ZKB lädt wieder zur KMU ZH Night

Die «KMU Night» der Zürcher Kantonalbank thematisierte die Sorgen der Gewerbler – und neue Führungsansprüche.

Bild M.G.

Podiumsdiskussion mit Unternehmern im Rahmen der «KMU ZH Night».

Die dritte «KMU Night» der Zürcher Kantonalbank im Kaufleuten mit über 350 Gästen hatte den Fokus ganz auf die Thematik «Fachkräftemangel» gelegt. Auch die ZKB selber bleibt davon (trotz Niedergang der Credit Suisse) nicht verschont, wie Jürg Bühlmann, Leiter Firmenkunden eingangs erörterte. Insbesondere im Bereich IT sei es schwierig, Personal zu finden. Das brachte ihn auf eine der drängenden Fragen, die auch KMU beschäftigt: Wie spricht man die jüngere Generation an? Statt nur zu klagen, bietet die Bank im Rahmen ihrer «Initiative KMU ZH» ihren Kunden Plattformen an, um am Puls zu bleiben. Impulse aus der Praxis verspricht etwa das Gefäss «KMU zu KMU», wo interessierte KMU im persönlichen Austausch von Erfahrungen und der Expertise anderer profitieren können.


«Wir wollen heute Lösungsansätze zeigen», versprach Moderatorin Anna Meier. Diese umfassen nebst dem Praxisseminar, die sich die Attraktivität der Arbeitgeber zum Thema machte, auch weitere Gefässe der ZKB. So biete sie Services von der Gründung bis zur Übergabe, Aufgabe oder Liquidation eines KMU an.

«Man muss Mitarbeiter mögen»

Gastredner und ehemalige Dozent an der Uni St. Gallen Wolfgang Jenewein hatte die Aufgabe gefasst, unter dem Motto «wer führen will, muss Mitarbeiter mögen», ein «Mini-Bootcamp» zum Thema zu geben. Mag ich eigentlich Menschen? Die Bejahung dieser Frage sei zuoberst auf der Liste von Kriterien, die «grossartige Arbeitgeber ausmacht». Weitere: Führung heisse auch, zu aktivieren und zu motivieren, nicht ständiges Optimieren und Fixieren auf Fehlerbehebung. Und: Die stetige Richtungsvorgabe von oben führe zu angelernter Hilflosigkeit – während Corona oft gesehen.

«Work into Play»


Unter «Work into Play» verstand Jenewein, nach dem Vorbild seines Vaters, der seine Mitarbeiter immer wieder zu «Wettdecken» auf dem Dach motivierte, das spielerische Setzen von Anreizen. Dann schilderte er auch seine «vier i»: Identifikation, Inspiration, Intellekt und Individualität in Bezug auf die Mitarbeitenden. Anschliessend diskutierten nebst Jenewein auch Désirée Schiess, Mitglied im KGV-Ausschuss und Geschäftsführerin bei Schiess Reinigungen in Winterthur; der Bau-, Werkzeug- und Eisenwarenhändler Christof Hasler sowie Yannik Blättler von der Marketing- und Beratungsfirma NEOVISO AG mit Fokus auf der Generation Z. Hasler stellte sein Projekt «Viertagewoche» vor: Seit einigen Monaten gilt im Betrieb die 38-Stunden-Woche bei gleichem Lohn. Für junge Mitarbeiter mit vielen Hobbys nach Feierabend sei das «sportlich», aber willkommen, doch gerade bei älteren komme die zusätzliche Freizeit gut an. Ineffiziente Abläufe, Leerläufe und einige Fixtermine seien zugunsten der neuen Arbeitszeiten und von mehr Flexibilität abgeschafft worden.

Vorstellung der KMU-Studie


Désirée Schiess meinte, dass einige Mitglieder im KMU Verband Winterthur und Umgebung interessiert seien an solchen Modellen. Aber das Reinigungsgeschäft involviere viele Aufgaben, die Phasen mit längerer Präsenz erforderten. «Da ist das schwieriger.» Im Auftrag der Zürcher Kantonalbank führt die ZHAW jährlich auch eine Studie «KMU Monitor» durch. Die wichtigsten Erkenntnisse stellte Andreas Schweizer, Projektleiter Corporate Banking bei der ZHAW, vor. Im Jahr 2024 wird der Fokus auf dem Thema «Arbeitgeberattraktivität der KMU» liegen. Zum Angebot gehören zum Beispiel Workshops, Netzwerkanlässe, Weiterbildungen und eine Informationsplattform. (M. G.)

Sorgen wegen Personalmangels nehmen bei Zürcher KMU zu

Eine Mehrheit der KMU macht sich wegen der fehlenden ausgebildeten Arbeitskräfte zunehmend Sorgen. Besonders schwierig ist die Situation für die Branchen Bau/Architektur und Gastronomie/Hotellerie. 53,4 Prozent der befragten KMU nennen dies als zentrale Herausforderung. Damit hat der grassierende Personalmangel nochmals an Bedeutung zugenommen (+1,4%). Trotzdem: Im ersten Halbjahr 2023 waren die KMU mit der allgemeinen Geschäftslage leicht zufriedener als im Vorjahr. Bis kommenden Sommer wird jedoch eine geringfügige Verschlechterung erwartet.

KMU ZH Monitor

Das sind die wichtigsten Ergebnisse der dritten Ausgabe des «KMU ZH Monitor». Die Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW misst im Auftrag der Zürcher Kantonalbank jährlich den Puls bei den KMU im Kanton Zürich. 729 Unternehmen mit maximal 250 Angestellten beteiligten sich an der Studie – rund doppelt so viele wie bei der Vorjahresbefragung (Befragungszeitraum: März bis Mai 2023). Ein weiterer zentraler Befund der Umfrage betrifft die Folgen der Inflation. Obwohl zahlreiche KMU von den steigenden Einkaufspreisen betroffen sind, können nicht alle KMU höhere Verkaufspreise am Markt durchsetzen. Insgesamt führt dies dazu, dass der Umsatz stärker steigt als der Reingewinn. Dieser Effekt ist bei Klein- und Kleinstunternehmen stärker ausgeprägt als bei mittelgrossen.

Energiepreise


Erstmals nachgefragt wurde das Thema Energiepreise. Rund ein Drittel der Unternehmen blickt besorgt auf dieses Thema (33,6%), während die inländische Konkurrenz (32%, unverändert) als drittgrösste Herausforderung genannt wird. Ein neuer Frageblock der Studie widmet sich dem Thema Nachhaltigkeit. 72 % der Unternehmen geben an, das Thema habe für sie eine hohe Bedeutung. Wie hoch, scheint auch abhängig zu sein von der Unternehmensgrösse: Mittelgrosse Unternehmen (82%) unterscheiden sich deutlich von Kleinstunternehmen (67%). Bei der Zahlungsbereitschaft von Kunden für Nachhaltigkeit zeigt sich ein diffuses, branchenspezifisches Bild. Während in der Gastronomie eine knappe Mehrheit (52,2%) angibt, ihre Kundschaft sei bereit für mehr Nachhaltigkeit zu bezahlen, sind es bei der Industrie nur 25 %.

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