Resilienzcoach sprach vor Präsidenten

Rund 90 Präsidentinnen und Präsidenten von Gewerbevereinen und Berufsverbänden fanden sich im «Doktorhaus» in Wallisellen zur KGV-Präsidentenkonferenz ein. Gastreferent Markus Renevey zeigte Konzepte auf, um Resilienz als Führungsperson zu stärken, zu beurteilen und zu definieren.

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Markus Renevey vor seinem Referat «Sich selbst und andere resilient führen».

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Markus Renevey bei seinem Referat «Sich selbst und andere resilient führen».

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Markus Renevey bei seinem Referat «Sich selbst und andere resilient führen».

Hinzufallen ist eine Fähigkeit, in der man gut werden kann.» Der Satz stammt von einem blinden Skateboarder in einem Video, das Markus Renevey an der Präsidentenkonferenz des KGV vom 18. März zeigte. Das sei Resilienz: Bereitschaft haben, umzufallen und aufzustehen. «Sich aber auch schützen, damit die Verletzung nicht ganz so schwer ist.»

Die Präsidentenkonferenz des KGV fand diesmal unter eher unpolitischen, aber gesellschaftlich nicht wenig brisanten Vorzeichen statt: Als Gastreferent erklärte Markus Renevey, Geschäftsführer des Swiss Resilience Hub, warum heute mentale Gesundheit und Resilienz in der Arbeitswelt wichtige Begriffe sind und wie sie trainiert werden können. Ursprünglich Betriebsökonom, berät Renevey heute Teams, Unternehmungen, aber auch Sportler in Resilienz.

Unter dem Titel «Sich selbst und andere resilient führen» erklärte Renevey zunächst die Aktualität durch den Kontext: eine von Unsicherheiten und schnellen Entwicklungen geprägten VUCA-Welt, die auch ein fruchtbarer Boden für Ängste oder Panikattacken ist (deren Zahl stark angestiegen ist). VUCA ist ein Akronym für Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity. Ein neueres Akronym aus der COVID-Zeit, das viele als Nachfolger von VUCA sehen, bezeichnet die Welt als BANI: Brittle, Anxious, Non-Linear, Incomprehensible – brüchig, ängstlich, nicht-linear und sogar unbegreiflich. Und da war sie wieder, diese Ängstlichkeit: 16,5 Prozent der gesamten Bevölkerung in der Schweiz leiden unter Angst (wobei nur 6,4 Prozent diagnostiziert sind). Bei den 15- bis 24-Jährigen geben bereits 33,5 Prozent an, eine Angststörung zu haben.

«Schutzfaktoren» für Resilienz

Diese «Diagnose» der Welt erfordere eben Resilienz. Was unterscheidet also nach psychologischer Lehre resiliente von weniger resilienten Menschen? Erstere stehen nach der Krise schneller wieder auf. Und: Sie übernehmen lösungs- und zielorientiert Verantwortung. Psychische Widerstandsfähigkeit beschreibe so nur einen Teil des Begriffs. «Resilienz ist für mich so etwas wie ein freudvoller Tanz in garstiger Umgebung. Oder ein Tanz mit Krisen.»

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Auch KGV-Präsident Werner Scherrer (2. von rechts) diskutierte beim anschliessenden Apéro angeregt mit.

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Die Sektionspräsidentinnen und -präsidenten kamen aus allen Regionen.

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Die Sektionspräsidentinnen und -präsidenten kamen aus allen Regionen.

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Die Sektionspräsidentinnen und -präsidenten kamen aus allen Regionen.

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Die Sektionspräsidentinnen und -präsidenten kamen aus allen Regionen. So auch (wie im Bild) aus dem Bezirk Andelfingen.

Im Swiss Resilience Hub wurden gemeinsam mit der Kaleidos Hochschule und Fachleuten aus der Forschung sieben «Schutzfaktoren» zu Resilienz-Kompetenzen ausgearbeitet. Diese versuchen Renevey und sein Team zu vermitteln. Resilient ist, wer kumulativ mehrere der folgenden Eigenschaften erfüllt: 1. Selbstführung (auch: die Fähigkeit, Gelerntes anzuwenden), 2. Gesundheitskompetenz (Ernährung, Erholung, Bewegung), 3. Verbundenheit, Zugehörigkeit (zu uns selber, anderen Menschen, der Natur), 4. Sinn- und Lösungsorientiertheit, 5. Akzeptanz (Loslassen) und Adaptation (Anpassungsfähigkeit), 6. Eigenverantwortung, 7. Realistischer Optimismus.

Weiter stellte Renevey sein «Lieblingsmodell» vor – es sei «radikal, aber liebevoll»: change – leave – love. Wen etwas stört oder ärgere, der habe immer drei Optionen, mit der Situation umzugehen. «Love» könnte man auch mit «wohlwollendes Akzeptieren» übersetzen. Das bleibt oft die einzige Option – sofern man nicht leiden («suffer») will: Denn dann seien Ohnmacht, Zynismus, Resignation, Selbstmitleid, Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Aggression, Verzweiflung oder Gefangensein in der Opferrolle die Folge. Wichtig sei manchmal, das Leiden zu erfahren. Gefährlich sei aber, «nicht mehr daraus zu entkommen».

«Das Wichtige daran: Nicht die Situation entscheidet, ob ich mich positiv oder negativ fühle, sondern meine Bewertung», machte Renevey Mut. Die gute Nachricht: Wer schnell aus dem Leiden heraustritt, dem ist dieses Gefühl ein Gewinn. Einer der wichtigsten Takeaways: Egal was passiert, es ist wichtig, anzunehmen, was ist. Zum Schluss verglich Renevey die Vorbereitung eines Spitzensportlers mit jener einer Führungsperson – etwa vor einem wichtigen Vortrag. Beide müssten sich inhaltlich, aber auch mental vorbereiten.

Steuervorlage 17

KGV-Geschäftsführer Thomas Hess stellte im Anschluss die für den KGV wichtige Kampagne zur Abstimmung «Steuervorlage 17» vom 18. Mai vor. Die allermeisten KMU vor Ort waren juristische Personen: Gerade sie wären betroffen, wenn im Falle eines Ja bei einer Senkung der Steuern um 1 Prozent von 100 Steuerfranken 1.40 Franken eingespart werden könnten.

Website-Projekt

Hess stellte die von Vereinen buchbare Möglichkeit vor, eine Website basierend auf der Grundseite des KGV zu gestalten. Die flexible Lösung sieht vor, dass auch der KGV-Webauftritt mit derselben CMS-Lösung wie die Websites der Mitgliederorganisationen (BGV, lokale Gewerbevereine, Berufsverbände) aufbaut.
Ziel ist, einen verlässlichen, günstigen, professionellen Webauftritt zu bieten. Die einmaligen Erstellungskosten seien verhältnismässig tief, dazu kämen jährlich wiederkehrende Kosten.

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

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