Etwas Show – etwas Berufsrealität

An der Berufsmesse Zürich liessen sich 240 Berufe mit allen Sinnen entdecken. Dass das erlebnisreiche Eintauchen in die zahllosen Berufsrichtungen und Ausbildungsmöglichkeiten Sinn macht, ist nicht nur dem Fachkräftemangel geschuldet: Oft kommen so Klischees ins Wanken.

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Video: KGV

Wir lassen die Berufsmesse Zürich nochmals im Schnelldurchgang revue passieren. Wieder kam eine Rekord-Besucherzahl an die grösste Ausbildungsmesse der Schweiz. Derweil dürfte die Handy-Bildschirmzeit dank dem Programm beim einen oder der anderen Minus-Rekordwerte erreicht haben.

Viele Aussteller fanden interaktiv und spielerisch eine Brücke zwischen der «erwachsenen» Berufswelt und dem jugendlichen Spiel- und Entdeckungstrieb. Die Stadt Zürich bildet etwa 50 Lehrberufe in 70 verschiedenen Lehrbetrieben aus. Über eine Berufswahl-App, die vom Lehrstellenmarketing zur Verfügung gestellt wird, können Interessierte die grosse Auswahl – von der Zierpflanzengärtnerin EFZ bis zum Zimmermann – überblicken. Angelockt wurden hier die Jugendlichen über ein PacMan-Spiel im Retro-Look.

Mehrere Lehrberufe präsentierte auch die Schweizerische Armee – etwa den Automobil-Mechatroniker und die Lehre als Betriebsfachmann oder -frau. Zu den grösseren Institutionen vor Ort zählten auch wieder das Universitätsspital Zürich, die Schweizerische Post oder Detailhändler wie Migros oder Coop. Eher unscheinbar, aber in der Summe und im Rahmen ihrer Branchenverbände als tragende Säule der Berufsmesse Zürich wirkten wie eh und je die zahllosen KMU, die ihre Fachleute und Lernenden an die Messe und damit an die Rekrutierungsfront schickten, um für ihren Berufsnachwuchs zu weibeln.

Praxis versus Studium

Bei einer Kabelverlängerung selbst Hand anlegen: Praktisches Alltagswissen wurde am Stand der Elektrobranche (EIT Zürich) vermittelt. Wie Bajram Jasari, Leiter Berufsbildung bei einem grossen Branchenbetrieb, erklärt, seien Jugendliche oft nicht über die Karrieremöglichkeiten einer Berufslehre informiert. Daher müsse auch Aufklärungsarbeit geleistet werden: Denn auch für Führungspositionen kämen oft Mitarbeitende mit Berufsabschluss und praktischer Erfahrung genauso infrage wie solche mit einem akademischen Hintergrund. «Und dank unserem Bildungssystem sind Berufsleuten alle Wege offen», sagt Jasari.
Praktische Probleme vor Ort zu lösen, ist auch bei den Metallbau- und Schmiedeberufen zentral. Es gilt, manuelles Handwerk mit moderner Fertigungstechnik zu verbinden: Sofern es nicht um Serienproduktion von Bauteilen geht, sei man auf der Baustelle – beispielsweise beim Hallen- oder Brückenbau – mit praktischen Problemen konfrontiert, klären zwei junge Berufsvertreter am Stand auf. Natürlich hätten Ausbildungsbetriebe oft auch digitale Hilfsmittel wie Schweisssimulatoren im Einsatz – doch können diese der praktischen Erfahrung nicht das Wasser reichen. «Sie sind zu unrealistisch. Wenn einem so ein Schweisspunkt auf den Arm gerät oder man einen Schweisssonnenbrand erfährt, lernt man automatisch, sich anzustrengen», so ihr Urteil.

Ein Publikumsmagnet waren – gerade wegen des demonstrierten Einblicks in die Praxis – die kantonalen Berufsmeisterschaften der Fachfrauen und -männer Gesundheit EFZ, die der Branchenverband der Arbeitgeber im Gesundheitswesen des Kantons Zürich durchführte – Alltagssi-tuationen in der Pflege wurden hier nachempfunden und von Expertinnen und Experten geprüft.

Würste, Drinks, Showmixen

Auch beim Abstecher in die Fleischwirtschaft erhielten die Jugendlichen nicht nur Informationen über Cervelat, Bündnerfleisch und Salami – sie konnten auch gleich selber Hand anlegen mit der Erkenntnis: Fleisch zuzubereiten (in diesem Fall Würste und Hackbraten) kann Spass machen. Und Appetit darauf, zu den «Meat People» (die Lehrberufe im Fleisch-Fachverband) zu gehören.

Prominent vertreten waren dieses Jahr auch Berufe aus der Hotellerie und Gastronomie mit Informationen und Lehrstellenangeboten: Von der Hotelfachfrau EFZ, der Hotel-Kommunikationsfachfrau EFZ über den Koch EFZ hin zur Kauffrau EFZ Hotel-Gastro-Tourismus: Die Hotel- und Gastroberufe gewährten einen ersten Einblick in die vielen Tätigkeiten rund um die Branche. Sogar «Showmixerin» Liane Arnold von der Barfachschule Zürich liess zwischendurch akrobatisch die Flaschen fliegen.

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

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