Wir können Krise

Ein guter Freund von mir hat einmal gesagt: «Rückwärts ackern nützt nichts.» Grundsätzlich richtig, was hinter einem liegt lässt sich nicht mehr ändern. Unternehmerisches Überleben heisst im Alltag, dass wir unsere Kraft immer wieder auf die kommenden Aufgaben und Herausforderungen konzentrieren müssen. Wenn wir uns aber weiterentwickeln wollen, ist ein Rückblick eben doch immer wieder hilfreich. Das Jahresende eignet sich dazu perfekt.

Ein Rückblick muss sein

Ich beginne mit dem Rückblick auf unsere Berufsmesse Zürich. Diese war einmal mehr ein grosser Erfolg mit mehr als 55 000 Besucherinnen und Besuchern. Und perfekt verlaufen. Also ist allgemeines Zurücklehnen angesagt? Eben nicht! Genau hier ist Ausruhen völlig fehl am Platz. Vor uns liegen Jahre mit noch viel mehr Jugendlichen, die einen Beruf suchen werden. Die KMU werden sich im Bereich der Berufsbildung noch stärker engagieren müssen. Damit haben wir es selbst in der Hand, unsere Fachleute für Morgen auszubilden und so den aktuellen Fachkräftemangel zu entschärfen. Blick nach vorne: Damit wir dies schaffen können, müssen Beteiligte weiter intensiv zusammenarbeiten. Und wir müssen unser Selbstverständnis für die beste Berufsbildung der Welt immer wieder kritisch hinterfragen und uns auf allen Ebenen weiterentwickeln.

Eine spezielle Herausforderung waren und sind auch die Lieferengpässe, die die Unternehmen herausfordern. Wenn nichts lieferbar war, hätte man gerne ein grosses Lager gehabt. Hatte man nicht, weil alles «just-in-time» abgewickelt wurde und das auch immer gut funktioniert hat. Bei leerem Lager bestellt man dann eher grosszügig, man weiss ja nicht, was dann tatsächlich wann kommt. Aber oha, plötzlich hat zum Beispiel im Fahrradhandel alles wieder funktioniert, alle Bestellungen wurden gleichzeitig geliefert. Unangenehmer Nebeneffekt: Volle Lager, offene Rechnungen, sinkende Preise. Blick nach vorn: Auch in aussergewöhnlichen Situationen ruhig Blut bewahren!

Krisenresistenz 2.0

Bezüglich ruhig Blut bewahren ist auch ein Rückblick auf den Herbst 2022 mit der Explosion der Energiepreise ein guter Ansatz. Hintergrund war der Energieengpass wegen des Ukrainekriegs. Die hektischen Reaktionen auf allen Ebenen zeigten, dass wir alle auf dem falschen Fuss erwischt wurden. Damit hat (einmal mehr) wirklich niemand gerechnet! Wir konnten zwar in der Coronakrise ein erstes Mal trainieren, wie das mit einer Krisenbewältigung so geht. Aber das Leben zeigt: Die nächste Herausforderung kommt garantiert immer da, wo sie niemand erwartet.

Trotz aller Herausforderungen und Überraschungen sehe ich aber auch, wie krisenresistent unsere Wirtschaft ist. Das ist zum grössten Teil unseren KMU zu verdanken. Hier muss auch in «ruhigen» Zeiten immer wieder schnell und effizient auf Veränderungen reagiert werden. Genau deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir auch das kommende Jahr erfolgreich meistern werden. Denn im Lösen von Problemen sind wir Spitzenklasse!

Werner Scherrer

Präsident KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich KGV

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