Fachkräftemangel, Digitalisierung und KI

Die grösste Herausforderung für KMU im Kanton ist – wie bereits im letzten Jahr – der Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften. Auf Rang 2 folgt das Thema «Digitalisierung und künstliche Intelligenz», das mit über 10 Prozent den grössten Zuwachs verzeichnet. Dies zeigt die neuste Studie «KMU ZH Monitor» der Zürcher Kantonalbank auf.

Grafik ZKB

Auf die Frage, welches die grösste Herausforderung für KMU sei, gaben erneut die meisten den Fachkräftemangel an.

Wie geht es den KMU im Kanton Zürich in diesen wirtschaftlich und geopolitisch unruhigen Zeiten? Dieser zentralen Frage ging der mittlerweile fünfte «KMU ZH Monitor» auf den Grund. Die Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) wird im Auftrag der Zürcher Kantonalbank erstellt. Mit 1195 KMU hat eine Rekordzahl an Unternehmen an der Studie teilgenommen (Vorjahr: 746). Die Befragung fand zwischen Mitte März und Anfang Mai 2025 statt.

Die grösste Herausforderung für KMU im Kanton Zürich ist – wie bereits 2024 – der Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften. Dessen Bedeutung nimmt aber zum zweiten Mal in Folge ab, dieses Jahr gar deutlich um 12 Prozent. Der Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften trifft die Branchen unterschiedlich stark. Besonders betroffen sind nach wie vor die Branchen Bau/Architektur sowie Gastronomie/Hotellerie.

Branchenübergreifend zeigt es sich, dass kleine und mittelgrosse Unternehmen tendenziell stärker vom Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften betroffen sind als Kleinstunternehmen.

Digitalisierung: Starker Zuwachs

Auf Rang 2 folgt das Thema «Digitalisierung und künstliche Intelligenz», das mit über 10 Prozent den grössten Zuwachs verzeichnet. Über sämtliche Branchen sehen 32 bis 39 Prozent der Unternehmen hier eine Herausforderung. Hingegen unterscheiden sich die Ergebnisse bei den Unternehmensgrössen deutlich. Gerade mittelgrosse Unternehmen sehen die Digitalisierung als Herausforderung (47,5 %), Kleinstunternehmen hingegen weniger (33 %). Eine mögliche Erklärung: Skalenerträge können die Wirtschaftlichkeit von Digitalisierungsinitiativen erheblich steigern. Grössere Unternehmen profitieren stärker von diesen Effekten, wodurch sich für sie stärkere Anreize zur Digitalisierung ergeben als für kleinere Betriebe.

Die wirtschaftliche Lage betrachten die Unternehmen zwar als solide und erwarten für das kommende Jahr eine leichte Verbesserung. Der optimistische Blick in die Zukunft ist jedoch mit Vorsicht zu geniessen: Die Mehrheit der teilnehmenden KMU hatte den Fragebogen noch vor der Ankündigung der US-Handelszölle ausgefüllt.

Zudem offenbart der Vergleich mit den Vorjahren einen negativen Trend: Die Stimmungslage bei den KMU verschlechtert sich. Die Einschätzung der Geschäftslage («Unserem Unternehmen geht es zurzeit gut») wird im Jahr 2025 spürbar negativer bewertet als noch 2024 und 2023.

Viele KMU suchen Nachfolge

Einer der drei Schwerpunkte des diesjährigen KMU ZH Monitor war die Nachfolgeplanung. Im Kanton Zürich gibt es über 120 000 KMU. Bei 10 Prozent steht in den nächsten zwei Jahren eine Nachfolgeregelung an, in den nächsten zehn Jahren suchen summiert gar rund die Hälfte der KMU eine Nachfolgelösung.
Der Grund dafür: Die Generation der Babyboomer erreicht das Pensionsalter. Der demografische Wandel verleiht dem Thema eine hohe Relevanz und Dringlichkeit, wie auch Patrick Sulser bestätigt: «Die Nachfolgeplanung ist mit vielen Emotionen verknüpft, aber es ist riskant, sie auf die lange Bank zu schieben.»

Denn: Die Nachfolgeplanung benötigt viel Zeit. «Unsere Erfahrung zeigt, dass eine familieninterne Nachfolge bis zur Verantwortungsübergabe im Durchschnitt 6,5 Jahre dauert», sagt Sulser. «In Zukunft dürfte der veränderte Arbeitsmarkt die Nachfolge nochmals erschweren. Ab 2029 wird es in der Schweiz 30 Prozent mehr Pensionierungen als Arbeitsmarkteintritte geben.» Dass es schon heute die grösste Herausforderung ist, eine geeignete Nachfolgerin oder einen geeigneten Nachfolger zu finden, zeigt auch die aktuelle Umfrage.

Ein weiterer Schwerpunkt war neben der Digitalisierung und der Nachfolge der Einsatz von Kryptowährungen. Nur gerade 3,2 Prozent der befragten knapp 1200 Unternehmen setzen derzeit Kryptowährungen als Geldanlage, Zahlungsmittel, zur Diversifikation oder zur Kapitalbeschaffung ein.
Auch einen zukünftigen Einsatz von Krypto können sich nur 7,1 Prozent vorstellen: am ehesten als Zahlungsmittel (7,5%), Geldanlage (4,9%) oder zur Diversifikation (3%). «Die generelle Skepsis gegenüber dem praktischen Einsatz von Kryptowährungen erstreckt sich damit branchenübergreifend», fassen die Studienautoren zusammen.

Zürcher Wirtschaft

Redaktion

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