Wachsen ohne Immissionen – geht das?

Der Tag der Bauwirtschaft stand unter dem Motto «Die 10-Millionen-Schweiz – Konsequenzen für die Gesellschaft, Lösungen der Bauwirtschaft». Wie sieht es aus mit Bauen ohne CO2-Immissionen? Die Branche ist bereit, diese Herausforderung anzunehmen, wie ein Podium aufzeigte.

Referent Bertrand Piccard mit Moderatorin Mascha Santschi Kallay.

Belebte Diskussion auf dem Podium am Tag der Bauwirtschaft, unter anderem mit Baudirektor Martin Neukom (Grüne).

Die Tagesagenda am Tag der Bauwirtschaft vom 28. Juni in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon setzte auf Inhalte. Nach der morgendlichen SBV-Generalversammlung stellten mehrere namhafte Referenten, darunter auch der Zürcher Regierungsrat Martin Neukom (Grüne), ihre Ausführungen in den Fokus des Tagesmottos (siehe Box). Moderatorin Mascha Santschi Kallay gelang es mit viel Empathie, den Referenten einzelne Präzisierungen zu Aussagen zu entlocken.

Wind und Sonne als Antrieb

Die Halle 550 war am späten Nachmittag des letzten Freitages im Juni wieder bestens besetzt, als mit Bertrand Piccard ein eigentlicher Pionier, Forscher, Abenteurer, Visionär und Unternehmer auf die Bühne gebeten wurde.

Die Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen und Zuhörer war dem Romand sicher. Piccard hatte sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen Namen gemacht, wenn es darum ging, aufzuzeigen, dass alleine mit der Nutzung von Wind- oder Sonnenenergie quasi Berge versetzt werden können. Das heisst im Fall der Piccardschen Abenteuer: Einmal um die Welt mit einem Ballon oder mit dem selbst gefertigten Segelflugzeug, dieses nur mit Sonnenenergie betrieben.

Piccards einfache Botschaft wurde von ihm gleich zu Beginn zementiert: «Das, was in der Luft erfolgreich umgesetzt werden kann, lässt sich auf dem Boden mindestens ebenso gut realisieren.»

Piccard wurde auch bei seinem Referat am Tag der Bauwirtschaft nicht müde zu untermauern, dass mit Blick auf die Nutzung erneuerbarer Energien unbedingt ein anderes Denken einsetzen müsse. Die Optionen dabei: «Entweder man macht so weiter wie zuvor, oder man ändert etwas.»

Als er sich mit der Idee eines nur durch Solarenergie betriebenen Flugzeuges auf den Weg gemacht habe, habe ein Künstler seine Vorstellungen aufs Papier gebracht und das Flugzeug skizziert. Als es dann um den konkreten Bau gegangen sei, habe man ihm auch von Seiten des Flugzeugbaugiganten Boeing eröffnet, dass diese Idee nicht zu realisieren sei.

«Längst akzeptiere ich nicht mehr, wenn gesagt wird, dass etwas unmöglich sein soll», betonte Piccard. Herausfordernd könne ein Projekt sein, gewiss. Man benötige einfach kreative Problemlösungsansätze, und hierzu sei es enorm wichtig, dass viele Menschen mitdenken würden.

«Die Lösungen wären da»

Piccard äusserte sein Unverständnis darüber, dass man viel zu lange gehört habe, dass zum Beispiel der Schutz der Umwelt eine zu kostspielige Angelegenheit sei. «Was waren die Folgen dieser Passivität? Wir haben heute weniger Biodiversität und geringere Ressourcen – und dafür viel mehr Schadstoffe», betonte der Referent.

Er betonte, dass bereits ein reichhaltiges Angebot an Lösungsansätzen bestehe, um mit Ressourcen erstens haushälterischer umzugehen und zweitens um auch alternative Energien wirkungsvoller zu nutzen. Es sei zu bedauern, dass solche Bestrebungen oft gebremst würden. Piccard zum Schluss: «Ich will lieber Realist als Optimist sein. Optimisten tun der Bewegung nicht gut. Sie arrangieren sich gerne mit der aktuellen Situation und hoffen darauf, dass es dann schon gut kommt.»

Marcel Vollenweider

Korrespondent Zürcher Oberland

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