Forum Zürich: Vorsitzender zu Gast bei der Gewerbegruppe im Kantonsrat
Das Forum Zürich, das die einflussreichsten Wirtschaftsverbände vereint, hat seit einigen Monaten mit Dominik Bürgy einen neuen Präsidenten. Er stellte an der Plenarveranstaltung der Gewerbegruppe im Kantonsrat, der KGV-Ausschussmitglied Jürg Sulser vorsteht, sich und das politische Programm des Forums vor.
18. Februar 2025 Mark Gasser
Dominik Bürgy (links) stellte sich vor. Jürg Sulser (Mitte) und Christian Müller führten durch die Sitzung der Gewerbegruppe im Kantonsrat (GGKR).
Dominik Bürgy stellte das Wahlprogramm 2026/27 «Vorwärts Züri» vor.
KGV-Geschäftsführer Thomas Hess stellte unter anderem die Kampagne zur Steuervorlage 17 vor und gab einen Ausblick auf die Wahlkampagne 2026/27.
Gewerbeobmann und Kantonsratspräsident Jürg Sulser (SVP) begrüsste am 3. Februar knapp 40 Mitglieder des Kantonsrats und Gäste aus Bezirksverbänden zur Plenarveranstaltung der Gewerbegruppe im Kantonsrat (GGKR). Der GGKR gehören aktuell 62 Kantonsratsmitglieder an.
Forum Zürich: Neuer Kopf
Der Schwerpunkt der Plenarveranstaltung lag auf der Vorstellung eines zwar für viele noch eher unbekannten Gesichts – aber gleichwohl eines zentralen Akteurs im Netzwerk der kantonalen Wirtschaftsverbände: Bei Dominik Bürgy, seit kurzem neuer Vorsitzender des Forums Zürich, laufen die Fäden bei dieser wichtigen Plattform für die Verbände zusammen. Als einer der grössten drei unter den 16 Mitgliedsverbänden ist der KGV im Ausschuss in leitender Funktion vertreten.
Bürgy stellte die Arbeit, Anliegen, Schwerpunkte und Ziele des Forums vor. Viermal im Jahr führt dieses eine Vollversammlung durch, der Ausschuss trifft sich derweil fünf- bis sechsmal jährlich in kleinerer Runde zu Sitzungen. Regelmässig organisiert das Forum Parteigespräche mit den bürgerlichen Parteien. Auch die bürgerlichen Regierungsräte werden viermal jährlich zum Austausch getroffen. Bei Projekten und Initiativen, die unterstützt werden sollen, haben nahestehende Verbände jeweils den Lead. Bei Wohninitiativen ist dies beispielsweise der HEV. Öffentlich verschaffte sich das Forum auch vermehrt Gehör bei verkehrspolitischen Fragen wie dem Pistenausbau beim Flughafen, dem Nationalstrassenausbau oder der städtischen Verkehrspolitik.
Der Schutz des Privateigentums war einer der grössten Treiber bei der Verteilung von Vermögen und
Dominik Bürgy, Vorsitzender Forum Zürich
Wohlstand. Früher war der Wohlstand noch viel konzentrierter.
Der diplomierte Steuerexperte Bürgy, der auch verschiedene Verwaltungsratsmandate innehat und Partner bei der Wenger Vieli AG ist, übernahm im Sommer 2024 den Forumsvorsitz von Robert Gubler und stellte nebst seiner Person auch gleich die politischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen des Forums vor. Von 2012 bis 2018 war er sowohl bei Economiesuisse als auch beim Arbeitgeberverband Vorstandsmitglied, von 2011 bis 2018 Präsident von EXPERTSuisse (vormals Treuhand-Kammer).
Schwerpunktthemen fürs Forum
Generell gehe es darum, im Kanton wirtschaftsfreundliche Politik zu unterstützen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Heruntergebrochen aufs Forums Zürich kristallisierten sich vier Kernthemen heraus: Finanz- und Fiskalpolitik, Verkehrspolitik, Standortpolitik und Raumordnungspolitik. Gerade für Erstere engagiert sich das Forum im Jahr 2025 stark im Zusammenhang mit der Steuervorlage (STAF) 17. Bürgy wies unter anderem darauf hin, dass das aktuelle Steuerregime stark die Teilzeitarbeit bevorzuge, etwa wegen der versteckten Progression. Im Zusammenhang mit dem Geburtenrückgang gelte es, Fragen zu klären wie: Inwiefern haben das Steuersystem und die Umverteilungspolitik eine Steuerungsfunktion?
Hart war das Urteil des gebürtigen Berners Dominik Bürgy zur Stagnation im Kanton Zürich. Bei den beeinflussbaren Standortfaktoren schneide der Kanton vergleichsweise schlecht ab. Sein Eindruck: Umliegende Kantone profitierten nur bedingt von Zürich. Sie seien daran, domestisch ein eigenes Standing und ein eigenes, funktionierendes Ökosystem zu schaffen. Übergeordnetes Ziel des Forums sei es, auf eine wirtschaftsfreundliche Politik im Kanton hinzuarbeiten, «die Wirtschaftslokomotive am Laufen zu halten». Für mehr politische Stosskraft wäre aus Sicht des Forums auch gesorgt, wenn mehr Vertreter mit Gewerbehintergrund in den nationalen Parteien und Parteivorständen Einsitz hätten.
Wahlen 2026/27
KGV-Geschäftsführer Thomas Hess stellte das Wahlprogramm 2026/27 vor und blickte in die Zukunft: Der beste Hebel für Regierungsräte mit einem Sensorium fürs Gewerbe sei, Kandidaten für die nächste Generation bei der Wahl ins Parlament zu unterstützen. Regierungsräte müssten «Menschen mit hohem Gestaltungswillen» sein. «Denn die Verwaltung muss man ändern und dafür muss man sie treiben.»
Für die Kantons- und Nationalratswahlen 2026/27 wurde unter «Vorwärts Züri» bereits ein Programm bestimmt. Die Wichtige Themen dabei: Bürokratieabbau, Staatswachstum begrenzen, Vorantreiben der Digitalisierung und Schutz des Privateigentums. Auch sieben zentrale Standortfaktoren sollen künftig bewirtschaftet werden: Steuer- und Wirtschaftspolitik, Raumplanung und Wohnpolitik, Mobilität, Energie, Bildung und Forschung, Gesundheit sowie die Liberalisierung des Arbeitsmarkts.
Staatswachstum bremsen
Die Begrenzung des Staatswachstums und der Abbau von Bürokratie seien Worthülsen, meinte Bürgy sinngemäss, solange staatsnahe oder dem Staat zudienende Betriebe das grösste Wachstum verzeichneten. Folglich hätten gegen 50 % der Arbeitnehmer bereits nichts mehr zu tun mit der Wirtschaft. Der Schutz des Privateigentums sei überdies Kern des heutigen Wohlstands. «Der Schutz des Privateigentums war einer der grössten Treiber bei der Verteilung von Vermögen und Wohlstand. Früher war der Wohlstand noch viel konzentrierter.» Diesem Treiber müsse man Sorge tragen – sowohl auf Bundes- wie auf Kantonsebene. Verstaatlichen, enteignen, begrenzen, zu Tode regulieren – alles Tendenzen und Forderungen, die dies gefährdeten.
Gerade wenn es um den Abbau der Staatsquote und der Bürokratie gehe, sei die Digitalisierung (der öffentlichen Hand) aus Sicht des Forums das beste Instrument. Damit Digitalisierung erfolgreich ist und nicht nur mehr kostet, sondern im Sinne einer Digitalisierungsdividende zu besseren Prozessen und Dienstleistungen zu geringeren Kosten führt, muss diese strategisch koordiniert und mit einem Gesamtkonzept angegangen werden. Umgesetzt werden sie dann schrittweise. Wichtig sei, dass die verschiedenen Ebenen des Staatswesen, insbesondere Kantone und Gemeinde, koordiniert vorgehen, damit Schnittstellen funktionieren und alle von standartisierten Prozessen und Daten profitieren können. Ebenso wichtig sei, dass innerhalb einer Verwaltung die verschiedenen Direktionen oder Bereiche ebenfalls koordiniert vorgehen und nicht Silos bilden. Es dürften auch nicht nur die einzelnen Prozesse oder Verfahren digital in der jetzigen Form abgebildet werden, sondern sie müssten analysiert und neu gedacht und allenfalls konzipiert werden, und dies nicht nur im Austausch mit den Bürgern und Unternehmen sondern – noch viel wichtiger – auch in der Bearbeitung in der Verwaltung. Bürgy gab ein Beispiel: Wenn nur drei Laptop-Modelle eingekauft würden, ergäbe allein dies für Kanton und Gemeinden Sparpotenzial.
Steuervorlage 17
Nun geht es vorerst fürs Forum um die Senkung der Gewinnsteuern um ein (moderates) Prozent: Federführend bei der Kampagne zur Steuervorlage 17, die im Mai zur Abstimmung kommt, ist die Handelskammer, der KGV ist ebenfalls Teil der «Allianz für einen starken Standort Zürich», der rund ein Dutzend Verbände und Parteien angehören. KGV-Geschäftsführer Thomas Hess wies im Zusammenhang mit der Steuervorlage 17 darauf hin, dass ein Indiz für die verfehlte Steuerpolitik die Netto-Abwanderung von Unternehmen im Kanton sei. Heute machten die Unternehmenssteuern immerhin rund 20 % des gesamten Steueraufkommens des Kantons aus. Diesen Beitrag gelte es zu erhalten und auszubauen, und die Erfahrung mit dem ersten Schritt der Zürcher Steuervorlage und aus anderen Kantonen zeige, dass die befürchteten Steuerausfälle nicht eintreten. Im Gegenteil.
Zürich liegt punkto Unternehmenssteuern auf dem zweitletzten Platz hinter Bern – heisst: Zürich hat den zweithöchsten Steuersatz. In Kantonen, in denen die Steuern gesenkt wurden, wuchs das Steuersubstrat. Hess stellte die Kampagne mit den Abstimmungssujets – ein geöffnetes Portemonnaie als Hauptmotiv – vor und dankte generell fürs «offene Ohr» seitens der Parlamentsmitglieder, die damit auch ihren Support für Wirtschaftsanliegen demonstrierten.
Mark Gasser
Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft
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