Datenklau mit Stil – Willkommen in der neuen Normalität

Hackerangriffe auf Computer, Server und Smartphones sind längst keine Randnotiz mehr – sie gehören zum digitalen Alltag wie Kaffee zum Büro.

Kolumne von Bruno Sauter

Mit einer beängstigenden Mischung aus Dreistigkeit und technischer Präzision zeigen uns Cyberkriminelle regelmässig, dass kriminelle Energie durchaus kreativ und hochmodern sein kann. Und während wir noch über Datenschutz sinnieren, haben sie längst die nächste Schwachstelle geknackt – blitzschnell, effizient und gnadenlos. Trifft es ein Unternehmen, dann meist mitten ins Herz: Die blockierten Systeme sind das zentrale Nervensystem – alles läuft hier zusammen. Kundendaten, Termine, Projekte, ganze Geschäftsverläufe – futsch! Kein Zugriff bedeutet: Totalausfall. Kein Markt, keine Kunden, kein Umsatz. Stattdessen gibt’s eine nette kleine Nachricht vom Angreifer mit der freundlichen Frage: «Was ist dir deine Firma wert?» – inklusive Preisangabe.

Bezahlen?

Bezahlen? Bringt meist tatsächlich wieder Zugriff – und ganz nebenbei geben die betroffenen Firmen auch gleich noch weitere Daten preis. Als
kleines Extra darf man dann noch auf einer Plattform bewerten, wie zufrieden man mit dem «Service» des Hackers war. Ironie-Level: Maximum.
Gleichzeitig werden immer mehr Daten in sogenannte Clouds ausgelagert. Klingt nach schweben, Leichtigkeit, Schutz aus einer höheren Sphäre – doch leider sind Clouds ziemlich bodenständig: Ihre Daten liegen physisch irgendwo auf der Welt, unterliegen nationalem Recht und Datenschutzrichtlinien, die je nach Land eher Wunschdenken als Realität sind. Wer sich also nicht damit beschäftigt, wo genau seine Cloud eigentlich «wohnt», lebt digital auf dünnem Eis.

Daten sind Gold

Kein Wunder, kehren immer mehr Unternehmen zurück zur Datenhaltung in der Schweiz – da weiss man wenigstens, wo die Bits schlafen. Fakt ist: Daten sind das neue Gold. Und wie bei allem Wertvollen gibt’s auch hier ein Wettrüsten. Firmen wie Privatpersonen investieren Milliarden in Sicherheit, Überwachung und Risikomanagement. Doch der grösste Unsicherheitsfaktor bleibt – wer hätte es gedacht – der Mensch selbst. Mit öffentlich einsehbaren Profilen, unbedachten Klicks und sorglosem Verhalten liefern wir Hackern die Einladung frei Haus. Die Freiheit, seine Daten
öffentlich preiszugeben und damit die Wahrnehmung zu steigern, korrespondiert halt nicht mit dem Wunsch nach Schutz der Privatsphäre – eine Interessenabwägung, die es in sich hat. Zukunft? Wird leiser. Unsichtbarer. Vielleicht ist Tarnung die neue Firewall – jedenfalls, wenn wir der IT-Welt von morgen glauben wollen.

Bis dahin gilt: Wachsam bleiben, kritisch denken – und vielleicht einfach mal wieder offline gehen.

Bruno Sauter

Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)

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