«Ich sehe die Leute meist gut gelaunt»
Vom Westerndorf bis zur Party auf einer Superyacht hat der Zürcher Eventmanager Ronnie Scholom schon vieles organisiert. Im Interview erklärt er, dass es nicht unbedingt auf das Budget ankommt, damit ein Firmenevent bei den Mitarbeitenden Begeisterung auslöst.
22. September 2025 Anna Birkenmeier
«Für mich ist die Organisation von Events keine Berufswahl, sondern eine Berufung», sagt der Eventmanager und Gründer von Show Connection, Ronnie Scholom. Seine ersten Konzerte hat er im Alter von 16 Jahren organisiert.
Herr Scholom, wie bezeichnen Sie sich selbst?
Ronnie Scholom: Ich bin ein Unikum. Mir ist egal, was auf meinem Visitenkärtchen steht – ob Eventspezialist, Entertainement-Fachmann oder Veranstaltungspapst. Für mich ist die Organisation von Events keine Berufswahl, sondern eine Berufung. Genauso wenig interessiert mich, welcher Titel auf dem Kärtchen meines Kunden prangt. Ob Wirtschaftskapitän eines grossen Unternehmens, Handwerker oder Musikgrösse – am Ende zählt nur eines: einen niveauvollen Event für eine spezielle Person oder Firma zu kreieren, der unvergesslich bleibt und noch lange nachhallt.
Wie sind Sie überhaupt in die Eventbranche hineingeraten?
Ronnie Scholom: Das hat sich schon früh abgezeichnet. Mit 16 Jahren habe ich Konzerte organisiert – damals noch mit Künstlern, die in der Schweiz fast unbekannt waren, wie Supertramp, Uriah Heep oder Bonnie M. Wir sprechen hier von den 70er Jahren. Schon damals hatte ich eine Verbindung zur Musikszene. Später ging ich als Animateur ins Ausland und entwickelte Unterhaltungsprogramme für Ferienclubs und Hotels. In den 80er Jahren belieferte ich Discos in der ganzen Schweiz mit Programmen und brachte als absolutes Highlight Karaoke aus den USA nach Europa – was sogar zur legendären «Schweizer Blick Karaoke-Meisterschaft» führte. Seit 30 Jahren konzentriere ich mich ausschliesslich auf Firmenevents, von Jubiläen bis zu Weihnachtsessen.
Es hat sich einiges geändert, auch wenn ich es schwer in Worte fassen kann, was es genau ist. Die Menschen, besonders die Jüngeren, sind anspruchsvoller.
Ronnie Scholom
Aktuell organisieren Sie ein Westerndorf auf einem Firmengelände. Übertreiben Sie manchmal ein bisschen?
Ronnie Scholom: (lacht) Ich mag es gross und unkonventionell. Nächstes Jahr baue ich tatsächlich ein komplettes Westerndorf für eine Firma – mit Stuntshows, Cowboys und allem Drum und Dran. Genau das macht den Reiz dieses Jobs aus: Ideen umzusetzen, die aussergewöhnlich sind.
Wenn Sie auf die letzten zehn Jahre zurückblicken: Wie haben sich Firmenanlässe verändert?
Ronnie Scholom: Es hat sich einiges geändert, auch wenn ich es schwer in Worte fassen kann, was es genau ist. Die Menschen, besonders die Jüngeren, sind anspruchsvoller. Es ist schwieriger, sie zu begeistern, oft finden sie kaum etwas lustig. Manche würden sogar lieber ein Weihnachtsgeld als ein Fest haben. Heute muss man Formate schaffen, die alle abholen: gemeinschaftstauglich, interaktiv, erlebbar. Unsere Eigenkreation «Krimidinner» ist seit Jahren unser Highlight, weil die Mitarbeitenden involviert werden. Unsere «Las Vegas Casino Night» wird auch sehr oft gebucht. Früher hiess es: Essen, dann kam der Zauberer oder Bauchredner, das ist definitiv seit Jahren vorbei.
Was regt Sie bei Events auf?
Ronnie Scholom: Teilnehmer, die respektlos am Tisch sitzen, ständig das Handy in der Hand. Manche merken gar nicht mehr, wie unhöflich das ist. Es kommt auch vor, dass sich Gäste anmelden und dann nicht erscheinen, ohne Abmeldung. Das ist dramatisch für einen Event.
Welche Trends bestimmen Firmenanlässe aktuell?
Ronnie Scholom: Individuelle Themen und immersive Erlebnisse. Ich gestalte und lebe Events wie ein Regisseur: Von einer 70er-Jahre-Party mit 300 Wirtschaftsgrössen bis zu dekadenten Abenden in Monaco, bei denen ein Hotel komplett umgebaut wird. Idee, Konzept und Künstler kommen von mir; für alles andere arbeite ich mit externen Partnern zusammen. Dabei gilt: Egal ob CEO oder Bundesrat, Diskretion hat oberste Priorität. Grossartig an meinem Job ist auch: Ich sehe die Leute meist gut gelaunt.
Könnte KI Ihre Arbeit in Zukunft ersetzen?
Ronnie Scholom: Nein. Live-Entertainment kann keine KI ersetzen. Vertrauen und Kreativität entstehen durch persönliche Handschrift, nicht durch Algorithm
Ich gestalte und lebe Events wie ein Regisseur: Von einer 70er-Jahre-Party mit 300 Wirtschaftsgrössen bis zu dekadenten Abenden in Monaco, bei denen ein Hotel komplett umgebaut wird.
Ronnie Scholom
Inwiefern merkt man bei einem Event, wie die Stimmung im Unternehmen ist?
Ronnie Scholom: Sehr stark. Vor allem wenn sich viele anmelden, dann aber nicht erscheinen. In der Regel haben aber 90 Prozent der Teilnehmer Freude.
Gab es Pannen?
Ronnie Scholom: Kleine, ja. Grosse Katastrophen nie. Einmal konnte ein Künstler nicht fliegen da in London gestreikt wurde. Da musste ich innert 2 Stunden für Ersatz sorgen. Der grösste Einschnitt war Corona: zwei Jahre Stillstand.
Was war Ihre spektakulärste Location?
Ronnie Scholom: Eine Riesen-Yacht im Mittelmeer mit zwei Weltstars und vier Gästen. Spektakulärer geht es kaum.
Welche Fehler sehen Sie bei Firmenevents von KMU immer wieder?
Ronnie Scholom: Viele vergessen, dass ein Event ein Zeichen der Wertschätzung ist. Mitarbeitende sind das Kapital eines Unternehmens und das muss man honorieren. Dabei geht es nicht um die Höhe des Budgets, sondern um die Haltung.
Stichwort Budget: Was, wenn dieses klein ist?
Ronnie Scholom: Auch Bowling, eine Wanderung oder eine Bootsfahrt auf dem Greifensee können ein grossartiger Event sein. Manchmal reicht genau das, um ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen.
Wie sehen Firmenanlässe in fünf Jahren aus?
Ronnie Scholom: Das Rad wird sich nicht neu erfinden. Corona hat gezeigt, dass digitale Events nicht wirklich funktionieren. Die guten Formate bleiben, die schlechten verschwinden. Früher war Karaoke der Renner, heute ist es passé. Zukünftig wird es mehr um Qualität als um Masse gehen.
Und Ihr persönlicher Wunschevent?
Ronnie Scholom: Realistisch gesehen habe ich eigentlich schon alles umgesetzt, was ich mir gewünscht habe. Aber wenn wir mal unrealistisch träumen dürfen: Mit Paul McCartney nach New York fliegen und stundenlang über Musik reden – das wäre definitiv ein Highlight.
Die Hauptsaison steht vor der Tür. Wann geht es los?
Ronnie Scholom: Ich bin schon mittendrin. Richtig los geht’s jedes Jahr um den 25. August, direkt nach der Sommerpause. Ab dann steigt die Nachfrage schnell, vor allem für Firmenfeiern und Weihnachtsevents. Das kleine Problem dabei: Alle möchten natürlich an einem Donnerstag, Freitag oder Samstag feiern – und genau diese Termine sind am schnellsten vergriffen. Deshalb lohnt es sich, frühzeitig zu planen. So hat man die besten Chancen, die Wunschlocation und den perfekten Termin zu bekommen.
Unsere Highlights für’s Firmenweihnachtsessen:
Krimidinner in Deutscher oder Englischer Sprache
Las Vegas Gambling Night
Bingo-Plausch
The Blues Brothers Show
The ABBA Tribute Show
Mehr Infos: https://www.showconnection.ch/en/
Anna Birkenmeier
Redaktion Zürcher Wirtschaft
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