Wunsch und Wirklichkeit

Seit 1946 sendet Radio SRF das Wunschkonzert. Man wünscht einen Musiktitel und er wird gespielt. Oder auch nicht. Was aber seit 78 Jahren immer gleich ist: Es kostet nichts. Gut, man könnte die SRF-Gebühr nehmen, aber dieses Thema bearbeiten wir dann später in diesem Jahr. Was bei diesem harmlosen Vergnügen gang und gäbe ist, nimmt in der Politik mittlerweile mehr Platz ein, als uns lieb sein kann. Und da, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist es definitiv vorbei mit harmlos!

Immer öfter werden durch egoistische Zauberlehrlinge lustige Ideen in den politischen Prozess gebracht. Die logische Konsequenz wird dabei aber gerne vergessen: Wer bestellt muss, anders als beim SRF, auch bezahlen. Alles hat ein Preisschild und die wichtigste Frage ist wie im richtigen Leben: Wieviel kostet es tatsächlich und wer soll es bezahlen? Lassen wir uns nicht von schönen Verpackungen und gluschtigen Wünschen blenden. Wir müssen diese Frage immer wieder stellen, weil speziell die KMU als Mittelstand schlussendlich diejenigen sind, die zur Kasse gebeten werden.

Liebes Wunschkonzert!

«Ich wünsche mir eine 13. AHV-Rente». Mehr Geld möchte sicher jeder von uns bekommen. Wenn dieses Geld wie Manna vom Himmel regnen würde, wäre das ein hervorragender Vorschlag. Aber wenn wir die zwingende Frage stellen – wieviel und wer? – sieht es düster aus. Aktuell werden gemäss Bundesamt für Sozialversicherungen für AHV-Renten knappe 50 Milliarden Franken jährlich ausbezahlt. Bei einer 13. Rente wären das zusätzliche 4 000 000 000 Franken. Und das bei einem Sozialwerk, das seit Jahrzehnten am Krückstock geht und nicht wirklich im Geld schwimmt. Zweiter Teil der Frage: Wer zahlt?

«Ich wünsche mir eine autofreie Altstadt». In Bülach fand ein Bewohner, dass das doch nett wäre. Schliesslich ärgert er sich sicher 2 bis 3 Mal im Jahr, wenn in einer bereits bestehenden Begegnungszone (sprich: durchgehende Fläche, max. 20 km/h) ein bisschen Rücksicht gegenüber Autofahrenden gefragt wäre. Ich bilde mir nicht ein, dass sich die ganze Welt für Bülach interessiert. Aber das Beispiel zeigt, dass ein problemlos funktionierendes System ohne einen Gedanken an die wirklichen Auswirkungen aus schlichtem Egoismus gefährdet werden kann. «Wieviel» und «wer» lässt sich hier nicht so gut beantworten. Die Beispiele von verkehrsberuhigten Städten, die langsam aussterben und durch öffentliches Geld wiederbelebt werden müssen, zeigen: unbrauchbare Idee…

Neue Spielregeln auch für KMU

«Ich wünsche mir einen sicheren und pünktlichen Flughafen Zürich». Dieser Wunsch ist sicher sinnvoll. Und, ich mache es kurz, die nun-
mehr bekannte Frage nach wieviel und wer ist einfach zu beantworten. Wieviel: 250 Mio. Franken. Wer: Der Flughafen als gemischtwirtschaftliches, börsenkotiertes Unternehmen finanziert diesen Ausbau selbst aus den Flughafengebühren. So lobe ich es mir, denn so steht dem Wünschen absolut nichts im Weg. Und darum kann ich am 3. März problemlos hinter diesem Vorhaben stehen!

Werner Scherrer

Präsident KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich KGV

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