebe zur Fiskalpolitik. Regulatorische Daumenschrauben sind programmiert – nicht um zu nützen, sondern um zu kontrollieren. Denn der Fiskus könnte ansonsten zum zahnlosen Tiger degradiert werden, der seiner Beute hoffnungslos hinterherrennt. Ironischerweise investieren selbst staatliche Fonds in Kryptoanlagen – ein bisschen wie Feuer löschen mit Benzin.
Monetäre Hoheit
Und während Regierungen über regulierte Freiheit philosophieren, entgleitet ihnen still und leise die monetäre Hoheit. Das Vertrauen in Landeswährungen? Wankt. Die Inflation? Träge steuerbar. Die Glaubwürdigkeit des alten Geldsystems? Am Wackeln. Was bleibt? Ein Staat, der gleichzeitig regulieren, retten, bremsen und innovieren will – und dabei immer öfter Letzteres vergisst. Und wenn ein Präsident mit seinem eigenen Kryptogeld auch noch persönlich daran verdient, wird die Show der Scheinheiligkeit doch zumindest als Schatten über unserem Finanzsystem sichtbar. Bis dahin: Willkommen im Spielcasino 4.0 – Einsatz bitte in Bitcoin
Bruno Sauter
Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)
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