Heute Lernende ausbilden, morgen Fachkräfte gewinnen
Die Ausbildung in den Betrieben ist eine tragende Säule für Zürich, den grössten Wirtschaftsstandort der Schweiz. Damit Kanton und Unternehmen auch in Zukunft von einer starken Berufsbildung profitieren, hat das Mittelschul- und Berufsbildungsamt verschiedene Projekte lanciert.
16. April 2025
Ein Anliegen von Kanton und MBA: ein Lehrstellenangebot für die Zukunft gestalten.
von Dennis Malischke
Niklaus Schatzmann, wofür steht das Projekt «Lehrstellenförderung»?
Niklaus Schatzmann: Laut den Prognosen des statistischen Amts sowie der Bildungsplanung des Kantons Zürich wächst die Bevölkerung und damit die Anzahl Lernenden in den nächsten Jahren stark an. Dafür wollen wir bereit sein und handeln vorausschauend. Wir setzen zurzeit verschiedene Teilprojekte um, damit wir die Ausbildungsbereitschaft der Lehrbetriebe weiter hoch halten können. Kernstück ist die neue Website «Zukunft Zürich» mit Informationen und Hilfestellungen für aktuelle und angehende Ausbildungsbetriebe. Dazu gehören etwa Themen wie die Erstellung der Ausbildungsplanung, der Erwerb der Bildungsbewilligung bis hin zu Informationen zum Lehrabschluss und darüber hinaus.
Niklaus Schatzmann leitet das Mittelschul- und Berufsbildungsamt und verantwortet die Projekte in der Berufsbildung im Kanton Zürich.
Zusätzlich beteiligt sich der Kanton Zürich finanziell am Erhalt und an der Förderung von Ausbildungsplätzen. Bis im Jahr 2025 stellt er eine Million Franken zur Verfügung, wovon Projekte profitieren können, die nachweislich einen Einfluss auf das Lehrstellenangebot im Kanton Zürich haben. Die Ideen können von Juli bis Ende September 2025 auf der Website der kantonalen Projektförderung eingereicht werden.
Wir organisieren auch verschiedene Unterstützungs- und Vernetzungsangebote. Beispielsweise bieten wir eine Online-Veranstaltungsreihe an, wo neue Betriebe von unseren Berufsinspektorinnen und -inspektoren Tipps und Tricks für den Ausbildungsalltag erhalten.
Letztlich ist das Ziel ein gesunder Lehrstellenmarkt mit einer möglichst grossen Vielfalt. Hierzu zählen wir auf bereits ausbildende Betriebe und heissen neue herzlich willkommen. Für unseren Fachkräftenachwuchs sind wir alle gemeinsam in der Pflicht. Nebst den Bestrebungen der Lehrstellenförderung stärken wir auch die regionalen Berufsbildungsforen im Kanton Zürich.
Was sind «Berufsbildungsforen»?
Schatzmann: Die neun Berufsbildungsforen im Kanton Zürich sind runde Tische an der Schnittstelle von Schule und Berufsbildung. Sie sind eigenständige und regional organisierte Vereine mit Vertretenden aus Lehrbetrieben, lokalen Vereinen und Standortförderungen, der Volksschulen und der Berufsfachschulen, der kantonalen Berufsinformationszentren sowie des stadtzürcherischen Laufbahnzentrums. Gemeinsam machen sie sich für die duale Berufsbildung stark.
Die Foren fördern die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen Gewerbe, Unternehmen, Schulen sowie Institutionen und vernetzen regionale Akteure der Berufsbildung mit aktiven und angehenden Lernenden, Eltern, Berufsbildenden und Lehrpersonen. Beispiele sind regionale Lehrstellenmärkte sowie Vernetzungs- und Informationsanlässe für Lehrbetriebe, angehende Lernende und Eltern. Sieben 2. Klassen der Sekundarschule Höngg konnten beispielsweise direkt im Maschinenindustrie-Unternehmen MAN Energy Solutions Schweiz AG Arbeitsluft schnuppern.
Gewerbe- und auch Schulvertretende können sich jederzeit für eine aktive Mitwirkung bei den einzelnen Foren melden. Gesucht werden Mitglieder, Vorstandsmitglieder und nach Bedarf auch Präsidien.
Wir unterstützen bereits ausbildende Betriebe und heissen neue herzlich willkommen.
Niklaus Schatzmann, Leiter Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Wovon können Betriebe ebenfalls profitieren?
Schatzmann: Wenn Lernende bereits während der Ausbildung gefördert und gefordert werden, arbeiten sie selbständiger und können im Betrieb stärker anpacken. Deshalb bieten wir das Programm «Talentförderung Plus» an.
Ziel von Talentförderung Plus ist es, Betriebe, Berufsverbände und Berufsfachschulen zu motivieren, sich gemeinsam für die systematische Förderung von leistungsstarken und leistungswilligen Lernenden in der Berufsbildung zu engagieren. Bereits während der Lehre gibt es viele Möglichkeiten, um die Jugendlichen individuell zu fördern: Man kann ihnen zusätzliche oder anspruchsvollere Aufgaben übertragen, mit ihnen die Berufsmeisterschaften bestreiten, sie zu einem Berufspraktikum im In- oder Ausland motivieren oder ihnen den möglichen Mehrwert eines Besuchs der Berufsmaturitätsschule aufzeigen.
Der Kanton Zürich belohnt das Engagement der Lehrbetriebe mit einem Pauschalbetrag, wenn sie ihre talentierten Lernenden fördern. Für die Finanzierung ist weitgehend der Berufsbildungsfonds verantwortlich.
Hier möchte ich betonen, dass die Lehrbetriebe bereits sehr viel leisten. Für die Ausbildung braucht es grosse Bereitschaft, viel Fachexpertise und Sozialkompetenz. Der tagtägliche Einsatz der Betriebe macht unser duales System so erfolgreich. Man sieht, wie wichtig es ihnen ist, die nächste Generation auszubilden, zu fördern und fit für die Berufswelt zu machen. Das ist nicht selbstverständlich.
Gewerbevertreterinnen und -vertreter können sich jederzeit melden.
Niklaus Schatzmann, Leiter Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Was für Möglichkeiten gibt es, wenn sich Jugendliche überfordert fühlen?
Schatzmann: Für eine persönliche Beratung bei Herausforderungen in der Lehre können sich Lernende an unsere Coaching-Stelle im Mittelschul- und Berufsbildungsamt wenden. Beispielsweise wenn der Lehrvertrag oder das Qualifikationsverfahren gefährdet ist. Gemeinsam wird das Problem analysiert und nach Lösungen gesucht. Das Ziel ist, dass die Jugendlichen danach wissen, was sie wie angehen und ändern und somit die Lehre oder eine Anschlusslösung mit Erfolg meistern können.
Auch für Lehrbetriebe haben wir eine entsprechende Anlaufstelle. Unternehmen können sich melden, um die Ausbildungsqualität zu verbessern und nachhaltig zu stärken. Unser Betriebscoach eruiert und definiert zusammen mit den Bildungsverantwortlichen die individuellen Themenfelder, wo Optimierungsbedarf besteht. Das Coaching ist eine kostenlose Unterstützung und steht allen Lehrfirmen aus dem Kanton Zürich zur Verfügung. Es ist ein partnerschaftliches Angebot.
Für die Kontaktaufnahme können interessierte Personen unsere Website zh.ch/berufslehre besu-chen. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass wir für allgemeine Fragen zur Berufslehre neu auch via Live-Chat beraten. Unter www.zukunft.zuerich sind wir jeden Tag von 13.30 bis 17 Uhr erreichbar.
Wenn Lernende bereits während der Ausbildung gefördert werden, können sie im Betrieb stärker anpacken.
Niklaus Schatzmann, Leiter Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Info
Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) beaufsichtigt die Mittelschulen und die Berufsbildung im Kanton Zürich. Neben den Berufsfachschulen ist das Amt auch für die Lehrbetriebe und die Anbietenden von Berufsvorbereitungsjahren zuständig. Ziel des MBA ist es, dass 95% aller 25-Jährigen über einen regulären Schulabschluss auf Sekundarstufe II verfügen. Die Lernenden und Studierenden sollen zu kompetenten, leistungsbereiten und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten ausgebildet werden. Das MBA kann auf eine starke Berufsbildung im Kanton Zürich zählen: 74 % aller Jugendlichen absolvieren eine Lehre. Über 36000 Lernende geniessen eine Ausbildung in den rund 14000 Lehrbetrieben.
Via zh.ch/mba geht es zur Website des MBA.
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Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) beaufsichtigt die Mittelschulen und die Berufsbildung im Kanton Zürich. Neben den Berufsfachschulen ist das Amt auch für die Lehrbetriebe und die Anbietenden von Berufsvorbereitungsjahren zuständig. Ziel des MBA ist es, dass 95% aller 25-Jährigen über einen regulären Schulabschluss auf Sekundarstufe II verfügen. Die Lernenden und Studierenden sollen zu kompetenten, leistungsbereiten und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten ausgebildet werden. Das MBA kann auf eine starke Berufsbildung im Kanton Zürich zählen: 74 % aller Jugendlichen absolvieren eine Lehre. Über 36000 Lernende geniessen eine Ausbildung in den rund 14000 Lehrbetrieben.
Via zh.ch/mba geht es zur Website des MBA.