Warum Nachhaltigkeit wichtig ist für KMU

Auch wenn es nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist: Es gibt triftige Gründe, weshalb sich kleinere Firmen mit Nachhaltigkeit beschäftigen sollten. Einer davon ist, dass KMU profitieren können.

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Digitale Abläufe und Technologien unterstützen KMU bei der Nachhaltigkeit

Michael Martin, Geschäftskundenberater Zürich

Nachhaltigkeit ist bereits ein wichtiges Thema in vielen KMU. In einer Umfrage der UBS hat gut die Hälfte der KMU Nachhaltigkeit als Bestandteil der Firmenphilosophie bezeichnet. Eins dieser Unternehmen ist ILEVE DISTRICT, ein Sportbrillen-Start-up aus Bern. Mitinhaberin Silvia Nadenbousch sagt: «Wir sind intrinsisch der Überzeugung, dass dies der richtige Weg ist. Wir haben eine Verantwortung für die Zukunft.» Und auch der Druck von aussen nimmt zu. Diese vier Gründe stehen dabei im Vordergrund, weshalb sich KMU mit Nachhaltigkeit beschäftigen sollten – und auch davon profitieren können.

1. Die Kundschaft verlangt nachhaltige Produkte

Konsumentinnen sind zunehmend für Nachhaltigkeit sensibilisiert. Der Klimawandel, aber auch die Corona-Pandemie, haben die Wahrnehmung geschärft. Diese Entwicklung widerspiegelt sich bei den beiden grössten Schweizer Detailhändlern Migros und Coop. Sie haben 2020 ihren Umsatz mit Bio-Lebensmitteln im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gesteigert. Eine Entwicklung, die seit Jahren anhält und durch die Corona-Pandemie nur noch beschleunigt wurde. Mit Fairtrade-Kleidern, Bio-Lebensmitteln und Mehrweggeschirr erfüllen KMU aber nicht nur einen Wunsch der Kundschaft. Sie können sich auch gegenüber einer weniger nachhaltigen Konkurrenz abheben und ihre Position im Markt stärken. So gewährt etwa die Zürcher Kaffeerösterei ViCAFE in ihren Espresso-Bars den Kundinnen 50 Rappen Rabatt, wenn sie ihren eigenen Mehrwegbecher mitbringen. Das trägt dazu bei, Abfall zu reduzieren.

2. Auftraggeber erwarten nachhaltige Lieferketten

Das betrifft vor allem Unternehmen, die Rohstoffe aus Schwellenländern verarbeiten. Immer öfter verlangen Auftraggeber von ihren Zulieferern einen Nachweis, dass die Produkte nachhaltig und unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Das als Voraussetzung für die Auftragsvergabe. Um diese Bedingung zu erfüllen, müssen Unternehmen aus der Lebensmittelbranche und der Industrie ihre eigene Lieferkette kennen. Je mehr Vorleistungen im Ausland erbracht werden, umso wichtiger wird dieser Aspekt. ViCAFE-Geschäftsführer Ramon Schalch hat eine klare Haltung dazu: «Nachhaltige Wertschöpfungsketten sind die einzige langfristige Option.» Dazu gehört, dass das Unternehmen die Kaffeeproduzenten mit einem Know-how-Transfer zum ökologischen Kaffeeanbau unterstützt, aber auch wirtschaftlichen Rückhalt bietet in Form von Abnahmegarantien und stabilen Preisen. Und ILEVE DISTRICT produziert ihre Sportbrillen in der Schweiz: «Wir wollen unsere Partner kennen, und da sind die Wege in der Schweiz viel kürzer», sagt dazu Silvia Nadenbousch. «Zudem können wir so die Transportwege verringern, was den CO2-Ausstoss reduziert.»

3. Attraktivität als Arbeitgeber steigt

Konsumentinnen sind auch Arbeitnehmerinnen: Vielen Mitarbeitenden ist ein nachhaltiger Arbeitgeber wichtig. Das steigert die Verbundenheit zum Unternehmen und die Motivation, für dieses zu arbeiten. Auf dem Arbeitsmarkt können nachhaltige Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Das kann es erleichtern, rare Fachleute fürs eigene Unternehmen zu gewinnen.

4. Investoren bevorzugen nachhaltige Unternehmen

Auch auf dem Kapitalmarkt gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung. «Grüne» Anlagen sind gefragt. Gemäss dem Sustainability Report der UBS von 2020 fokussieren sich institutionelle Anleger verstärkt auf nachhaltige Investitionen. Und auch bei kleinen Investoren ist Nachhaltigkeit ein Faktor. Ein Grund dafür ist, dass nachhaltige Unternehmen als besser gerüstet für die Zukunft gelten, beispielsweise für kommende Gesetze und Regulatorien. Diese Erfahrung hat auch Silvia Nadenbousch gemacht: «Mit potenziellen Investoren sprechen wir nicht über unsere Produkte, sondern über unsere Vision des zirkulären und zukunftsfähigen Wirtschaftens.»

Mit nachhaltiger Energie Abhängigkeiten reduzieren

Verschiedene Schweizer Kantone fördern und verlangen den Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Für KMU kann sich die Investition beispielsweise in eine Heizung mit Wärmepumpe oder in eine Photovoltaikanlage auf dem Firmendach mittelfristig lohnen: Die Abhängigkeit von Öl und Gas sinkt. Und wenn der Strombedarf über eine eigene Anlage grösstenteils abgedeckt werden kann, profitieren Unternehmen nach der Amortisation der Anlage von tieferen Energiekosten.

Digitalisierung fördert die Nachhaltigkeit

Digitale Abläufe und neue Technologien wie IoT (Internet der Dinge) unterstützen KMU in ihren Bemühungen, nachhaltiger zu wirtschaften. Zu diesem Schluss kommt die Studie über Kreislaufwirtschaft der Berner Fachhochschule Wirtschaft (BFH) von 2021. Mit digitalen Prozessen lässt sich beispielsweise eine nachhalti-ge Lieferkette nachverfolgen. Und vernetzte Geräte können ihren Zustand in die Zentrale melden, was Wartungsprozesse optimiert und Leerfahrten verhindert. Oder als «Quick Win»: Je mehr Formulare, Rechnungen und Dokumente Sie digital verschicken, desto mehr Papier sparen Sie.

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