Luftanbindung als Überlebensfrage

Die Schweiz braucht eine zukunftsfähige Luftfahrt – international vernetzt, ökologisch tragbar und politischabgesichert. An der Generalversammlung von Aviationsuisse im Flughafen Zürich formulierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Branche klare Erwartungen – und warnten eindringlich vor einer weiteren Schwächung der Betriebszeiten.

Bild: zvg

v.l.n.r Lukas Brosi (CEO Flughafen Zürich), Regine Sauter, Präsidentin Aviationsuisse, Bundesrat Albert Rösti, Regierungsrätin Carmen Walker Späh, Jens Fehlinger (CEO SWISS)

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Übergabe einer Charta mit fünf Leitsätzen für eine zukunftsfähige Schweizer Luftfahrt. Regine Sauter, FDP-Nationalrätin und Präsidentin von Aviationsuisse, überreichte das Dokument an Bundesrat Albert Rösti. «Was bei den alten Römern galt, gilt auch heute noch: Ein Wirtschaftsstandort ist gut erreichbar – oder er existiert nicht», sagte Sauter. Die Luftfahrt sei kein Selbstzweck, sondern eine essenzielle Infrastruktur für eine global vernetzte Volkswirtschaft. Die Charta sei, so Sauter weiter, ein konstruktives und faktenbasiertes Signal – keine Maximalforderung, sondern ein Appell an politische Realitäten. Auch das Komitee Weltoffenes Zürich unterstützt diesen Kurs. Wer im globalen Wettbewerb bestehen wolle, brauche gute Verbindungen – auf der Strasse, auf der Schiene, aber auch in der Luft.

Flughafen Zürich als Rückgrat

Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Walker Späh unterstrich die Bedeutung des Flughafens Zürich als Tor zur Welt. 2023 wurden
31,2 Millionen Passagiere gezählt – ein Anstieg von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. «Wenn man so eine hohe Nachfrage hat, braucht es auch eine entsprechend leistungsfähige Infrastruktur», sagte sie. Der Flughafen sei nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für den Kanton Zürich, sondern auch ein Motor für Wertschöpfung und Beschäftigung. Gleichzeitig müssten Umwelt und Lärmschutz ernst genommen werden.

«Ein Wirtschaftsstandort ist nur
so gut wie seine
Erreichbarkeit.»

Albert Rösti
Bundesrat (SVP)

Der Regierungsrat unterstütze ambitionierte Ziele – etwa in der CO₂-Reduktion, der Förderung von Sustainable Aviation Fuel, leiseren Flugzeugen und der Modernisierung der Flotte. «Wir unterstützen alle Lösungen – von operationellen Anpassungen über technologische Innovationen bis hin zu Investitionen in die Infrastruktur», versprach Walker Späh. Auch das Ziel, verspätete Flüge nach 23 Uhr zu reduzieren, bleibe bestehen.

Luftanbindung Überlebensfrage

Albert Rösti unterstrich die wirtschaftliche und emotionale Bedeutung der Luftfahrt. Viele Stunden habe er am Flughafen Zürich auf seine damalige Freundin und heutige Ehefrau gewartet – sie war Flight Attendant bei Swissair, heute fliegt sie für die Swiss. Mit Blick auf die Rolle der Luftfahrt für den Export erklärte Rösti: «Die Schweiz verdient jeden zweiten Franken im Ausland – wir sind auf diese Verbindung angewiesen. Auch im Tourismus.» Trotz Klimawandel und Lärmproblematik zeigte sich der Verkehrsminister opti-mistisch: «Mit der Anschaffung neuer Flugzeugtypen können wir bedeutende CO₂-Einsparungen erzielen – und gleichzeitig den Lärm verringern.»

Investitionen und Verantwortung

Lukas Brosi, CEO des Flughafens Zürich, kündigte für 2024 einen neuen Passagierrekord an – der höchste in der 77-jährigen
Geschichte. 2023 habe der Flughafen einen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken erzielt, bei einem Gewinn von 327 Millionen. «Seit
unserer Privatisierung investieren wir täglich rund eine Million Franken in unsere Infrastruktur», sagte Brosi. Zur Nachtruhe-Initiative (siehe Box) sagte Brosi: «Schon heute haben wir im internationalen Vergleich die kürzesten Betriebszeiten.

«Jetzt investieren
wir jedes Jahr über
eine Milliarde – in
bessere Sitze, leisere Flugzeuge und
geringeren CO₂-
Ausstoss.»

Lukas Brosi
CEO Flughafen Zürich

Eine weitere Verkürzung würde nicht nur Langstreckenverbindungen gefährden, sondern auch die Luftfracht – mit direkten Folgen für Arbeitsplätze.» Eine vom Flughafen in Auftrag gegebene Studie zeigt: Bis zu 8000 Stellen könnten bei einer Einschränkung der Betriebszeiten wegfallen. Pünktlichkeit bleibe ebenfalls ein Thema: «Auch uns beschäftigt das – wir arbeiten daran», so Brosi. Die Privatisierung des Flughafens bezeichnete er als Erfolgsmodell mit Höhen und Tiefen – aber mit klarer Zukunftsperspektive.

Qualität und Nachhaltigkeit

SWISS-CEO Jens Fehlinger blickte zuversichtlich auf die kommenden Monate: «Wir sind gesund aus der Corona-Krise gekommen. Jetzt investieren wir jedes Jahr über eine Milliarde – in bessere Sitze, leisere Flugzeuge und geringeren CO₂-Ausstoss.» Zwei Drittel der Flüge seien pünktlich, man wolle weiter vorankommen.»

Spielraum statt Stillstand

Am Ende der Veranstaltung war die Botschaft klar: Die Schweizer Luftfahrt braucht verlässliche und zukunftsorientierte Rahmen-bedingungen. Es geht nicht um Stillstand, sondern um Entwicklungsspielraum. Oder wie Flughafen-CEO Lukas Brosi es formulierte: «Wir brauchen keine Einschränkungen – wir brauchen die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln.»

Anna Birkenmeier

Redaktion Zürcher Wirtschaft

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