Warum es Pistenverlängerungen braucht

Es geht bei den Pistenverlängerungen nicht um ein angestrebtes Wachstum, sondern um mehr Sicherheit, Pünktlichkeit und Nachtruhe. Daher ein nüchterner Blick auf die Fakten und den Nutzen des Flugverkehrs.

Bild zvg

Das seit 1976 unveränderte Pistensystem am Flughafen.

Bei der Vorlage für die Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich vom 3. März 2024 geht es nicht um einen Projektkredit, sondern um die Frage, ob die Flughafen Zürich AG aus eigenen Mitteln eine vom Bund vorgegebene Investition vornehmen darf. Das seit dem 1. Januar 1976 unveränderte Pistensystem soll an die stark veränderten Anforderungen angepasst werden.

Bereits 2013 forderte die «Sicherheitsüberprüfung Flughafen Zürich» die Verlängerungen der Piste 28 nach Westen und der Piste 32 nach Norden als wesentliche Massnahme. Der Bundesrat hat sie im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) festgesetzt, um die Sicherheitsmarge im Flugbetrieb zu erhöhen und die betrieblichen Abläufe zu stabilisieren. Auf den längeren Pisten kann zukünftig mit praktisch allen Flugzeutypen und bei ungünstiger Witterung wesentlich zuverlässiger gestartet und gelandet werden. Das vermeidet Abweichungen vom Betriebskonzept, sorgt für weniger Verspätungen und damit auch für weniger Nachtflüge zum Verspätungsabbau. Das bedeutet klare Vorteile für alle: Mehr Sicherheit, mehr Pünktlichkeit, mehr Nachtruhe.

Mär der Kapazitätssteigerung

Keinen Einfluss haben die Pistenverlängerungen auf die Zahl der Flugbewegungen. Diese richtet sich nach der im SIL festgeschriebenen Kapazität und ergibt sich aus dem Hauptbetriebskonzept (Nordkonzept), das von den Pistenverlängerungen nicht betroffen ist. Die Pistenverlängerungen erhöhen nicht die Kapazität, sondern sorgen dafür, dass die im Rahmen der gegebenen Kapazität geplanten Flüge bei allen Wetterlagen verlässlicher abgewickelt werden können als heute.

Das Kapazitätsargument der Flughafengegner ist gleich in mehrfacher Hinsicht unsachlich und falsch. Denn zwischen zwei Flugzeugen muss immer ein Mindestabstand eingehalten werden, der von der Grösse der beiden sich folgenden Flugzeuge und den jeweiligen Luftverwirbelungen abhängig ist. Je grösser das vordere Flugzeug und je kleiner das hintere Flugzeug, desto grösser die Abstände. Mit der Länge der Piste haben diese Abstände und damit auch die Frequenz der startenden und landenden Flugzeuge respektive die Kapazität eines Flughafens nichts zu tun. So hat der Flughafen Zürich die strengsten Restriktionen aller vergleichbaren Drehkreuze in Europa. Das enge Korsett zeigt sich auch im Schweizer Vergleich: Zürich ist zwar der wichtigste und grösste Landesflughafen, Genf und Basel verzeichnen aber mehr Nachtflüge als Zürich.

Nutzen der Luftfahrt

In der Diskussion über die Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich ist oft von Lasten und selten vom Nutzen des Flugverkehrs die Rede. Das ist bedauerlich und falsch – denn der Nutzen ist ausgewiesen und so gross, dass er betont und beachtet werden muss. Anbei wird das Scheinwerferlicht auf diesen Nutzen gerichtet – mit einigen zentralen Fakten.

Der Standort, ja der Grossraum Zürich sowie die gesamte Schweiz sind auf einen funktionierenden Flughafen Zürich angewiesen. Mobilität wird auch in Zukunft wichtig sein. Der Wirtschaftsraum Zürich ist dank des einzigen interkontinentalen Luftverkehrsdrehkreuzes der Schweiz sehr gut an die Welt angebunden – aktuell werden 187 Destinationen in 71 Ländern bedient. Für (Export-)Wirtschaft, Gewerbe, Forschung, Bildung, Tourismus, Hotellerie, Teile der Kultur und internationale Organisationen ist dies entscheidend.

Wie wichtig die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Zürich ist, zeigt eindrücklich eine Studie des Forschungs- und Beratungsbüros Infras vom November 2022. Einige Kennzahlen der Studie:

• 30 000 Mitarbeitende arbeiten direkt am Flughafen Zürich – in rund 300 Unternehmen.
• Die jährliche Wertschöpfung be-
trägt rund 7 Milliarden Franken.
• Rund 40 % der wertmässigen Exporte aus der Schweiz sind Luftfracht.
• 48 % aller Warenexporte (in Tonnen) ab Zürich werden per Langstreckenflug transportiert.

Zürich und notabene der ganze Wirtschaftsraum sind global und kontinental dank des Flughafens Zürich sehr gut erreichbar. So ist etwa auch Winterthur besser erreichbar als Wien, Prag, Barcelona, Kopenhagen, Madrid oder Stockholm. Ein klarer Wettbewerbsvorteil im schärfer werdenden Standortwettbewerb. Wirtschaft und Gewerbe sind auf einen funktionierenden Flughafen Zürich angewiesen. Dieser braucht Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Sicherheit, um seine Bedeutung als Motor der Wirtschaft langfristig behalten zu können. Ein Ja zu den Pistenverlängerungen am 3. März 2024 stellt dies sicher.

Nicht nur Menschen wollen reisen – oft unterschätzt wird die Bedeutung der Fracht. Über den Flughafen Zürich werden jährlich Güter im Wert von 130 Milliarden Franken exportiert. Der Durchschnittswert pro Tonne Fracht beträgt dabei über 900 000 Franken. Zum Vergleich: Auf der Strasse beträgt der Durchschnittswert pro Tonne Fracht 9690 Franken auf der Schiene 3280 Franken. Auch dies unterstreicht: Der Flughafen Zürich als grösster Flughafen der Schweiz verbindet Zürich nicht nur mit der Welt, sondern hat darüber hinaus eine enorm wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung.

Warum ein Ja? Kurz und knapp

Um diesen wichtigen Pfeiler unseres Wohlstandes in die Zukunft zu führen, braucht es die Verlängerungen der Pisten 28 und 32. Diese vereinfachen die Anwendung der Betriebskonzepte, stabilisieren damit den Flugbetrieb und erhöhen die Sicherheit. Werden die Pistenverlängerungen abgelehnt, zementieren wir das Pistensystem aus dem Jahr 1976 und riskieren Sicherheit und Pünktlichkeit, was letztlich auch die Wertschöpfung beeinflusst.

Thomas Hess

Geschäftsführer KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich KGV

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