Zukunft: papierlose Baustelle?

Die Produktivität in der Baubranche stagniert seit Jahrzehnten und der Fachkräftemangel spitzt sich weiter zu.

«Bis 2024 werden uns rund 16 Prozent der Fachkräfte, also fast 6000 Fachkräfte, auf den Baustellen fehlen», sagt Moritz Lüscher, Leiter Digitalisierung vom Schweizerischen Baumeisterverband. Was also können wir tun, um dem entgegenzuwirken? Dazu Lüscher: «Wir müssen produktiver auf der Baustelle und innovativer als Branche werden, um die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Branche zu steigern.» Und nicht zuletzt sei auch das Thema Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor. Denn die Baubranche ist derzeit der grösste Abfallproduzent und Energie- und Co2 Verbraucher.
Die papierlose Baustelle stelle hier eine Möglichkeit dar, um ein digitales Fundament zwischen Bauherren, Planern und ausführenden Bauunternehmen herzustellen. «Es ist der digitale Zwilling des Bauprojektes, welcher die verschiedenen Akteure durch die ganze Wertschöpfungskette begleitet.»

Digital planen, physisch bauen

Im Zentrum steht das sogenannte Building Information Modeling (BIM). Dabei wird das digitale Bauwerksmodell über den gesamten Planungs- und Ausführungs-
prozess von allen Projektbeteiligten mit Informationen ergänzt. «Dadurch kann eine bessere Planung, Ausführung und spätere Bewirtschaftung des Bauwerks erreicht werden», erklärt Lüscher. So könne etwa frühzeitig festgestellt werden, ob das Projekt in Bezug auf Konstruktion, Zeit-, Material- und Kostenplanung realistisch und effizient umgesetzt werden kann. Das übergeordnete Ziel: Bauprojekte durch integrale Planungs- und Ausführungsprozesse wirtschaftlicher, ressourceneffizienter und nachhaltiger zu gestalten. «Das Bauprojekt wird transparent über sämtliche Stufen hinweg und nach Abschluss wird die digitale Dokumentation dem Bauherrn übergeben. So hat kann er das Bauwerk über den gesamten Lebenszyklus pflegen».

«Wir müssen produktiver auf der Baustelle und innovativer als Branche werden, um die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Branche zu steigern.»

Moritz Lüscher
Leiter Digitalisierung, Schweizerischer Baumeisterverband

«Digitale Baustelle kommt»

Die gesamtheitliche Anwendung von BIM sei derzeit allerdings noch nicht im Tagesgeschäft angekommen, weiss Moritz Lüscher. Zwar werden bereits einzelne Elemente davon genutzt, Pilotprojekte durchgeführt und auch schon Mehrwerte erzielt, der ganzheitliche Bauprozess einer digitalen Baustelle sei aber noch nicht Standard. Auf die Frage, weshalb das so sei, meint Lüscher: «Das hat sicherlich mit der Fragmentierung der Baubranche zu tun; die Kooperation ist noch nicht optimal.» Dennoch ist der Digitalisierungsexperte überzeugt, dass sich die papierlose Baustelle langfristig durchsetzen wird.

Anna Birkenmeier

Redaktion Zürcher Wirtschaft

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