The Circle: Meilenstein der Nachhaltigkeit
Das Vorzeigeprojekt nachhaltigen Bauens am Flughafen Zürich steht für modernste Gebäudetechnik.
24. Januar 2024 Gerold Brütsch-Prévôt
Der Circle am Flughafen Zürich: Nachhaltigkeit wird grossgeschrieben.
Der Circle am Flughafen Zürich: Nachhaltigkeit wird grossgeschrieben.
Bereits in der Projektphase des Circles vor mehr als 15 Jahren, wurde Nachhaltigkeit als ehrgeiziges Ziel definiert und auf der seinerzeit grössten Baustelle der Schweiz dann auch entsprechend umgesetzt. So setzt das im November 2020 eröffnete Gebäude nach einer fünfjährigen Bauzeit denn auch neue Massstäbe, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Aber auch architektonisch wurde das riesige Gebäude mit einer Gesamtfläche von 180 000 m2 nicht einfach hingeklotzt, sondern als verbindendes Element zum Flughafen und öffnend gegen die angrenzende Grünfläche gestaltet.
Ortsunkundige erwarten ein paar wenige Gehminuten vom lauten Flughafen entfernt kaum einen idyllischen Park. Doch vom mondänen Circle aus kann man sich mit der Parkbahn, einer rund 80 Meter langen Standseilbahn, direkt in die Natur hochfahren lassen. Der bestehende Wald, die Wiesen und Feuchtgebiete wurden dafür reaktiviert und 80 000 m2 davon geschützt der Natur überlassen. Die Wege sind so angelegt, dass die Besucher und Besucherinnen die Flächen auch in Ruhe lassen.
Ein Gebot der Stunde
Angesichts der Tatsache, dass in der Schweiz der Gebäudepark für 40 Prozent des Energieverbrauchs und damit für rund ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich ist, setzt der Circle ein bedeutendes Zeichen. Eine Million Häuser sind nicht oder kaum gedämmt und damit energetisch dringend sanierungsbedürftig. Zudem werden zwei Drittel der Gebäude heute noch immer fossil oder konventionell elektrisch beheizt. So ist es ein Gebot der Stunde, wenigstens neue Gebäude auf Basis der höchsten Standards der Gebäudetechnik zu planen und zu bauen.
Die Versorgung des Circles mit Wärme und Kälte erfolgt via Energiepfähle über die Erde als Speicher. «Die Wärme und Kälte sämtlicher Gebäude werden zentral von reversiblen Wärmepumpen produziert. An warmen Tagen wird die Abwärme aus der Kälteproduktion genutzt, um die Energiepfähle zu laden», erklärt Dominik Zimmermann, Leiter Energie 2040 der Flughafen Zürich AG. Mit der gespeicherten Wärme könne dadurch an kalten Tagen das Gebäude geheizt werden. Die Fotovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern decken rund zwei bis drei Prozent des Strombedarfs ab. Das gesamte Flughafensystem bezieht, Stand 2022, den Strom von den Industrielle Betrieben Kloten mit 30.6 Prozent Anteil an erneuerbaren Energien.
LEED-Zertifizierungssystem
Die Verleihung des LEED-Platinum-Zertifikates ist sozusagen der Ritterschlag für ein Gebäude und damit die höchste Auszeichnung, die im Bereich Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Sie bewertet Gebäude aufgrund verschiedener Kriterien aufgrund der Energieeffizienz, Wassereffizienz, Ressourcennutzung, Raumluftqualität, nachhaltige Materialien und Innovation. «LEED ist ein Zertifizierungssystem, das aus dem amerikanischen Raum stammt. Daraus haben sich für die Zertifizierung des Circle verschiedene Massnahmen als sehr herausfordernd erwiesen», sagt Dominik Zimmermann dazu.
Grösstes LEED-Platin-Gebäude
Dazu gehörten unter anderem, die geltenden schweizerischen Vorgaben, beispielsweise aus den SIA-Normen oder den MINERGIE-Anforderungen, mit den Vorgaben von LEED in Übereinstimmung zu bringen. Das sei besonders bei den Lüftungsanlagen nicht ganz einfach gewesen. Auch die Grösse und Komplexität des Circle erwies sich oft als eine Herausforderung, die lange Lüftungsleitungen mit hohen Luftvolumen erforderte. Besondere Massnahmen waren auch erforderlich für die Einhaltung der Qualität der Kältemittel oder der Klebestoffe.
Neben der Nachhaltigkeit, dass also ein hoher Anteil an erneuerbarer Energie über Erdsonden und Photovoltaikanlagen erzeugt wird, steht bei der der Minergie-Zertifizierung auch der Wohn- und Arbeitskomfort im Zentrum. Dieser wird durch eine hochwertige Gebäudehülle und eine systematische Lufterneuerung erreicht. Auch diese Anforderung hat der Circle erfüllt.
Wirtschaftlich gut unterwegs
Der Circle hat sich zu einer guten Business- und Dienstleistungs-Adresse mit namhaften internationalen und nationalen Unternehmen entwickelt. Besonders das Hotel- und Convention-Geschäft und das Gesundheitsangebot haben sich sehr gut etabliert. Das Universitätsspital Flughafen bietet ein breites Spektrum an medizinischen Dienstleistungen an. Im Convention Center finden Kongresse für bis zu 2’500 Gäste statt. Zum Angebot gehören ausserdem Shops, Coworking Spaces, ein Fitness-Center oder eine Kita.
Insgesamt liegt die Vermietungsquote aktuell bei rund 90 Prozent. Die für die Gastronomie vorgesehene Fläche ist sogar vollständig vermietet. Realisiert wurde das Projekt durch eine Miteigentümergemeinschaft, woran die Flughafen Zürich AG mit 51 Prozent und die Swiss Life AG mit 49 Prozent beteiligt sind.
Gerold Brütsch-Prévôt
Redaktioneller Mitarbeiter Zürcher Wirtschaft
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