Leitfaden für mehr Nachhaltigkeit in KMU

Nachhaltigkeit beschäftigt viele KMU. Wir haben darum einen Leitfaden entwickelt, damit KMU (noch) nachhaltiger wirtschaften können. Darin finden KMU praxisorientierte Inspiration, Anleitungen und Ressourcen, um die eigenen Geschäftstätigkeiten nachhaltiger zu gestalten.

Bild Adobe Stock/prachid

Nachhaltigkeit: Wie werden Emissionen in KMU berechnet?

Alexander Fust, KMU-HSG
Alexander Graf, KMU-HSG
Thomas Züger, OBT
Christoph Brunner, OBT

Nachhaltigkeit tangiert uns alle und der Handlungsbedarf ist gross – auf persönlicher wie auch auf Ebene der KMU und Grossunternehmen. Einige KMU handeln aus einer moralischen Vernunft und Verpflichtung. Andere wiederum handeln aus ökonomischem Kalkül, damit Kosten eingespart werden können oder merken den Druck von Grossunternehmen, die mehr Nachhaltigkeit fordern. Es kann zudem davon ausgegangen werden, dass Regulatorien, die mehr Nachhaltigkeit erfordern, zunehmen werden. Auch der Fachkräftemangel trägt seinen Beitrag bei, da die Arbeitgeberattraktivität durch Massnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit erhöht werden kann. Nun stellt sich für viele KMU die Frage, wie vorgegangenen werden kann, denn es fehlt oft an Überblick und pragmatischen Beispielen von KMU für KMU. Hier schliesst der neue, kostenlos verfügbare Nachhaltigkeitsleitfaden des KMU-Instituts der Universität St. Gallen und der OBT AG an, aus dem wir folgend einige Aspekte erläutern.

Pragmatisches Vorgehen

Prinzipiell gibt es für KMU zwei Herangehensweisen, die Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens zu steigern: pragmatisch oder systematisch. Für manche KMU kann zu Beginn der pragmatische Weg der richtige sein. Dazu wird erstens festgelegt, welches Nachhaltigkeitsverständnis das Unternehmen hat: Wieso sollen Nachhaltigkeitsmassnahmen entwickelt werden und was wird unter Nachhaltigkeit verstanden? Zweitens kann der Status Quo mit einfachen digitalen Nachhaltigkeitschecks bzw. Tools zur Selbstevaluation erfasst werden, um Handlungsbedarf zu identifizieren. Drittens können daraus Ziele und Massnahmen auf Basis des identifizierten Handlungsbedarfs entwickelt werden. Für wiederum andere KMU ist ein systematischeres Vorgehen genau richtig. Die zwei Herangehensweisen müssen sich aber nicht ausschliessen. Es ist häufig empfehlenswert, eine pragmatische Vorgehensweise früher oder später mit einer gewissen Systematik zu versehen.

Standards, Zertifizierungen

Es handelt sich bei Nachhaltigkeits-Standards und -Zertifizierungen im Wesentlichen um Grundsätze, Leitlinien, Selbstverpflichtungen oder Managementnormen. Einige der wichtigsten Standards sind die Sustainable Development Goals (SDGs), ISO 14001 mit Fokus auf umweltbezogene Fragestellungen oder die Global Reporting Initiative (GRI) für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Eine zumindest grobe Auseinandersetzung mit diesen Standards stellt eine empfehlenswerte Grundlage dar, wobei es viele weitere gibt, die etwa einen Branchen- oder Produktefokus haben. Datenbanken wie standardsmap.org oder labelinfo.ch können dabei helfen, einen Überblick zu gewinnen. Es lohnt sich zudem, relevante Unternehmen nach ihren Erfahrungen mit bestimmten Standards und Zertifizierungen zu fragen.

Externe Unterstützung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung, wie Verbände (z.B. öbu) oder Nachhaltigkeitsprogramme (z.B. Swiss Triple Impact), die Leistungen teils kostenlos oder zu KMU-freundlichen Preisen bieten. KMU schätzen bei diesen Angeboten vor allem den Austausch, das Aufzeigen von Massnahmen und das Benchmarking mit anderen Unternehmen.

Mögliche erste Massnahmen

Folgende Massnahmen im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit können sich schnell rentieren: Die Prüfung des Abfalls auf Wiederverwendung und auf Verschwendung, ein Ressourcenrundgang mit einem Energie- oder Umweltexperten durch den Betrieb oder die Grobschätzung des CO2-Fussabdrucks mittels kostenloser Online-Rechner zur Identifikation der eigenen Hotspots. Mit letzterem können die grössten Stellhebel identifiziert werden, d.h. wo am meisten CO2-Emissionen entstehen. Insbesondere im Bereich der Emissionsminderung und Energienutzung sind einige Leistungen und Projekte förderungsfähig. Um einen Überblick über etwaige Förderungen zu gewinnen, empfehlen sich Förderdatenbanken wie www.energiefranken.ch.

Vertiefte Emissions-Bilanz

Bei einer weiterführenden vertieften Emissionsberechnung werden für das ganze Unternehmen oder einzelne Produkte und Dienstleistungen Emissions- bzw. Öko-Bilanzen erstellt, die typischerweise Emissionsquellen nach Scope 1 bis 3 umfassender und detaillierter berücksichtigen. Scope 1 bezeichnet die direkten Emissionen wie der Öl- oder Gasverbrauch für die Heizung oder Benzin für die eigene Fahrzeugflotte. Scope 2 befasst sich mit den indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie (z.B. zugekaufter Strom). Scope 3 geht noch weiter und beschreibt die indirekten Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette, die nicht durch Scope 2 abgedeckt werden. Dazu zählen vorgelagerte und nachgelagerte Emissionen wie etwa Geschäftsreisen, das Pendeln der Mitarbeitenden, Transport und Vertrieb der eigenen Produkte, Emissionen von Cloud-Anbietern oder aus der Verwendung der verkauften Produkte und Dienstleistungen.

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