Leadership, bitte – aber richtig!

Die aktuelle Konjunkturphase zeichnet ein Bild von gewohnt schweizerischer Nüchternheit. Die Restwelt beschäftigt sich mit hartnäckiger Inflation, verwerflichen Kriegen und Marktverhältnissen, die aus den Fugen zu geraten scheinen. Wir jedoch kennen und lieben die weiterhin moderaten Preisanpassungen, die wenig zielgerichtete Förderung einzelner Arbeitnehmerkategorien und die gezielte Marktabschottung, da wo es Interessensgruppen wahltaktisch gerade günstig erscheint.

Wenig kümmert sich das Management einiger weniger multinationaler Gesellschaften um die vielbeschworene Leadership im Alltag. Wo doch offensichtlich das Wohlwollen der Stimmbevölkerung über unternehmerische Rahmenbedingungen bei Abstimmungen entscheidet, die steuerlichen Vorzüge gewähren mag, die Unterstützung von Startups gutheisst und generell eine leistungsfähige Infrastruktur und Verwaltung beste Wachstumschancen eröffnen. Wo doch wir in der Schweiz mit einem fairen, freien Wettbewerb bestehenden Unternehmen Standortsicherheit bieten. Und diese Stimmbevölkerung ist meist gleichzeitig aufmerksame Mitarbeiterin oder Angestellter. Und in ihrem täglichen, beruflichen Umfeld erkennen sie gelebte Leadership.

Das Managementverhalten in Sachen Boni von Finanzgesellschaften, der Umgang mit Entlassungen durch Vorgesetzte, die kaum lokale Besonderheiten kennen oder das Einfordern von staatlichen Investitionen aufgrund einer partikulären Interessensbindung in sich nie rentierende Infrastrukturen beschämen den liberalen Geist und sind einer mit Leadership umsichtig lenkenden Elite unwürdig. Wer die englische Umschreibung des Wortes «Leadership» bloss mit Egoismus, Standesdünkel und Nepotismus verwechselt, sollte über die Bücher gehen. Denn in denen steht: Leadership ist die Fähigkeit, andere Menschen mit der eigenen Vision zu inspirieren und zu motivieren. Leader verfügen über Werte und Überzeugungen und leben diese mit ihrem eigenen Handeln. Und wollen wir für die hiesige Wirtschaft in Zukunft komparative Vorteile bewahren, so müssen die Menschen in diesem Land Vertrauen behalten – in die Politik, in die Unternehmen und in die Führungspersönlichkeiten.

Bruno Sauter

Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)

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