Bonitätsprüfung: national und international

Eine Konkurswelle rollt über Europa. Die Schweiz steckt mittendrin. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Die Ursachen sind mannigfaltig. Gläubigerinnen und Gläubiger müssen sich vorkehren: Mit Bonitätsprüfungen vor jedem Geschäftsabschluss, national und international.

Von Raoul Egeli

Die Schweiz belegt regelmässig Spitzenwerte in internationalen Vergleichen, wenn es um die Innovationskraft der Wirtschaft geht. Das belegen auch die Neugründungen von Unternehmen, die in den vergangenen Jahren einen veritablen Boom verzeichnen. Demgegenüber steht eine hohe Zahl an Firmenpleiten. Mit 216 Konkursen auf 10’000 Unternehmen steht die Schweiz im westeuropäischen Vergleich auf einem unrühmlichen Podest, übertroffen nur von Luxemburg und Dänemark. In Deutschland sind etwa nur 71 von 10’000 Firmen betroffen, in Frankreich 147, in Italien gar nur 24. Die Creditreform-Analyse zeigt, dass neu gegründete Firmen in den ersten fünf Jahren besonders konkursgefährdet sind. Der Gründungsboom heizt deshalb auch die Konkursstatistik an.

Konkurswelle über Europa

Creditreform International, der Dachverband der nationalen Creditreform-Organisationen, hat die Firmenkonkursstatistiken in Europa vom vergangenen Jahr ausgewertet. Die Ergebnisse sind unerfreulich. Landauf, landab schiessen die Firmenpleiten, mit ganz wenigen Ausnahmen, ins Kraut. So erreichen die Unternehmensinsolvenzen beim wichtigsten Handelspartner Deutschland 2024 den höchsten Wert seit zehn Jahren. In Frankreich liegen diese auf einem neuen Höchststand, in Österreich muss man bis ins Jahr 2009 zurückblättern, um noch höhere Insolvenzzahlen zu sehen.

«Bonitätsprüfungen sind ein bewährtes Mittel, um sich ein gutes Bild davon zu machen, ob ein Kunde ein Liquiditätsproblem haben könnte.»

Raoul Egeli
Geschäftsführer Creditreform
Egeli Zürich

Besonders Besorgnis erregen muss, dass in den meisten Ländern der Stand von 2019, also vor Ausbruch der Covid 19 – Pandemie, deutlich übertroffen wird. Das liegt sicher an Nachholeffekten, waren doch in den Coronajahren europaweit auch eigentlich konkursreife Firmen mit staatlichen Geldspritzen über Wasser gehalten worden, deren Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig gewesen war. Doch inzwischen leben wir in einer Welt der Krisenherde, von neuen Zollschranken bis zur Absatzkrise einer der wichtigsten europäischen Industrien, dem Automobilsektor, von dem auch viele Schweizer Zulieferer abhängig sind.

Wichtig: Bonitätsprüfung

Gläubigerinnen und Gläubiger tun gut daran, sich gut vorzukehren, sei es im nationalen oder internationalen Geschäft. Das gilt für die gesamte Kundschaft. Denn auch langjährige Geschäftspartner können in diesen Zeiten in einen Abwärtssog gerissen werden. In Deutschland wertet die dortige Creditreform-Organisation regelmässig das Zahlungsverhalten von Tausenden Unternehmen aus. Schon leichte Verspätungen, die in einzelnen Branchen auch stärker ausfallen können, sind ein wichtiger Indikator für kommende Krisen. Gläubiger reagieren in der Regel mit einer Verkürzung der Zahlungsfristen. Das mag Sinn machen, packt das Problem aber nicht an der Wurzel. Schon vor der Warenlieferung, noch besser vor Vertragsabschluss, muss es gelingen, das Risiko eines Zahlungsausfalls auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu reichen die bisherigen Kundenerfahrungen nicht aus.

«Landauf, landab
schiessen die Firmenpleiten, mit ganz
wenigen Ausnahmen, ins Kraut.»

Bonitätsprüfungen, wie sie Creditreform anbietet, sind ein bewährtes, sehr ausgereiftes Mittel, um sich ein gutes Bild davon zu machen, ob ein Kunde ein Liquiditätsproblem haben könnte. Sie basieren auf der Auswertung einer breiten Datenbasis, die öffentlich zugängliche Daten aus Handelsregistern, Betreibungsauszüge, Konkursveröffentlichungen mit den Erfahrungen der Creditreform-Mitglieder verknüpft. Diese Bonitätseinschätzungen sind auch im Geschäft mit internationalen Partnern wichtig. Die Datenbank, die von Creditreform International in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden und Partnern gepflegt wird, erlaubt Einschätzungen zu über 88 Millionen Firmen weltweit. Diese Einschätzung kann buchstäblich Gold wert sein. Beim geringsten Zweifel macht es Sinn, eine Anzahlung oder gar Vorauszahlung als Sicherheit zu verlangen

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