Warum der Ausbauschritt 2023 nötig ist
Dass Autobahnen an ihre Kapazitätsgrenzen stossen, ist eine Binsenwahrheit. Und weil das Nationalstrassennetz nicht für die 9-Millionen-Schweiz gebaut worden ist, sind Kapazitätserweiterungen zwingend. Das entlastet nicht nur Bevölkerung und Wirtschaft, sondern sorgt auch für mehr Sicherheit.
16. Februar 2024
Staus auf Schweizer Nationalstrassen verursachen jährlich Zeitverluste von 3 bis 4 Milliarden Franken.
Andri Silberschmidt, Nationalrat und Vizepräsident FDP Schweiz.
Andri Silberschmidt
Staumeldungen auf den Autobahnen gehören seit Jahren zu jeder Tages- und Jahreszeit zum festen Bestandteil jeder Verkehrsmeldung. Die Tatsache, dass das Nationalstrassennetz in den 1960er- bis 1980er-Jahren für 6 Millionen Einwohner konzipiert wurde und die Schweiz bald 9 Millionen Einwohner haben wird, macht deutlich, dass die Autobahnen an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. Tatsächlich haben sich die Staus auf den Nationalstrassen in den letzten 20 Jahren vervierfacht. Es liegt auf der Hand, dass sich die heutigen Engpasssituationen und damit die Überlastung des Nationalstrassennetzes in Zukunft weiter verschärfen werden. Staus auf den Nationalstrassen verursachen jährlich Zeitverluste von schätzungsweise 3 bis 4 Milliarden Franken.
Es ist unbestritten, dass punktuelle Kapazitätserweiterungen notwendig sind, um die Funktionsfähigkeit des Autobahnnetzes zu erhalten und eine massive Verlagerung des Verkehrs auf die Kantonsstrassen zu verhindern.
Andri Silberschmidt, Nationalrat und Vizepräsident FDP Schweiz.
Das Parlament hat sich intensiv mit diesen verkehrspolitischen Herausforderungen auseinandergesetzt und in der Herbstsession die Vorlage zum Ausbauschritt 2023 der Nationalstrassen verabschiedet. Die Vorlage ist ausgewogen und trägt den dringendsten Bedürfnissen in allen Landesteilen Rechnung. So umfasst der Ausbauschritt 2023 drei Autobahntunnels (Basel, Schaffhausen, St. Gallen) und zwei Ausbauten (Bern-Kirchberg, Genf-Nyon).
Nachdem das Referendum gegen das Vorlagenpaket zustande gekommen ist, wird es mit grosser Wahrscheinlichkeit im Herbst zur Volksabstimmung kommen.
Realität zwingt zum Handeln
Es ist unbestritten, dass punktuelle Kapazitätserweiterungen notwendig sind, um die Funktionsfähigkeit des Autobahnnetzes zu erhalten und eine massive Verlagerung des Verkehrs auf die Kantonsstrassen zu verhindern. Das Bevölkerungswachstum und die Zunahme der Berufs- und Freizeitmobilität erfordern eine Anpassung der bestehenden Infrastrukturen. Ohne gezielte Kapazitätserweiterungen auf der Autobahn wird der Verkehr auf den Kantons- und Gemeindestrassen weiter zunehmen. Diese wurden nicht als Ausweichinfrastruktur für den Transitverkehr konzipiert. Mit Kapazitätserweiterungen auf der Autobahn kann eine weitere Verkehrszunahme in Wohngebieten oder in unmittelbarer Nähe von Schulen vermieden werden. Dass Kapazitätserweiterungen auf Nationalstrassen die Ortschaften wirksam entlasten können, zeigt die dritte Gubriströhre: Seit ihrer Eröffnung im letzten Sommer verzeichnet das Bundesamt für Strassen einen Rückgang des Ausweichverkehrs um 20 Prozent.
Auch die Produktivität leidet nachweislich unter staubedingten Zeitverzögerungen. Wirtschaft und Gesellschaft bleiben auf den bereits erwähnten Kosten sitzen. Neben den monetären Kosten belasten Staus auch die Umwelt überproportional. Durch wiederholtes Bremsen und Anfahren werden mehr CO2 und Luftschadstoffe ausgestossen als bei fliessendem Verkehr. Auch hier bringen Kapazitätserweiterungen Entlastung.
Entlastung statt mehr Belastung
Die Realisierung der Ausbauprojekte bietet zudem wichtige Möglichkeiten zur Reduktion der Verkehrsbelastung, zum Beispiel durch verstärkten Lärmschutz oder die Verlegung von Autobahnabschnitten unter die Erde. Bereits heute sind 95% des Nationalstrassennetzes lärmsaniert. In 3/4 der Fälle handelt es sich dabei um Lärmschutzwände und -wälle. Aber auch lärmarme Beläge kommen immer häufiger zum Einsatz. Darüber hinaus wird der Strassenverkehr immer sauberer und sicherer. In den letzten 20 Jahren sind die Nettoemissionen pro Fahrzeugkilometer um rund 35 Prozent und die CO2-Emissionen von Neuwagen um 50 Prozent zurückgegangen. Nicht zuletzt tragen die Ausbauprojekte auch zur Verkehrssicherheit bei: Wenn es weniger Staus gibt und der Verkehr gleichmässig fliessen kann, ereignen sich auch weniger Unfälle. Das zeigen aktuelle Erfahrungen aus dem Raum Zürich: Seit der Eröffnung der dritten Tunnelröhre am Gubrist sind die Unfallzahlen um 75 Prozent zurückgegangen, wie das Bundesamt für Straßen kürzlich mitteilte. Ausbauprojekte machen die Nationalstrassen also noch sicherer, als sie es ohnehin schon sind. Im Jahr 2022 werden sich auf den Nationalstrassen nur noch knapp 8000 Unfälle ereignen – gegenüber rund 45 000 auf dem übrigen Strassennetz, und dies trotz grösserem Verkehrsaufkommen.
Effizienter als Schienenverkehr
Unbestritten ist auch die Effizienz der Nationalstrassen: Sie ermöglichen es, 41% der Personenwagenfahrten und 74% des Strassengüterverkehrs ausserorts auf einer einzigen Achse zu konzentrieren. Pro Quadratmeter Fläche befördern die Autobahnen 2,5-mal mehr Personenkilometer und 1,5-mal mehr Tonnenkilometer als die Schiene.
Die Vorlage zum Ausbauschritt 2023 der Nationalstrassen ist die sozioökonomische Antwort auf die angespannte Situation im Strassenverkehr und die Antwort auf die künftigen Herausforderungen der Schweiz. Es handelt sich um ein zukunftsweisendes Generationenprojekt für die Bevölkerung und das Gewerbe in der Schweiz. Die Unterstützung ist deshalb von grosser Bedeutung.
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