«Nachhaltigkeit zahlt sich aus»

Die Groupe Mutuel Vorsorge-GMP verfolgt schon seit einiger Zeit eine nachhaltige Anlagestrategie. Ein Meilenstein auf diesem Weg war die Publikation des ersten Nachhaltigkeitsberichts in diesem Jahr.

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Gérald Mayoraz, Leiter Groupe Mutuel Asset Management AG, gmayoraz@groupemutuel.ch

Ivan Diez: Herr Mayoraz, warum spielen nachhaltige Anlagen heute eine immer wichtigere Rolle?

Gérald Mayoraz: Aus zwei Gründen. Zum einen gibt es ein reelles Risiko für Unterperformance. Seit 2019 übersteigen die Investitionen in nicht-fossile jene in fossile Energieträger. Damit werden sowohl private als auch staatliche Finanzströme in den Energiewandel gelenkt. Sich nicht damit zu beschäftigen, wäre kontraproduktiv für die langfristige finanzielle Performance einer Pensionskasse. Nachhaltigkeit proaktiv anzugehen, zahlt sich aus. Zum anderen ändert sich die Gesetzgebung laufend. Neu müssen Pensionskassen etwa einen Nachhaltigkeitsbericht ihrer Investitionen vorlegen.

Für 2023 präsentierte die Groupe Mutuel erstmals einen solchen Bericht. Welche Entwicklungen standen in diesem Zeitraum im Vordergrund?

Im Jahr 2023 haben wir zwei grosse Massnahmen umgesetzt. Die erste war die Einführung von regelmässigen Monitorings, in denen wir unsere Investitionen vertieft analysieren. Neben Direktinvestitionen in Aktien und Anleihen haben wir mehrere Investmentfonds in unseren Portfolios. Um innerhalb dieser Fonds zu überprüfen, ob alle Unternehmen unsere ESG-Kriterien erfüllen, können wir nun eine genaue Analyse vornehmen und bei Nichtkonformität entsprechend eingreifen.

«Dank unserer Analyseinstrumente sind wir in der Lage, innerhalb einer kollektiven Anlage bis auf die Ebene des einzelnen Wertpapiers zu fokussieren.»

Gérald Mayoraz, Leiter Groupe Mutuel Asset Management AG

Gab es Fälle, in denen Sie eingeschritten sind?

Ja, einige wenige. Obwohl es sich um kleine Gewichtungen von 0,1 oder 0,2 Prozent des Fondswertes handelte, haben wir uns mit den Fondsmanagern in Verbindung gesetzt und sie gefragt, ob sie die Unternehmen behalten wollen oder die Möglichkeit besteht, sie zu verkaufen. Wenn sie verkaufen, ist alles in Ordnung, wenn nicht, wechseln wir den Fonds. Dank unserer Analyseinstrumente sind wir in der Lage, innerhalb einer kollektiven Anlage bis auf die Ebene des einzelnen Wertpapiers zu fokussieren.

Was war die zweite grosse Massnahme?

Wir haben 2023 unter unseren Immobilien jene Objekte identifiziert, die eine umfassende Renovierung benötigen. Darauf abgestützt, haben wir zwei Entscheide getroffen: Als Sofortmassnahme haben wir zusammen mit der Ecco 2 Solutions AG in jeder der betreffenden Wohnungen Sensoren installiert, die die Heizung des Gebäudes mit der Wettervorhersage verbindet. Wenn es an einem Morgen kalt und neblig ist, aber am Nachmittag die Sonne scheint, weist das System die Heizung an, die Temperatur am Morgen nicht zu erhöhen. Es handelt sich um ein hilfreiches Werkzeug, um den Energieverbrauch in Echtzeit zu verfolgen und die Heizkosten zu reduzieren.

Worin bestand der zweite Entscheid?

Dieser hat in Bezug auf die finanziellen Aufwendungen eine ungleich grössere Tragweite. Es handelt sich um eine Mehrjahresplanung für die Renovierung unserer Gebäude bis ins Jahr 2030. Damit können wir bei Gebäuden mit grossem Sanierungsbedarf vorwärtsmachen, obschon zwei Faktoren die Planung beeinträchtigen: die bekanntermassen langsame Erteilung von Baugenehmigungen und die hohe Auslastung der Bauunternehmen. Zwar besteht bei einigen Immobilienfonds und Vorsorgeeinrichtungen der Wille, Fortschritte zu erzielen, dennoch sind die Ziele des Bundes für den Schweizer Immobilienbestand im Jahr 2030 schwer zu erreichen.

Ihr Ansatz scheint sich bezahlt zu machen, denn Ihr Rating ist weiterhin durchgehend sehr gut…

Unser Rating ist A, bei einem Höchstwert von A+. Dieses Rating wurde von der Firma Conser, einem unabhängigen Experten, vergeben. Auch bei der Klima-Allianz, die 260 Pensionskassen in der Schweiz scannt, sind wir mit ‹hellgrün› sehr gut positioniert.

Noch ein kurzer Blick auf die internationalen Finanzströme: Lässt sich da Ihres Erachtens eine Allianz für den Energiewandel ausmachen?

Ja, auf jeden Fall. Das Ausmass der Anpassungen der Businesspläne vieler Unternehmen weltweit und in der Schweiz ist beeindruckend. Es ist interessant zu sehen, dass der Fokus auf fossile Energieträger bei jenen Benchmarks, die für gewöhnlich für die Aktienmärkte herangezogen werden, in den letzten Jahren stetig gesunken ist, was das wachsende Bewusstsein der grossen Unternehmen belegt. Generell werden diejenigen, die sich für den Energiewandel einsetzen, die Nase vorn haben.

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