Cyberattacke aus dem Badezimmer

Zahnbürsten des Schreckens: Die smarte Invasion.» Oder: «Malware Madness: Die Zahnbürsten-Apokalypse», oder «Der Biss der Cyberbürste». Wieder einmal schreibt das Leben die besten Drehbücher für B-Horrormovies.

Dass die Zahnbürste ein Infektionsrisiko darstellt, könnte ja noch halbwegs zutreffen. Aber dass es sich in dieser Art von Attacke um Viren digitaler Art handelt, braucht schon etwas mehr Fantasie. Doch von vorne. Die globale Datenbank Statista geht davon aus, dass sich die Zahl der Internet-of-Things-Geräte (IoT) weltweit voraussichtlich von 15,14 Milliarden Geräte im Jahr 2023 auf über 29 Milliarden im Jahr 2030 fast verdoppeln wird. Und im Internet der Dinge sind unsere Geräte nicht nur smart, sondern auch vernetzt miteinander – und mit dem Internet. Vom intelligenten Kühlschrank, der eifrig Lebensmittel bestellt, über Leuchtmittel, die sich an unsere Stimmung anpassen – bis hin zu Zahnbürsten, die als Eintrittstor für Cyberkriminelle dienen. Denn das Internet der Dinge, einst gepriesen als der Gipfel der Bequemlichkeit, wird zunehmend zum Spielplatz für Cyberkriminelle. Diesmal trifft es uns buchstäblich ins Gesicht, besser gesagt in den Mund.

Kriminelle verschafften sich gemäss dem Portal «Swisscybersecurity» Zugang zu über 3 Millionen elektrischen Zahnbürsten und installierten dort Schadsoftware (Malware)

Wadenbeisser


So wurden neulich smarte Zahnbürsten als neue Front für dunkle Machenschaften entdeckt. Denn Hacker haben über den digital-dentalen Zauberstab unter anderem die Website mindestens einer Schweizer Firma aufgerufen, diese überlastet und lahmgelegt. Kriminelle verschafften sich gemäss dem Portal «Swisscybersecurity» Zugang zu über 3 Millionen elektrischen Zahnbürsten und installierten dort Schadsoftware (Malware), beispielsweise über Apps, die zeigen, wie gut man sich die Zähne putzt. Die Verbindung über Bluetooth zum Handy, ein vermeintlich harmloses Feature, wird zum Einfallstor für Schadsoftware. Ein einziger Befehl genügt, und schon rufen die mit Malware infizierten Zahnbürsten Websites auf, überlasten sie und legen sie lahm. Die Angriffe bleiben oft unbemerkt, während wir arglos unsere Zähne putzen. Ein Albtraum für Datenschützer und eine unerwartete Wendung in der Geschichte unserer Zahnpflege. Die häufigsten Ziele bei solchen Attacken sind der Gaming-Sektor sowie die Telekommunikations- und Finanzbranche.
Intelligente Haushaltsgeräte, Fahrzeuge, Türschlösser, Fahrräder, Feuermelder, Sicherheitssysteme – die Liste ist fast endlos. Viel Fantasie braucht es dann nicht mehr, um sich angesichts weiterer vermeintlicher smarter Freunde Vorkommnisse mit mehr Kollateralschaden auszudenken: vom «Gemetzel der Killer-Kühlschränke», die dann nicht nur Salatköpfe kühlen, der «Stunde der Mörder-Staubsauger» auf Jagd nach Kleinkindern und Haustieren über den «Horror-Herd» in der Küche, dem selbstfahrenden «Terror-Taxi», oder der blutigen «Rache des Robohunds». Es ist wie bei der künstlichen Intelligenz allgemein: Stecker ziehen nützt kaum, und es steht nicht im Handbuch, was sie alles kann.

Wadenbeisser

Achtung: Schonungslos bissig

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