Bildung ist… Nachhaltigkeit

Bildung ist Nachhaltigkeit – und das mit Nachdruck. Während Donald Trump in den USA mit seinem «Reindustrialisierungsreflex» glänzt und lautstark verkündet, wie wieder Stahl und Autobänder in den Staaten rollen müssen, sitzt die Schweiz leise am strategischen Hebel – mit einem dualen Berufsbildungssystem, das punktgenau auf die Nachfrage von Firmen und Arbeitsmarkt ausgerichtet ist.

Wenn Trump also von «Make America Great Again» spricht, meint er vor allem die Rückkehr zur Industriedominanz. Währenddessen bildet die Schweiz junge Menschen gezielt für Berufe aus, die heute in der Wirtschaft gebraucht werden. In den USA und vielen weiteren Ländern hingegen dominieren noch immer Studiengänge, die sich nach Trend, Interesse oder Ansehen richten. Das ist bildungspolitisch vielleicht sympathisch, aber wirtschaftlich oft ein Blindflug. Die Schweiz zeigt, dass Ausbildung und Arbeitsmarkt besser zusammenspielen können, wenn Schulen, Betriebe und Branchen dieselbe Sprache sprechen.

Das Ergebnis sieht man schwarz auf weiss: Die Arbeitsproduktivität im produzierenden Gewerbe der Schweiz liegt laut OECD bei rund 128 Prozent des OECD-Durchschnitts, während die USA etwa bei 116 Prozent liegen. Anders gesagt: Schweizer Industrieunternehmen holen mehr Output pro Stunde aus ihren Fachkräften heraus als ihre amerikanischen Pendants. Und das, obwohl (oder weil) ein Grossteil der Beschäftigten über eine Berufslehre und nicht über ein Universitätsdiplom verfügt.

Dies gelingt, weil die Schweiz massiv auf Aus-, Weiter- und Fortbildung im Berufsbereich setzt. Menschen entscheiden sich z. B. für das Hotelfach, die Gebäudetechnik, die CNC-Mechanik, die IT, das Bank-/Versicherungsfach oder die Pflegeassistenz – mit klaren Schnittstellen in die reale Wirtschaft. Das duale System liefert Ausgebildete mit arbeitnehmer­freundlicher Ausbildung und betriebserprobter Erfahrung. Berufslehre mit «echtem Arbeitsplatz», mit echtem Engagement. Das ergibt hohe Qualifikation, hohe Produktivität – und einen nachhaltigen Zyklus von Bildung zu Beschäftigung.

Bildung ist kein Schlagwort für Sonntagsreden – sie ist der wahre Rohstoff unserer Zukunft. Wer von Reindustrialisierung oder Wettbewerbsfähigkeit spricht, sollte wissen: Die eigentliche Infrastruktur besteht nicht aus Beton, sondern lernt, schraubt und denkt – in Lehrwerkstätten, Berufsschulen und Betrieben.

Trump will Schlagzeilen, wir wollen Lösungen. Und die Schweiz zeigt: Wer gezielt bildet, gewinnt dauerhaft. Und vielleicht könnte mit einem professionellen Konzept in dieser Sache sogar ein US-Präsident mit Argumenten davon überzeugt werden, dass zolltechnischer Protektionismus vielleicht bloss die zweitbeste Massnahme zur Reindustrialisierung ist.

Bruno Sauter

Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)

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