Persönliche Wertschätzung entscheidend
Der Fachkräftemangel sorgt bei vielen KMU für Sorgenfalten. Die Suche nach neuen Mitarbeitenden, aber auch das Halten von bestehendem Personal, ist herausfordernd.
19. Februar 2024
Stefan Klöckl, Gründer der Sinnfabrik.ch, ist auch Experte in Führung, Persönlichkeits- und Teamentwicklung, Kundenbegeisterung und Präsentation. Sein Fokus liegt auf KMU, in denen die Mitgestalter und Kunden im Mittelpunkt stehen. Als Business Trainer für Führung und Teamentwicklung leitet er das KMU ZH Praxisseminar Teil 2 der Zürcher Kantonalbank.
Interview: Pedro Mor
Herr Klöckl, welche konkreten Herausforderungen sehen Sie für KMU im Bereich der Mitarbeitergewinnung und -bindung, gerade auch mit Blick auf die unterschiedlichen Generationen?
Stefan Klöckl: Es geht nicht nur darum, verschiedene Generationen zu unterscheiden, wie etwa die Gen Z. Statt auf das Trennende sollte meines Erachtens der Fokus mehr auf das Verbindende gelegt werden. Viel wichtiger ist jedoch, wie Unternehmen authentisch nach aussen wirken und dabei sicherstellen, dass dieses Aussenbild auch im Inneren der Organisation gelebt wird. Dass dies nicht immer der Fall ist, kommt relativ häufig vor. Ein Unternehmen braucht eine klare Strategie, wie es damit umgehen will.
Wie gehen Sie als Trainer vor, um mit den Führungsteams von KMU die Alleinstellungsmerkmale ihrer Organisation zu identifizieren und zu stärken?
Klöckl: Die Suche danach beginnt oft mit den Geschichten und Erzählungen des Unternehmens. Diese Geschichten aus dem Innenleben sind zentral, weil sie die DNA und den Spirit einer Organisation widerspiegeln, unabhängig davon, ob es sich um ein etabliertes Unternehmen oder ein Startup handelt. Sie sind die Voraussetzung, um eine nicht kopierbare Identität oder eben Alleinstellungsmerkmale zu finden. Und diese haben in den allermeisten Fällen wenig mit den Produkten oder Dienstleistungen des Unternehmens zu tun. Diese sind allenfalls kopierbar, nicht aber die DNA des Unternehmens. Meine Aufgabe ist es, diese Geschichten herauszuarbeiten.
Warum ist die Attraktivität als Arbeitgeber heute so entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens, insbesondere im Wirtschaftsraum Zürich?
Klöckl: Wer als Arbeitgeber nicht attraktiv ist beziehungsweise nicht als attraktiv wahrgenommen wird, findet auch keine geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Wirtschaftsraum Zürich, der besonders kompetitiv ist, spielt die Attraktivität als Arbeitgeber eine noch wichtigere Rolle, gerade im Kontext des Fachkräftemangels. Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass die Sichtbarkeit und Attraktivität als Arbeitgeber von grosser Bedeutung sind. Die Besten einer Branche haben in der Regel auch keine oder nur geringe Probleme, geeignete Mitarbeitende zu finden. Wer jedoch keine oder nicht die richtigen Mitarbeitenden findet, sollte sich fragen, warum dies so ist.
Welche Rolle spielen die Führungskräfte eines Unternehmens bei der Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfelds und wie können sie gezielt an der Gestaltung einer positiven und attraktiven Unternehmenskultur arbeiten?
Klöckl: Diese Frage beinhaltet sehr viele Aspekte, die ich in der Kürze dieses Interviews nur anreissen kann. Zunächst sind die Führungskräfte der Hebel im Unternehmen. Im Idealfall sollten sie in ihrem Handeln und Denken Vorbild sein, um auch ihre Kolleginnen und Kollegen zu prägen und positive Einflüsse auszuüben. Dann folgen ihnen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zweitens: Ein attraktives Arbeitsumfeld ist individuell und hängt nicht nur von äusseren Faktoren wie Benefits ab. Jedes Unternehmen muss sein eigenes Umfeld finden, in dem Mitarbeitende gerne zur Arbeit kommen, Wertschätzung erfahren und sich entwickeln können. Entscheidend ist es, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich die Mitarbeitenden wohl fühlen und sich persönlich in das Unternehmen einbringen können. Diese Motivatoren und Hygienefaktoren müssen individuell ermittelt werden.
Können Sie uns Beispiele für erfolgreiche Massnahmen oder Veränderungen nennen, die Unternehmen geholfen haben, ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern?
Klöckl: Es ist schwierig, konkrete Massnahmen zu benennen, da diese oft sehr individuell auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sein müssen. Ein Ansatz, mit dem wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben, sind begleitete Mitarbeitergespräche in Form von speziellen Interviews. Diese zielen vor allem darauf ab, zu erfahren, was die Mitarbeitenden persönlich wirklich beschäftigt. So erfährt man sehr viel darüber, wo die Stärken, Werte und Bedürfnisse der Mitarbeitenden liegen. Eine der häufigsten Reaktionen, die wir nach solchen Gesprächen von den Mitarbeitenden erhalten haben, war: Endlich ging es mal um mich. Und dieses Gefühl der persönlichen Wertschätzung ist entscheidend für die Identifikation mit der Unternehmenskultur. Vor allem dann, wenn sich dies herumspricht, jeder einzelne Mitarbeitende zum Botschafter für das eigene Unternehmen wird und so selbst und direkt neue Mitarbeitende gewinnt. Dieser Prozess, schafft eine authentische Basis, um die Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Er braucht allerdings viel Zeit und Kontinuität, da solche Veränderungen Jahre dauern können.
Info
KMU ZH Praxisseminare
KMU ZH Praxisseminare: Jetzt anmelden! Im Rahmen ihrer Initiative «KMU ZH» bietet die Zürcher Kantonalbank zwei Praxisseminare zum Thema Arbeitgeberattraktivität an.
Teil 1 widmet sich den Themen Employer Branding, Rekrutierung und Beziehungsgestaltung und vermittelt konkrete Lösungsansätze, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.
In Teil 2 steht die Arbeitgeberpositionierung als Werkzeug gegen den Fachkräftemangel im Vordergrund. Eine positive Unternehmenskultur trägt dazu bei. Denn nur, was von innen gelebt wird, kann nach aussen nachhaltig wirken.
Hier geht’s zu den Praxisseminaren:
www.zkb.ch/kmu-zh
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KMU ZH Praxisseminare: Jetzt anmelden! Im Rahmen ihrer Initiative «KMU ZH» bietet die Zürcher Kantonalbank zwei Praxisseminare zum Thema Arbeitgeberattraktivität an.
Teil 1 widmet sich den Themen Employer Branding, Rekrutierung und Beziehungsgestaltung und vermittelt konkrete Lösungsansätze, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.
In Teil 2 steht die Arbeitgeberpositionierung als Werkzeug gegen den Fachkräftemangel im Vordergrund. Eine positive Unternehmenskultur trägt dazu bei. Denn nur, was von innen gelebt wird, kann nach aussen nachhaltig wirken.
Hier geht’s zu den Praxisseminaren:
www.zkb.ch/kmu-zh