Gemeinsam tragen statt besitzen

Wenn der Kleiderschrank sich mit ungetragenen Sachen füllt, liegt das Teilen auf der Hand. Das Prinzip ist stark im Kommen: Die «Sharing Economy» wird zunehmend populär – auch dank der Digitalisierung.

Bild Barbara Rüttimann

Kleider teilen? Das ist die Geschäftsidee von SHAREaLOOK.

Das System der Sharing Economy basiert auf dem Teilen von Arbeitskraft, Ressourcen oder materiellen Dingen. Das Prinzip findet Anwendung bei Arbeitsgeräten, Handwerkzeugen, Fotokameras, Kleidern, Autos, Wohnungen oder gar Nahrungsmitteln. Zu den Vorteilen gehören nebst einem Gemeinschaftsgefühl erhebliche Kosteneinsparungen und Nachhaltigkeitseffekte.

So sehen auch die beiden Gründerinnen Pia-Maria Laux und Natalie Marassi des Züricher Start-ups SHAREaLOOK grosses Potenzial in der Schweiz im Teilen von Kleidern. «Dabei ist es ganz einfach», so die Gründerinnen, «das Kleidungsstück wird mittels Fotografie digitalisiert und auf ein persönliches Onlineprofil unserer Plattform geladen. Hier werden die Kleidungsstücke aus-geschrieben und können gegen eine Leihgebühr an andere ausgeborgt werden.» Die Gebühr wird dabei von jedem «Anbieter» selbst bestimmt. Ein Interessent kann im Nu online das gewünschte Kleidungsstück für einen Zeitraum auswählen, buchen und nutzen. 

Digitalisierte Schränke

Dabei sei die Idee einer Modeplattform, die sich am Prinzip der Kreislaufwirtschaft orientiert, keinesfalls einfach umzusetzen gewesen, berichten die beiden weiter. «Eine Plattform auszubauen, welche einerseits Kleiderschränke digitalisiert, das Teilen der Garderobe ermöglicht und zugleich die Daten in Bezug auf die Produkte (Marke, Material, Grösse etc.) und deren Gebrauch (Anzahl an Ausleihen, Ausleihdauer, Reinigung etc.) verarbeitet, war komplex.» Durchhaltewillen beweisen und Fans gewinnen ist die Devise von SHAREaLOOK. «Durch die Übernahme der Mode-Leih-Boutique KLEIHD haben wir in der Stadt Zürich zudem neue Kundinnen hinzugewinnen können. Wir haben dadurch verstanden, dass die Conversion Rate, sprich effektive Tauschvorgehen, durch diesen direkten Kontakt sechs Mal so hoch ist, wie nur online.» Und wer an Nahrungsmittelverschwendung denkt, sollte Too Good To Go kennen. Essen verschwenden? No way! 

Alina Swirski, Country Managerin von Too Good To Go Schweiz, sieht ihre Organisation als Bewegung gegen Lebensmittelverschwendung. Mit ihrer gleichnamigen App ist diese der weltweit grösste Business-to-Consumer-Marktplatz für übrig gebliebenes Essen. Die Idee, Technologie einzusetzen, um Menschen im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung zu vernetzen, wurde 2016 in Dänemark entwickelt und ist seit 2018 auch in der Schweiz vertreten. «Too Good To Go verbindet Bäckereien, Restaurants, Supermärkte und weitere gastronomische Betriebe mit NutzerInnen. Unsere kostenlose App funktioniert sehr einfach: Die NutzerInnen sehen auf der App, in welchen Betrieben in ihrer Nähe Lebensmittel übrig geblieben sind, können diese mit einem Klick zu einem reduzierten Preis reservieren und das Überraschungspäckli bei unserem Partnerbetrieb abholen», erklärt Swirski. 

Mit Essensresten CO2sparen

KMU’s sind als Partnerfirmen mit dabei. «Seit dem Start von Too Good To Go in der Schweiz sind wir kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile haben wir über 3500 Partnerbetriebe auf der App», so Swirski, und weiter: «Zudem konnten wir mehr als 1 Million registrierte NutzerInnen gewinnen.» Der Kanton Zürich sei ganz vorne mit dabei. Etwa ein Fünftel aller Partnerbetriebe sind hier ansässig – gemeinsam mit den NutzerInnen bewahrten sie in der Schweiz fast 700’000 Mahlzeiten vor der Verschwendung.

Zum Vergleich: Too Good To Go setzt ein verkauftes Überraschungspäckli mit einer geretteten Mahlzeit gleich. Durchschnittlich enthält es 1 Kilogramm Nahrung und entspricht einer Äquivalenz von 2,5 Kilogramm an eingesparten CO₂-Äquivalenten (CO₂e). Insgesamt konnten mit den geretteten Mahlzeiten im Kanton Zürich über 1,7 Millionen CO₂e eingespart werden. Das entspricht dem CO2 von 9500 Flügen von Zürich nach London.

Die Modelle der Sharing Economy überzeugen, KMU können als Partner oder als Organisation selbst aktiv werden. Zudem haben Privatpersonen neue Verdienstmöglichkeiten und alle Beteiligten leisten einen wertvollen Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft. 

Barbara Rüttimann

Kolumnistin und Kommunikationsberaterin

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