Auch Umweltschutz braucht Versorgungssicherheit

Der Bundesrat kauft und bewilligt Notkraftwerke auf Gas- oder Öl-Basis. In Birr (AG) stehen für fünf Jahre acht mobile Gasturbinen. Das zeigt: In Not- oder Krisenzeiten leiden bei der Stromversorgung nicht nur Wirtschaft und Bevölkerung – auch der Umweltschutz gerät ins Hintertreffen.

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Statt aufs Lichterlöschen zu warten, gilt es, zu handeln.

Die Energiestrategie 2050 hat ihre Ziele nicht erreicht. Der Zubau von Stromproduktionsanlagen mit erneuerbaren Energien kommt zu langsam voran. Ob der Kompromiss des Bundesrates mit den Landschafts- und Naturschutzvereinigungen für die Realisierung von zum Teil seit Jahrzehnten geplanten Ausbauten der Wasserkraft halten wird, ist offen. So oder so werden diese Projekte nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein. Die Hoffnung, mit einer Importstrategie die Folgen der sukzessiven Stilllegung der Schweizer Kernkraftwerke ausgleichen zu können, hat sich als illusorisch erwiesen.

Notkraftwerke

In der Not frisst der Teufel Fliegen und der Bundesrat sieht sich gezwungen, die hehren Klimaschutzziele über Bord zu werfen. Die im Sinne der Sicherstellung der Versorgungssicherheit getroffenen Massnahmen sind richtig, denn Strom ist DIE Schlüsselenergie. Der Rückgriff auf fossile Energien zur Stromproduktion indessen zeigt zweierlei: Insbesondere im Bereich der Erdölwirtschaft sind wir dank langjähriger Reservehaltung gut vorbereitet, im Bereich der Stromspeicherung sind wir trotz der Speicherwasserkraftwerke noch weit von einer ausreichenden Reserve entfernt. Sind sie einmal geleert, müssen wir mehrere Monate warten, bis sie dank Schneeschmelze und Regen wieder voll sind.

Krisenfestigkeit zwingend

Versorgungssicherheit heisst auch, genügend Reservekapazitäten für den Krisenfall zu haben. Eine Strategie ohne Risikoszenarien verdient ihren Namen nicht. Es geht darum, den eigenen Beitrag zur Versorgungssicherheit möglichst hoch voranzuschlagen. Die Ausrede, niemand habe den Ukrainekrieg und den damit verbundenen massiven Engpass bei der Gasversorgung Europas durch Russland kommen sehen können, greift zu kurz. Der Gaspreis war aufgrund der Drosselung der Gaslieferungen im Sommer 2021 bereits in schwindelerregende Höhen gestiegen und mit ihm die Strompreise. Das hätte ein Alarmzeichen sein sollen.

Im Kanton Zürich verfolgt der Baudirektor eine zweifelhafte Windkraftstrategie. Zielführend wäre es, die Hürden für Solardächer und -fassaden abzubauen und die entstehenden Kosten wie Minderverbrauchszuschläge bei der Direktansteuerung des Warmwasserboilers sowie allfälliger Erhöhungen von Anschlussgebühren oder der Gebäudeversicherung abzufedern.

Kantonale Solarförderung

Auch eine kantonale Solarförderung wäre angezeigt. Die knapp 10 Prozent an die Erstellungskosten, die das Programm des Bundes übernimmt, sind kein Anreiz, eine Solaranlage zu erstellen. Sie haben höchstens den Charakter eines Mitnahmeeffektes. Wir müssen neben dem Bau von Solaranlagen in den Alpen die tief hängenden Früchte ernten und alles daransetzen, dass auch die Speicherkapazitäten für Strom weiterentwickelt werden.

Martin Farner

Agrarunternehmer
FDP-Kantonsrat
Vorstandsmitglied der Schweiz. Gewerbekammer

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