Mit Brandschutz die Existenz sichern

Trotz aller Brandschutzmassnahmen bleibt Feuer eine ständige Bedrohung, wie die jährlichen 10000 Brände in der Schweiz zeigen – auch für Unternehmen. Am meisten Schutz vor Bränden gewährleisten aber nicht ständige Kontrollen durch die Gebäudeversicherung oder externe Fachleute, sondern die eigenen Mitarbeiter.

Bild Pixabay

Feuer: eine ständige Bedrohung.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Mensch so ziemlich alle Elemente untergeordnet – nur das Feuer lässt sich nicht zähmen. So wie in prähistorischen Zeiten und im Mittelalter ist es auch heute noch eine dauernde Bedrohung. Trotz modernsten Brandschutzmassnahmen und von künstlicher Intelligenz gesteuerter Hightech-Überwachungsanlagen schlägt es täglich irgendwo zu. In der Schweiz jedes Jahr rund 10000-mal mit vielen Toten, noch mehr Verletzten, zerstörten Existenzen und einer Schadenssumme von rund 320 Millionen Franken.

Brände sind eine ständige Gefahr auch für Unternehmen und können für diese verheerende Auswirkungen haben. «Zu den häufigsten Ursachen zählen so-genannte Heissarbeiten wie Schweissen und Löten sowie Elektrogeräte», sagt Thomas Keller, Leiter Brandschutz der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich. Möglichst verhindern könne man sie durch Sensibilisierungskampagnen für das Personal und dadurch, dass bei gefährlichen Arbeiten konsequent bei den Sicherheitsverantwortlichen die entsprechenden Bewilligungen eingeholt würden.

Totaler Schutz nicht möglich

Einen hundertprozentigen Schutz gibt es allerdings nicht, wie etwa der Grossbrand einer Schreinerei im Kanton Thurgau diesen Februar zeigte. Das Feuer wurde im Dachstock durch einen technischen Defekt in der elektrischen Hausinstallation ausgelöst. Die Schreinerei brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Aufbau wird mindestens ein Jahr dauern. Das heisst: Löhne und die Betriebskosten laufen weiter. Auch wenn die Versicherung den Wiederaufbau und den Betriebsunterbruch bezahlt, bleiben der Imageschaden und das Risiko, dass die Kunden möglichweise nicht mehr zurückkommen.

«Letztlich geht es ja nicht nur um Brandschutz, sondern vor allem um Personenschutz.»

Stefan Pfister, Pfister Schreinerei + Küchenbau AG

Sind Schreinereien besonders gefährdet? Es ist tatsächlich so, dass das holzverarbeitende Gewerbe oft in den Schlagzeilen der Medien steht; Brände können sich hier besonders schnell ausbreiten und für richtiggehende Infernos sorgen. Brandschutzregeln müssen hier also besonders konsequent umgesetzt werden. Michael Bernhard, Brandschutzverantwortlicher in der Ustermer Holzbaufirma Schindler & Scheibling AG, bestätigt die Empfehlung von Thomas Keller von der GVZ: «Am wichtigsten ist tatsächlich die Information und Schulung der Mitarbeitenden.» Alle müssten wissen, wo sich die vorgeschriebenen und zusätzlichen Feuerlöscher befänden und diese auch bedienen können. Deshalb würden zweimal im Jahr Schulungen durchgeführt, an denen übungsweise auch Brände gelöscht würden. «Brände müssen sofort da bekämpft werden, wo sie entstehen», ergänzt er. Bis die vorgeschriebene Sprinkleranlage einsetze, könne es bereits zu spät sein. Eine wichtige Einrichtung findet er die von der Gebäudeversicherung vorgeschriebenen Löschposten, die auch von der Feuerwehr in den ersten Minuten eingesetzt werden können.

Mitarbeitende verhüten Brände

Gleich sieht es Stefan Pfister von der Pfister Schreinerei + Küchenbau AG in Zell. «Die Mitarbeitenden sind es, die Brände verhüten», bestätigt er. Das heisst: nicht rauchen, die nötige Aufmerksamkeit und regelmässige Schulung. Reinigungsarbeiten seien ebenso wichtig, damit es nicht zu Staubexplosionen kommen könne. Vermischt mit Sauerstoff, können sich diese winzigen Staubteilchen durch einen Funken, ein glühendes Metallteil oder einen Zigarettenstummel entzünden. Die Brandschutzvorschriften finde er vor allem bei Kundenaufträgen zwar auch ab und zu «etwas spitzfindig», er sei aber der Meinung, dass letztlich lieber zu viel als zu wenig gemacht und kontrolliert werden müsse. «Letztlich geht es ja nicht nur um Brandschutz, sondern vor allem um Personenschutz.» Und diese Vorschriften seien es, die das sicherstellen würden. Das müsse er oft auch seiner Kundschaft erklären.

Gastgewerbe an der Spitze

Auch wenn Brände in Schreinereien in den Medien öfters für Schlagzeilen und Videos in den sozialen Medien sorgen, liegen sie von der Statistik her nicht an der Spitze. Gemäss Auskunft der Versicherungsgesellschaft AXA weisen Hotels, Restaurants und Motorfahrzeugbetriebe die höchste Brandfrequenz auf. Ein wirksamer Brandschutz ist also für alle Branchen bis hin zum reinen Dienstleistungsbetrieb mit Büroräumlichkeiten wichtig. Dieser umfasst die technischen Anlagen und die Wartung, bauliche Massnahmen wie Flucht- oder Rettungswege und den organisatorischen Brandschutz mit Evakuationskonzepten.

Tipp vom Versicherer

Neben dem eigentlichen Sach- oder Gebäudeschaden sind auch erhebliche Umsatzausfälle möglich. AXA empfiehlt deshalb eine Versicherung gegen Betriebsunterbrechung, die Ertragsausfälle und Mehrkosten, die aufgrund eines versicherten Schadenereignisses entstehen, deckt und so die Fortführung eines Betriebs ermöglicht. Wenn keine Betriebsunterbrechungsversicherung besteht, kann ein längerer Unterbruch durchaus das Ende eines Betriebes bedeuten.

Der Versicherungsschutz wird allerdings nur gewährt, wenn die Unternehmen die entsprechen-den Brandschutzmassnahmen und -vorschriften einhalten. Wird nach einem Brand festgestellt, dass nicht alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen wurden, riskieren sie, dass ihre Versicherungsansprüche abgelehnt werden und sie mit erheblichen finanziellen Einbussen rechnen müssen.

Gerold Brütsch-Prévôt

Redaktioneller Mitarbeiter Zürcher Wirtschaft

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