Risk Management im internationalen Wettbewerb

Die Flut von gesetzlichen Regulationen und Vorgaben für die Unternehmungen nimmt jährlich zu und die administrative Last steigt ungebremst. Es sind nicht bloss die finanziellen Auswirkungen, welche bedeutend sind. Ebenso sind die für die Kontrolle und Einhaltung aller Gesetze, Verordnungen und Merkblättern und Verfügungen notwendigen Kompetenzen eine Herausforderung. Denn für die in den Verwaltungen ausgearbeiteten Regulierungen werden da immer häufiger Spezialisten engagiert, die auch noch das kleinste Detail auswendig kennen. KMU können da nicht mithalten und sind entweder auf externe Unterstützung oder den teuren Aufbau eigener Ressourcen angewiesen.

Wären in lokalen Märkten und innerhalb unserer Landesgrenzen die gesetzlichen Vorgaben dieselben und würden diese dann kantonal auch noch identisch vollzogen, so könnte man mit gutem Gewissen von einem funktionierenden System sprechen. Alle Akteure hätten mit denselben Auflagen zu leben und wüssten diese in ihre Marktpreise einzupflegen – so viel zur Theorie. Im internationalen Wettbewerb jedoch werden die Vorgaben in den Bereichen Datenschutz, Gendergerechtigkeit, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz sowie generell ESG immer häufiger zu wettbewerbsverzerrenden Grössen. Da, wo bei uns die kleinste Verfehlung überprüft und bei Verletzung sanktioniert wird, sind die Vorgaben international massiv unterschiedlich, geschweige denn werden diese systematisch derart streng kontrolliert wie bei uns.

Die jüngsten Entwicklungen in den verschiedensten Bereichen werden die Unternehmen nicht bloss zu massiven Investitionen (Beispiel Energie) zwingen. Vielmehr werden Unternehmen sich überlegen müssen, ob und wo sie ihre künftigen Ausbauschritte erfolgen werden. Ebenso lässt die Tatsache, dass Einzelereignisse und kleinste Gruppen von (lauten) Interessensvertretungen dazu führen, dass ganze Branchen und Tätigkeiten mit neuen Auflagen eingeschränkt werden, nicht auf baldige Entlastung und damit Wettbewerbsgleichheit hoffen. Mittels (privater) Kontrolle der in der Schweiz bereits bestens eingeführten Risikomanagement-Systeme könnte alternativ auf so manche Regulierung einfach verzichtet werden. Die eigenverantwortlichen Massnahmen belebten zudem den Wettbewerb. Erfrischend würden sich die ergebenden Differenzierungen bei Produkten und Dienstleistungen auch bei den Konsumenten auf das Qualitätsbewusstsein auswirken. Der Staat könnte solche Risikomanagement-Systeme inklusive zugehöriger Massnahmenpläne zudem in die Anforderungen seiner Ausschreibungen integrieren und könnten so eine – zumindest fairere – Basis für Vergleiche schaffen. Auch der Konsument erhielte so eine erfrischende Wahlfreiheit und Verantwortungsbewusstsein.

Bruno Sauter

Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)

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