Tabuthema Frauen und Finanzen

Rund 30 KMU-Frauen wagten sich am 20. September an ein aktuelles Thema: Frauen und Finanzen.

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Michelle Tschumi von der ZKB fühlte den KMU-Frauen bezüglich Finanzen, Anlagen und Vorsorge den Puls.

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Ökonomin Daria Greenberg von der Uni Bern und Michelle Tschumi von der ZKB.

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Im Anschluss ans Podium vertieften die Frauen im Rahmen von Tischgesprächen die sechs Themen Vorsorge, Steuern, Anlagen, Unternehmensnachfolge oder Finanzierungen. Danach ging es zum lockeren Austausch beim Apéro über.

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Im Anschluss ans Podium vertieften die Frauen im Rahmen von Tischgesprächen die sechs Themen Vorsorge, Steuern, Anlagen, Unternehmensnachfolge oder Finanzierungen. Danach ging es zum lockeren Austausch beim Apéro über.

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Jacqueline Hofer (rechts), Präsidentin der KMU-Frauen Zürich. Im Anschluss ans Podium vertieften die Frauen im Rahmen von Tischgesprächen die sechs Themen Vorsorge, Steuern, Anlagen, Unternehmensnachfolge oder Finanzierungen. Danach ging es zum lockeren Austausch beim Apéro über.

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Nicole Barandun, Anwältin mit eigenem Büro und Präsidentin des Gewerbeverbands Stadt Zürich (GVZ), erzählte aus ihrem Berufsalltag und ihren Vorsorge- und Anlegestrategien.

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Im Anschluss ans Podium vertieften die Frauen im Rahmen von Tischgesprächen die sechs Themen Vorsorge, Steuern, Anlagen, Unternehmensnachfolge oder Finanzierungen. Danach ging es zum lockeren Austausch beim Apéro über.

Rund 30 KMU-Frauen diskutierten am jüngsten Anlass der KMU-Frauen mit Spezialistinnen der ZKB über Fragen rund um Steuern, Finanzierungen, Anlagen, Vorsorge oder Unternehmensnachfolge – aus Sicht der Frauen, aber ohne «Geschmäckle» der vielen Female Finance Initiativen, die fast sektiererisch die Gender-Karte auszuspielen pflegen.

Frauen, auch Unternehmerinnen, verwalten oft viel Cash auf ihren Konten, zögern aber beim Anlegen. «Frauen und Finanzen – das ist oft ein Tabuthema», meinte Michelle Tschumi von der Zürcher Kantonalbank einleitend zum jüngsten Themenabend der KMU-Frauen Zürich im «Westhive». Daher sei es zunächst wichtig, überhaupt über Finanzen zu sprechen, das Eis zu brechen. Die Leiterin des ZKB-Innovationslabs führte mit einem Team von Finanzexpertinnen aus anderen Bankbereichen durch den Anlass – das Format sei Resultat vieler Daten, die man über das weibliche Finanzgebaren erhoben habe, und von diversen vorangegangenen Piloten.

Tschumi gab den Frauen kurz Zeit, zum Thema einige Stichworte via Smartphone zu schicken. Oft wurde «Vorsorge» genannt, darunter waren auch Begriffe wie Sicherheit, Verantwortung, Vernunft, aber auf der anderen Seite urteilten die Frauen auch hart über sich: So wurde selbstkritisch fehlendes Fachwissen, schlechtes Gewissen, Scham, wenig Interesse oder Selbstvertrauen genannt – jemand ortete «dringenden Redebedarf», eine Frau meinte lapidar «uff».

Heimliche Finanzchefin

Daria Greenberg vom Institut für Unternehmensrechnung an der Uni Bern, welche die ZKB-Studie betreute und bereits intensiv für eine andere Kantonalbank zum Thema forschte, fand Erklärungen für die Reaktionen: Frauen kontrollierten in der Regel das Familienbudget, zu 80 Prozent die Finanzentscheide in der Familie und damit die Konsumausgaben. Die Frauen sahen sich so als «heimliche Finanzchefin» im Haushalt, aber seien eben auch passiv und mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet, wenn es um Geld und insbesondere um langfristige Finanzentscheide geht.

Frauen sparten nicht nur in der zweiten, sondern auch in der dritten Säule weniger während des Arbeitslebens, zudem seien sie weniger gut versichert. Und mit 91 Prozent sei die Zahl negativer finanzieller Überraschungen nach dem Tod des Partners, dem Ende einer Partnerschaft oder einer Scheidung besonders hoch.

Sind Frauen kreditwürdiger?

Männer seien eher risikofreudig, gingen mit Finanzprodukten spielerisch um, während bei den eher unsicheren Frauen Sicherheit im Vordergrund stehe. Gleichzeitig gebe es auch positive Nachrichten: «Frauen sind viel besser darin, Kredite zurückzuzahlen. Frauen sind auch bessere und nachhaltigere Anlegerinnen. Sie erwirtschaften etwa 5 Prozent mehr Ertrag auf ihren Depots.» Gerade jüngere Frauen der Generation Z wollten finanziell unabhängig sein, setzten sich aber paradoxerweise kaum mit Finanzprodukten auseinander.

Es fehle den Frauen auch oft am zündenden «Trigger», um sich mit dem Thema zu beschäftigen, Motivation und Zeit fehlten. Und: «Frauen glauben, über wenig Finanzwissen zu verfügen.» Ein tiefes Selbstbewusstsein in Finanzfragen, gepaart mit Sicherheitsdenken, seien elementare Hürden.
Auch ZKB-intern habe gemäss einer Umfrage mehr als die Hälfte der Frauen angegeben, nicht in Wertschriften investiert zu haben, fügte Michelle Tschumi an. Sie verlangten mehr Knowhow von der Bank selber. Resultat: In einem Frauennetzwerk werde nun regelmässig über Finanzen gesprochen. Auch die Firmenkundenberaterin Nadia Meier bestätigte: «Was uns auffällt ist, dass sich viele Kundinnen weniger zutrauen – obwohl sie mehr drauf hätten als der Mann.»
Nicole Barandun, KGV-Vizepräsidentin und Unternehmerin mit eigenem Anwaltsbüro und vielen Scheidungsfällen, erzählte aus dem eigenen Unternehmen. Dieses hat sie mit ihrem Ehemann aufgebaut – nicht zuletzt aus Notwendigkeit, weil Frauen mit Kindern auf dem Markt nicht gefragt gewesen seien. Anfangs gehe es häufig ums Überleben. Da tendierten die Unternehmerinnen auch dazu, das ganze Geld ins Geschäft zu stecken und sich gleichzeitig wenig Lohn auszuzahlen – was sich dann wegen der tieferen Sozialabgaben zu einem späteren Zeitpunkt rächen könne. «Man müsste die Unternehmerinnen sensibilisieren, dass sie sich nicht zugunsten des Geschäfts zu stark zurücknehmen.»

Sie selber habe sich früher zu wenig der Vorsorge gewidmet. Und da sie eine klassische «Frauenbiografie» vorweise, indem sie an drei verschiedenen Orten ihr Geld verdiene mit entsprechenden BVG-Nachteilen, und ihr Mann elf Jahre älter sei, stellten sich wichtige Fragen in diesem Kontext. «Gottseidank haben wir aber noch Zeit, die Renten anders zu ordnen – sei es über Kapitalzahlungen oder Verschiebungen.» Gerade im Todesfall habe die Gestaltung der Rente Auswirkungen, die man sich wenig überlege. Daher: Gerade bei der Vorsorge müsse man sich über die Finessen informieren – die Staffelung der 3. Säule etwa.

Sechs Tischgespräche

Vorsorge war auch eines der Themen, die im Rahmen von Tischgesprächen vertieft wurden. Weitere Gruppen fokussierten die Schwerpunkte Steuern, Anlagen, Unternehmensnachfolge oder Finanzierungen. Bei letzterer Gruppe wurden etwa die Möglichkeiten diskutiert, Investoren zu finden und deren Vorteile abzuwägen gegenüber den Darlehensmöglichkeiten. Eine Startup-Vertreterin fragte etwa nach der Finanzierung via Startup-Kredit einer Bank. Die Faustregel: Die Hälfte der Investition sollte mit Eigenmitteln gedeckt sein. Beim klassischen Bankkredit wird hingegen eher der Cashflow über die nächsten Jahre als Basis für die Kreditvergabe angeschaut. Der Tenor bei der anschliessenden Fragerunde: Frauen müssten sich mehr zutrauen – sich aber auch aktiver informieren.

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

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