Musterbrief für städtische Angestellte
Um ihren doppelt erhaltenen Februarlohn behalten zu können, liessen sich einige städtische Mitarbeiter etwas einfallen. Im folgenden ein Musterbrief, den wir auf der Toilette der Finanzabteilung gefunden haben (könnten).
16. April 2024 Wadenbeisser
Sehr geehrte Frau Mauch
Schweren Herzens wende ich mich an Sie, um eine bedauerliche Angelegenheit anzusprechen, die mich mit Scham erfüllt. Wie viele meiner Kollegen habe auch ich fälschlicherweise meinen Monatslohn zweimal erhalten, aufgrund der unglücklichen Softwarepanne, die sich Ende Februar bei den Lohnzahlungen ereignete.
Ich muss Ihnen nun gestehen, dass ich in einem Moment unüberlegter Handlung den zusätzlichen Betrag … [Beispiel: im Casino verspielt, in eine Weltreise/Auto/Schönheitsoperation/Anzahlung an ein Haus investiert] habe. Eine Entscheidung, die nicht nur meine persönliche Integrität, sondern auch das Vertrauen, das Sie in mich gesetzt haben, schwer erschüttert hat. Es schmerzt mich zutiefst, Ihnen gegenüber eine solche Verfehlung eingestehen zu müssen, und ich übernehme die volle Verantwortung für meine unüberlegten Handlungen.
Ferner habe ich den Rest des Geldes genutzt, um eine/n … [Beispiel: Verlobungsring/Wellness-Wochenende/Bitcoin] zu erwerben. Nun stehe ich vor der Aufgabe, die … [dito] zurückzugeben/zu stornieren und die Konsequenzen meiner Handlungen zu tragen. Es ist mir bewusst, dass mein Fehlverhalten nicht nur persönliche Konsequenzen nach sich zieht, sondern auch das Ansehen unserer Verwaltung beeinträchtigt!
Nun gibt es ein Aber, das ich mit Hoffnung verbinde. Denn der Gedanke ist tröstlich, dass die 30 000 Empfänger eines doppelten Lohnes (total 175 Millionen Franken) angesichts des gesunden Staatshaushalts nicht rückzahlbar sein müssten. Die vermeintlich «verlorenen» Millionen aus dieser Softwarepanne wären finanziell verkraftbar! So hoffen ich und viele Kollegen noch auf ein Einsehen unseres Chefs, des Finanzvorstehers, und auf ein entsprechendes Hinwirken Ihrerseits, zumal die Steuersenkung im abgelaufenen Jahr viel moderater ausfiel als von der Verwaltung befürchtet. Die Delle im Staatshaushalt wird es gut verkraften.
Alternativ wäre zu prüfen, die Lohnerhöhung beim Staatspersonal im kommenden Jahr ähnlich hoch ausfallen zu lassen wie im letzten – so dass ich trotz Rückgabe des doppelten Lohns die obigen Ausgaben in Raten abzahlen könnte. Dies soll keinesfalls meine Verantwortung mindern oder meine Schuld abschwächen, sondern lediglich ein Hinweis darauf sein, dass der Schaden zwar beträchtlich ist, aber für eine Stadt wie die unsere nicht unüberwindbar und dass, verteilt auf viele Schultern, bei genauem Hinsehen fast nur Gewinner resultieren.
Mit aufrichtiger Reue, [Name]
Wadenbeisser
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