Breite Allianz für den Nationalstrassenausbau
Am 24. November 2024 stimmen wir über den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen STEP ab. Die sechs Teilprojekte sollen Engpässe beseitigen und den Verkehrsfluss auf den Nationalstrassen verbessern und so auch Städte und Gemeinden entlasten und die Sicherheit im Strassenverkehr erhöhen.
20. August 2024 Zürcher Wirtschaft
Das Komitee für den Ausbau der Nationalstrassen STEP.
«Mobilität benötigt Infrastruktur. Schiene und Strasse. Beide müssen unterhalten werden. Beide sind wichtige Puzzlesteine im Verkehrsnetz der Schweiz». Mit diesen Worten eröffnete Fabio Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv und Tessiner Ständerat der Mitte, die Medienkonferenz zur STEP-Vorlage (Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen). Die Mittel für die Nationalstrassen stammten aus dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF), welcher durch die Strassenbenützer gespeist werde. Dies zum Beispiel durch die Autobahnvignette, die Automobilsteuer oder auch den Mineralölsteuerzuschlag.
STEP kommt auch öV zugute
Nachdem das Parlament im Frühjahr Anpassungen an den bereits beschlossenen Bahnausbauschritten zugestimmt habe, sei es konsequent, wenn auch die Sicherstellung der Infrastruktur und die Ausbauschritte des Nationalstrassennetzes langfristig geplant und umgesetzt werden könnten. Dies komme auch dem öffentlichen Verkehr zugute, sagte Martin Candinas, Nationalrat der Mitte (GR). Bereits heute sei die Strasseninfrastruktur, welche einen grossen Teil des Personenverkehrs bewältige, häufig überlastet und müsse in Zukunft noch grössere Verkehrsleistungen bewältigen. Die meisten Staus entstünden in den Agglomerationsräumen, wo sich verschiedene Verkehrsträger überlager, fuhr Christophe Reymond, Generaldirektor des Centre Patronal, fort. Dies gelte insbesondere für die Region Waadt-Genf, die ein weitaus stärkeres Bevölkerungswachstum als der Rest des Landes verzeichne (+25000 Einwohner im Jahr 2023). «Sowohl für Waadt als auch für Genf ist dieses Projekt in Wirklichkeit nur ein Upgrade und keine Weiterentwicklung», so Reymond.
Die Mobilitätsbedürfnisse in der Genferseeregion seien stark gestiegen. Täglich verkehrten dort 90 000 Fahrzeuge, während die A1 zwischen Lausanne und Genf nur für 20 000 Fahrzeuge ausgelegt worden sei. Wenn die STEP-Vorlage abgelehnt werde, werde die Zahl der Staus in den nächsten Jahren explodieren. Dies würde auch die Wirtschaft und damit zahlreiche Arbeitsplätze treffen. Höhere Transportkosten würden auch zu höheren Produktpreisen führen.
Effiziente Nationalstrassen
«Wenn die Kantons- und Gemeindestrassen die kleinen und mittelgrossen Nebenflüsse sind, dann ist die Autobahn der Hauptfluss, der den Grossteil des Verkehrsvolumens absorbiert, kanalisiert und neu verteilt. Das macht unsere Autobahnen zu einer, wenn nicht sogar zu der effizientesten Verkehrsinfrastruktur überhaupt», sagte der Zentralpräsident des Touring Clubs Schweiz Peter Goetschi. Wie effizient unser Nationalstrassennetz sei, zeige sich unter anderem am Verhältnis seiner Länge zum bewältigten Verkehrsvolumen. «Während die Nationalstrassen knapp 3 Prozent des gesamten Schweizer Strassennetzes ausmachen, absorbieren und kanalisieren sie 45 Prozent sämtlicher gefahrener Fahrzeugkilometer», so Goetschi.
Die Weiterentwicklung des Nationalstrassennetzes erfolge sehr gezielt. Im Ausbauschritt 2023 seien sechs Projekte auf besonders stark belasteten Autobahnabschnitten enthalten. Unter ihnen fänden sich drei Tunnel. Das mache den Ausbau sehr flächeneffizient.
Gefährlicher Ausweichverkehr
Die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr betonte, dass sie an dieser Medienkonferenz nicht nur als KMU-Unternehmerin und Nationalrätin teilnehme, sondern auch als Mutter eines Kindes. «Wir wohnen zurzeit noch in einem ruhigen Quartier, aber auch bei uns zeigt sich das Phänomen ‹Schleichweg›. Pendlerinnen und Pendler, welche auf den Achsen Stau befürchten und ausweichen.» Unsere Verkehrsinfrastruktur ist über 60 Jahre alt, und daher nicht auf die Grösse und die Bedürfnisse der heutigen Bevölkerung ausgelegt. Das Resultat seien Stau und Ausweichverkehr, die immer grösser werden. Im vergangenen Jahr seien dies 48 800 Staustunden gewesen, was einer Steigerung zum Vorjahr von 22,4 Prozent entspreche.
Staus belasten gerade KMU
Staus führten zu hohen Kosten, da bei Zeitverzögerungen die Effizienz leide. «Stecken unsere Arbeitskräfte im Stau fest, können sie ihre Arbeit nicht erledigen. Allein auf den Nationalstrassen verursachen Engpässe heute jährlich Kosten von ca. 1,2 Milliarden Franken, auf dem gesamten Strassennetz sogar von 3 Milliarden Franken. Deshalb brauchen wir dringend eine gezielte Engpassbeseitigung», ist Diana Gutjahr überzeugt. Das Beispiel Gubrist zeige, dass im Halbjahr nach der Eröffnung der dritten Tunnelröhre der Verkehr auf den Teilen des nachgelagerten Strassennetzes, welche typischerweise als Ausweichrouten für den Gubrist gelten um bis zu 20 Prozent abgenommen habe. «Für uns Gewerbetreibende sind Staus auf den Nationalstrassen ganz besonders schädlich, denn wir können zum Beispiel nicht einfach auf den Gütertransport auf der Schiene umsteigen und die Kosten, die entstehen, weniger gut abwälzen als die grossen Firmen.»
Stau als Sicherheitsrisiko
«Für die Rettungskräfte ist Zeit entscheidend», sagte Berufsfeuerwehrkommandant Martin Karrer. Wenn die Rettungskräfte bei der Anfahrt im Stau stünden, gingen viele Minuten verloren. Auf überfüllten Strassen sei es für Verkehrsteilnehmende schwierig, eine genügend breite Rettungsgasse zu bilden. Engpässe mit Staugefahr seien ein zweifaches Sicherheitsrisiko. Erstens behinderten sie die Durchfahrt der Rettungskräfte, zweitens ereigneten sich auch gerade auf Staustrecken überdurchschnittlich viele Unfälle. Eine Engpassbeseitigung wie die dritte Tunnelröhre am Gubrist hätten gezeigt, dass das Unfallrisiko um 75 Prozent reduziert werden könne. Doch weil das Unfallrisiko auf Nationalstrassen verglichen mit dem übrigen Verkehrsnetz mit nur 14 Prozent aller Unfälle dennoch relativ tief sei, bestehe aus Sicherheitsgründen ein grosses Interesse daran, dass der Verkehr auf den Nationalstrassen bleibe und nicht in die Ortschaften ausweiche. (ZW)
Zürcher Wirtschaft
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