adlatus: Netzwerk für alle Beratungsfälle

Lebenlanges Lernen, Flexibilität und Agilität beschreiben das Beraternetzwerk adlatus Zürich+Agglomeration recht gut – obwohl oder gerade weil die ehemaligen Führungskräfte, Unternehmerinnen und Unternehmer, meist aus dem Ruhestand agieren. Die Mitglieder von adlatus können als Berater für KMU Gold wert sein. Gerade in der Krise. Aber nicht nur.

Bild Mark Gasser

Erfahren und gleichzeitig aufgeschlossen: Die «Generalisten» von adlatus Thomas Klein (links) und Thomas Vaterlaus schreckt keine Aufgabe und Branche ab.

Einer der wesentlichen Punkte, die kleine und mittlere Unternehmen von Grossbetrieben unterscheiden: Sie sind nicht selten agile Individualisten. Und sie sind oft in einem Mikrokosmos tätig, dessen Abläufe und Organisation von aussen schwer durchschaubar sind. Da helfen Allgemeinrezepte für Rettungsaktionen, Krisenmanagement, New-Work- und Leadership-Ansätze aus der grauen Theorie nicht weiter.
Daher ist es kein Zufall, dass sich gerade das Netzwerk adlatus mit seinen Generalisten für KMU als erste Anlaufstelle anbietet. Das typische KMU erwartet keine theoretischen Konzepte, sondern eine Kombination aus professioneller Expertise, praktischer Unterstützung, Flexibilität und lokaler Verankerung. Und am liebsten effektive und effiziente Beratung und sofort umsetzbare Lösungen. Innert 24 Stunden nehmen sie Kontakt auf und bieten im Idealfall sogar erste Beratungen an.

Rund 30 ehemalige und noch aktive Unternehmer sind im adlatus-Netzwerk Zürich+Agglomeration vereint (siehe Box). Die ehemaligen Führungskräfte und Spezialisten aus diversen Beratungsfeldern und Branchen stellen ihr Wissen und ihre Erfahrung unkompliziert und ohne grossen organisatorischen Überbau zur Verfügung, um Unternehmen in der Krise zu helfen. «Unsere Erfahrung schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit», ist Thomas Vaterlaus vom adlatus-Netzwerk überzeugt. Zudem sind die Mitglieder ungebunden, flexibel und reaktionsschnell: Innert Stunden werden Strukturen, Angebote, Prozesse, Schnittstellen, Herausforderungen sowie potenzielle Risiken und deren Zusammenhänge transparent gemacht und geklärt.

Der KGV und adlatus

In der Region Zürich und Umgebung arbeitete adlatus im Jahr 2021 eng mit dem KGV zusammen, um Betrieben zu helfen, welche durch Covid-Massnahmen unverschuldet in Schwierigkeiten geraten waren. adlatus stellte innert weniger Tage ein umfassendes Härtefallprogramm auf die Beine und danach auch vielen KMU geholfen, ihren Unterstützungsanspruch zu eruieren, ihn auszuweisen und die Unterstützungsgesuche korrekt einzureichen.

Dabei wuchs eine dafür zuständige adlatus-Arbeitsgruppe auf zuletzt 12 Personen an, insbesondere um Unterstützungskredite oder À-fonds-perdu-Beiträge zu beantragen. «Der daraus entstandene Kitt bewog uns, auch andere Projekte gemeinsam zu machen und weitere Kunden zu betreuen», sagt Thomas Klein. Ein Dreiergremium verteilte die Aufträge an die anderen im Team. Um nicht zu tief ins Detail zu gehen: Manchmal waren Spartenrechnungen die Lösung des Problems. Ein Café musste etwa von der Bäckerei buchhalterisch getrennt werden, oder die Garage musste Service und Verkauf getrennt abwickeln – da der Service offen bleiben durfte, während der Verkauf geschlossen werden musste. «Viele Kunden hatten natürlich noch nie eine Spartenrechnung aufgestellt», so Vaterlaus. So war die Erfolgsquote dank der drei Fachleute, die sich im Dokumentendschungel auskannten, hoch.

Lehren aus Corona

Viele KMU hatten die Notwendigkeit auch unterschätzt, als Überlebensgarantie Rücklagen zu bilden. «Viele Unternehmen leben von der Hand in den Mund, planen zu wenig Unvorhergesehenes ein, haben kaum Notfallpläne und schauen zu wenig nach vorn», bilanziert Vaterlaus. So kümmerten sie sich oft zu wenig darum, spätere Auftragslücken bereits vorbeugend zu stopfen.

Aber auch nach Corona treffe man immer wieder auf diese Themen. Die Globalisierung bringt viele Vorteile, aber auch Risiken auf. Wer sich darauf vorbereitet, ist unabhängiger und flexibler. «Da sehen wir viele Fälle, bei denen zum Beispiel die Lieferketten nicht mehr gewährleistet sind», so Vaterlaus. «Und das andere ist das Krisenmanagement und die Vorsorgeplanung generell. Man vergisst im Erfolg oft, wie anfällig das eigene Unternehmen bei einem unerwarteten Ereignis sein kann.» Es gelte auch, vermehrt den Mechanismen des Internets bei der Kundengewinnung Rechnung zu tragen – und da drohten viele kleine KMU den Anschluss zu verpassen. Digitalisierung, Strommangel, Naturkatastrophen oder Lieferkettenprobleme – solche Szenarien werden auch mit dem von adlatus angebotenen «SokratesMapConcept» dokumentiert und visualisiert.

IT und KI als Chance für KMU

Dass die Senioren aufgeschlossene Herren sind, zeigt ihre Offenheit gegenüber der Digitalisierung und, im Besonderen, gegenüber künstlicher Intelligenz und deren Potenzial für KMU. Bei einem Impulsreferat von Tony Keller (Mitglied bei adlatus Zürich+Agglomeration) liessen sich Kunden und Mitglieder von adlatus umreissen, was selbst für ein KMU punkto KI umsetzbar ist – etwa beim Texten in der Öffentlichkeitsarbeit oder bei Marktanalysen. «Häufig ist das Potenzial gar nicht so offensichtlich, aber einfach anzuwenden. So könnten KMU sehr viel Zeit sparen», sagt Vaterlaus, der einst langjährige IT-Leiter einer internationalen Technologiefirma in der Schweiz war. Diese Neugier, neue Technologien anzuwenden, sei «in den Genen eines Adlaten», fügt Klein hinzu. «Nichts gegen das Enkelhüten oder das Einkaufen mit der Frau. Aber uns motivieren solche Herausforderungen und wecken den Ehrgeiz.» Nicht zuletzt seien es auch die Begegnungen und Kontaktpunkte zu neuen Branchen und Tätigkeiten, die das Feuer weiter brennen liessen. Gleichzeitig sind sie erfahren genug, um nicht auf jeden Hype aufzuspringen.

Apropos Digitalisierung: Dass die Dienstleistungen des Netzwerks irgendwann durch künstliche Intelligenz abgelöst werden, ist kaum zu befürchten. Gerade Authentizität und Erfahrung wird in einer Zeit, in der alles der Effizienz und Skalierbarkeit zu folgen scheint, immer wertvoller. Und authentisch sind die Experten von adlatus – das Feuer aus ihrer Unternehmenskarriere brennt in ihnen weiter. Ihr emotionales Engagement spricht Bände.

Kundenbedürfnis im Fokus

Auch Startups wie jüngst ein Unternehmen für Medizinalprodukte haben den Bedarf, ihren Business Case zu überprüfen. «Bei den einen geht es bei solchen Anfragen darum, Struktur einzuführen, bei anderen eher darum, eine kritische externe Sicht einzubringen», sagt Vaterlaus.

Tabus oder Ausschlusskriterien gibt es kaum für die Mitglieder von adlatus: Ein Startup, das auf Investorensuche war, forderten sie kurzerhand zum «Pitch» auf. Was zunächst Lacher erntete, trug später Früchte: Wenig später trat das Startup – nach einigen Proben bei adlatus, versteht sich – in der «Höhle der Löwen» auf. Bei anderen Beispielen finden sich Mitglieder von adlatus auch als externe Projektmanager oder als Finanzchef in operativen Rollen wieder.

Aktuell haben sie auch mit der Fusion eines neuen schweizerischen Verbands aus fünf bestehenden kleineren Berufsverbänden zu tun – auch eine Art Startup. Mit der «SokratesMap-Methode», basierend auf einer Partnerschaft mit der Sokrates Group in Zürich, wurden die Verbände beziehungsweise deren Struktur, Organisation, Prozesse und Herausforderungen innert Kürze neu gedacht, visualisiert und modelliert. Die Methode sei effektiv, schnell, gut verständlich. Daraus wurden verschiedene Massnahmenpakete erstellt mit dem Ziel, 2026 die Verbandsfusion und -integration in die nationale Dachorganisation zu vollziehen.

Bei einem Firmenverkauf dringen die erfahrenen ehemaligen Geschäftsleute schnell zum Kern vor: «Wir haben den Vorteil, dass wir schon gesetzter sind, fachliche Erfahrung und soziale Kompetenz mitbringen. So trauen wir uns, auch heikle Themen anzusprechen. Man kauft uns dies auch ab», erzählt Vaterlaus aus der Praxis. In einem Fall musste die persönliche Vorsorgesituation bei einem geplanten Firmenverkauf bis ins Detail geklärt werden – bis hin zu den Kosten fürs Hundefutter. «Oft geht es bei solchen Anfragen nicht um technische Fragen, sondern um Empathie und Vertrauen.»
Und geht es einmal um juristische Abklärungen, greifen sie auf das interne oder persönliche Netzwerk zurück. Beispielsweise könnten so Patente von Spezialisten geprüft werden, «zu einem Preis, der in den KMU-Markt passt», sagt Vaterlaus. «adlatus ist wie eine Firma mit unterschiedlichsten Kompetenzen», sagt Klein, der selber Unternehmensberater mit juristischen Kenntnissen ist.

Statt hohe Beratungssaläre steht für die Praktiker von adlatus die Unterstützung der Unternehmen im Vordergrund. Das Erstgespräch ist unverbindlich und kostenlos. Was sie ferner betonen: «Wir sind nicht in Konkurrenz mit anderen Branchen, etwa den Treuhändern. Wir sehen uns eher als gesamtheitliche Betreuung.»

Sei von «Wirtschaft» die Rede, werde oft die grosse Innovationskraft der Schweizer KMU-Szene vergessen. Gerade diese zu unterstützen, motiviere adlatus besonders. «Und man muss den Biss haben, theoretisches Wissen einerseits, das handwerkliche Können und den Durchhaltewillen anderseits zu kombinieren. Der pragmatische Weg macht am Schluss die wirkliche Innovation im KMU aus, nicht der grosse Kredit und das riesige Forschungsprojekt», sagt Thomas Vaterlaus.

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

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