Spiessrutenlaufen für Mieter, Investoren und Baufirmen

Der schweizerische Immobilienmarkt wirkt nicht geprägt von normalem Wettbewerb und gesunder Konkurrenz. Die Regulierungen sowie der anhaltende Druck auf Wohnraum bieten ein Bild der bürokratischen Exzesse, einer unerklärlichen Privilegierung einzelner Partikularinteressen sowie des Glücksspiels freier Kapazitäten.

Kolumnist Bruno Sauter

Die Kosten der schweizerischen Baufirmen sind geprägt von regulierten Lohnkosten und den Materialkosten auf ausgewählten Roh- und Halbzeugen. Die Lohnkosten werden berechtigterweise mit den flankierenden Massnahmen im internationalen Wettbewerb geschützt, und die relevanten Materialien stammen aus den Lagern weniger grosser Hersteller oder Importeure. Der Markt ist regional transparent, und gegeben mit diesen Rahmenbedingungen spielt er einzig durch die jeweils verfügbaren Kapazitäten. Investoren gewännen den Jackpot, wenn sie immer dann bauen würden, wenn die Konjunktur tief ist.

Die Kombination von sich überregulierenden, perfektionistischen Bauabteilungen in den kommunalen Verwaltungen mit der Performance von bestenfalls Faultieren und einer privaten Branchenvereinigung, welche das Ihre zu immer noch höheren Standards beisteuert, beschert den Investoren einen nervenaufreibenden und langwierigen Spielverlauf, welchen sie selten genug gewinnen. Und selbst wenn für Investitionsvorhaben wirklich restlos alles geklärt wäre, findet sich auf dem Areal bestimmt noch eine einzigartige Schneckenart, welche es erst langjährig zu erforschen und sodann auch zu schützen gilt. Und wem auf der Seite regulatorischer Hindernisse als Bauherr noch ein besonderer Leckerbissen gegönnt wird, der lernt unsere fünfte Landessprache auch noch kennen – jene der Einsprache. Denn selbst da, wo der Souverän mit mehreren Volksabstimmungen seinen Willen zum Bauen klar zum Ausdruck gebracht hat, können mit findigen Tricks weitere Register im Duden der Verhinderung gefunden werden.

Die Eingriffe gewisser Kommunen gehen zwischenzeitlich ebenfalls weit über den gesellschaftlich akzeptierten genossenschaftlichen Wohnungsbau hinaus. So werden an allerbesten Wohnlagen im Zürcher Seefeld oder am Käferberg nicht bloss Flächen weit unter marktüblichen Konditionen vergeben, sondern es kommen auch immer häufiger einengende Mieterkriterien zur Anwendung. Aktuell die Forderung, nur noch Fussgänger und Velofahrer als Mieter zu berücksichtigen. Folgen werden Kriterien wie zwingendes Leben in mehrpartnerschaftlichen Beziehungen, veganer Lebensstil, Verzicht auf Ferienreisen mit dem Flieger wie auch das Akzeptieren beschränkter Wohnflächen. Insbesondere Mieter tun also gut daran, sich bei möglichst vielen Randgruppen als Mitglied einzuschreiben und sich im Spiel so die besseren Karten zu ergattern.

Bruno Sauter

Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)

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