Lehrmöglichkeiten für Zukunftstechnologien schaffen

Dass es bislang keine Lehrmöglichkeiten für Zukunftstechnologien wie Laserverfahren gibt, möchte der Swissmechanic-Präsident und Lasercut-Gründer Dominik Fischer ändern. Denn: «Diese Bereiche sind unsere Zukunft!»

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«Vorurteile sind immer noch stark verbreitet»: Präsident Dominik Fischer (links) und Geschäftsführer Jann Dössekker von Swissmechanic Zürich.

Am Anfang der Geschichte von Lasercut AG steht ein kleines Chamäleon – kaum sichtbar und doch inzwischen das Wahrzeichen des Unternehmens. Der kleine Rambolino hat sich in die Herzen der Mitarbeitenden und Kunden geschlichen und ist zu einem wahren Maskottchen des Unternehmens geworden. «Den lasergeschnittenen Rambolino hatten wir erstmals auf einer Messe als millimetergrossen Blickfang dabei. Er wur-de zum Publikumsmagnet und durfte bleiben», erzählt Dominik Fischer, Gründer und Inhaber von Lasercut AG.

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Rambolino: das kleinste Chamäleon der Welt

Das Lasercut-Wahrzeichen

Seither ist das Chamäleon zur Corporate Identity des Laserunternehmens geworden, überall trifft man das Tierchen mit den Kulleraugen. Und, Rambolino hat sogar seine eigene Lodge bekommen. «Rambolinos Lodge», lacht Fischer. Und ergänzt augenzwinkernd: «Wir sind zu ihm in seine Lodge gezogen und nicht umgekehrt.» Lodge und Laserunternehmen – passt das zusammen? Wer die Räumlichkeiten von Lasercut AG betritt, findet sich in einer entspannten und zugleich hochkonzentrierten Atmosphäre wieder: Die Produktionshalle und die Büros sind grosszügig, hell, mit viel Holz und einem wunderschönen Blick ins Grüne ausgestattet. Keine Spur von den noch immer gängigen Vorurteilen gegenüber der Maschinenindustrie.

Vorurteile gegenüber Industrie

«Dreckige, dunkle Hallen, den ganzen Tag Lärm und monotone Arbeit – leider sind diese Vorurteile noch immer stark verbreitet», sagt Fischer. So sei es schwierig, junge Menschen für Berufe in der Maschinenindustrie zu begeistern; die Ausbildungszahlen sind seit Jahren stagnierend. «Dabei gibt es so spannende neue Technologien, wie etwa unseren Bereich! Wo sonst kann man sagen, dass man Teile herstellt, die auf dem Mars im Einsatz sind?», sagt Dominik Fischer.

Keine Lehrmöglichkeiten

Seine Leidenschaft für die Lasertechnik, und generell für Zukunftstechnologien, möchte Fischer jungen Menschen weitergeben. Aktuell sind ihm jedoch noch die Hände gebunden. «Es gibt für viele Zukunftstechnologien bislang keine Lehrmöglichkeiten. Diese Leute fehlen und das ist frustrierend für uns», betont Fischer. Als Präsident von Swissmechanic Zürich möchte er deshalb einen Lehrverbund gründen, der unter anderem auch Firmen wie seiner eigenen die Möglichkeit gibt, jungen Menschen diese spannende Technologie beizubringen.

«Junge Menschen für Berufe in der Maschinenindustrie zu begeistern, ist schwierig. Dabei gibt es so spannende neue Technologien, wie etwa unseren Bereich!»

Dominik Fischer, Präsident Swissmechanic Sektion Zürich

Durch Zufall zur 1. Maschine

Wenn Fischer über sein Unternehmen und seine Maschinen spricht, spürt man, mit welcher Begeisterung und Faszination er bei der Sache ist. Dabei ist der 46-Jährige durch Zufall zu seiner ersten Präzisionslasermaschine gekommen. Als gelernter Hochbauzeichner war er in einem Unternehmen tätig, das auch eine Abteilung mit Lasern betrieb. Er war fasziniert und sah vor allem das Potenzial, das darin steckte. «Ich sah eine riesige Chance, in diesem Metier Fuss zu fassen», so Fischer. Gesagt, getan – der damals 21-Jährige machte sich auf die Suche nach einer Maschine und wurde nach einigen Jahren fündig. «Sie war zwar defekt, dafür aber zahlbar. Neben meinem 100-Prozent-Job als Produkteentwickler, bastelte ich in meiner gesamten Freizeit an der Lasermaschine», erzählt er. Tatsächlich brachte er sie zum Laufen und schaffte es sogar, die Maschine zu automatisieren.

Hohe Nachfrage

Von Anfang an war er gut ausgelastet, belieferte anfänglich vor allem die Stanzindustrie und bekam immer mehr Anfragen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Heute beliefert Lasercut AG von der Uhren,- und Schmuckindustrie bis hin zur Automobilindustrie und Medizinaltechnik praktisch alle Branchen. Eine Maschine reichte deshalb schon bald nicht mehr und Fischer investierte in neue Anlagen. Zugleich bekam er 2010 die Möglichkeit, die Laserabteilung seines ehemaligen Arbeitgebers zu kaufen – inklusive Mitarbeitender und Kundenstamm. Lasercut D. Fischer Lasertechnik, wie das Unternehmen damals hiess, konnte so richtig durchstarten. In der Schweiz gibt es kaum eine Handvoll Unternehmen im Präzisionslasertechnik-Bereich und alle sind in ihrer eigenen Nische tätig. Der Konkurrenzdruck sei deshalb überschaubar. «Ausruhe dürfen wir uns aber nicht und wir sind laufend daran, in neue Technologien zu investieren. Die Laser werden immer präziser und ausgeklügelter», sagt Dominik Fischer.

Fabrik sowie Eventhalle

In die Zukunft blickt er positiv, die Schweiz sei gut aufgestellt und auch preislich absolut konkurrenzfähig. «Wir können gewisse Produkte sogar günstiger anbieten als etwa unsere Mitbewerber im Osten», so Fischer. Generell sei es wichtig, offen für Neues und innovativ zu bleiben. Stichwort innovativ – was hat es denn nun mit der Lodge auf sich? Dazu nochmals Dominik Fischer: «Die Lasertechnik fasziniert Gross und Klein. Deswegen bieten wir auch Führungen nach Wunsch mit anschliessendem Apéro an. Wir sind also nicht nur Produktionsbetrieb, sondern auch ein Ausflugsziel für Technikbegeisterte.»


«Ausbildung an der Maschine ist aufwendig und teuer»

Kurzinterview mit dem Präsidenten und dem Geschäftsführer von Swissmechanic, Dominik Fischer und Jann Dössekker.

Laut einer aktuellen Umfrage von Swissmechanic Schweiz, ist die Stimmung in der Maschinen-, Elektro- und Metallbaubranche (MEM) derzeit «eingetrübt», wie es heisst. Einer der grössten Herausforderungen sei demnach der Arbeitskräftemangel. Werden nicht genügend Leute ausgebildet?

Dominik Fischer: Einerseits bleiben jedes Jahr viele Lehrstellen unbesetzt. Andererseits entscheiden sich auch viele Betriebe dagegen, junge Menschen auszubilden. Eine Ausbildung an der Maschine ist aufwendig und teuer, das können sich viele KMU schlicht nicht mehr leisten. Wenn man bedenkt, dass in den nächsten sechs, sieben Jahren von den 320000 Beschäftigten in der produzierenden Tech-Industrie 70000 in Pension gehen, ist es höchste Zeit, das Ruder herumzureissen. Vor allem müssen wir uns aber auch dafür starkmachen, dass die Berufsbildung nicht mehr nur MEM-Grosskonzerne in den Fokus rückt, sondern auch die kleinen Betriebe berücksichtigt.

Herr Dössekker, Sie sind seit 2022 Geschäftsführer von Swissmechanic Zürich. Wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung wahr?

Jann Dössekker: Wir befinden uns in einer schwierigen, angespannten Situation. Um es mit wenigen Worten zu umschreiben: Wir haben zu wenige Lernende und viele unserer teuren Maschinen stehen zu oft still. Wir befinden uns derzeit in einem Prozess der Neuausrichtung, in welchem die Fragen «Wer sind unsere Mitglieder und was brauchen sie?» und «In welche Richtung führt unser Weg in eine erfolgreiche Zukunft?» im Fokus stehen.

Wo liegt das Problem?

Dössekker: Eines unserer zentralen Probleme ist, dass die Auslastung unserer überbetrieblichen Kurse (ÜK) deutlich zurückgegangen ist. Weshalb? Die grossen Firmen weiten ihre Angebote zunehmend auch im Bereich Bildung aus. Daraus entsteht ein Angebot, das immer näher an unseres rückt und zu einer Konkurrenzsituation führt. Um es in Zahlen auszudrücken: Über 50 Prozent der Lernenden sind heute in einer Lehrwerkstatt bzw. in einem Campus eines MEM-Grosskonzernes tätig, 40 Prozent in einem ÜK-befreiten Grossbetrieb. Das heisst, dass noch ca. 10 Prozent der Lernenden zu uns kommen. Das ist natürlich viel zu wenig!

Wie könnte die Berufsbildung der MEM-Industrie in Zukunft aussehen?

Dominik Fischer: Zuerst gehört zu unserer Öffnung, dass wir uns als Verband polytechnischer Betriebe sehen, das geht über «MEM» hinaus. Viele unserer Mitglieder arbeiten auch mit neuen Technologien, welche mit «MEM» nicht angesprochen sind. Die Grundbildung muss vielmehr auf die «Hot-Topics» der Branche, wie z. B auf die Lasertechnik, ausgerichtet werden. Die Technologien und Ansätze der Industrie 4.0 beispielsweise werden kaum oder nur am Rande behandelt. Der modulare Ansatz der Berufsreform schafft hier zwar möglicherweise Abhilfe, erhöht aber auch die Anforderungen derart, dass einzelne Unternehmen auf der Strecke bleiben.

Bild Swissmechanic Zürich

«Vorurteile sind immer noch stark verbreitet»: Präsident Dominik Fischer (links) und Geschäftsführer Jann Dössekker von Swissmechanic Zürich.


Anna Birkenmeier

Redaktion Zürcher Wirtschaft

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