Energie und die grosse Abzocke durch Axpo und Co.

Die Grundpfeiler einer erfolgreichen Volkswirtschaft basieren auf einem repräsentativen Regierungssystem, einer aktiven Zivilgesellschaft, einem funktionierenden Rechtsstaat sowie einem fairen, freien Wettbewerb. Energie gehört auch in unserem Land für Bevölkerung und Wirtschaft zu jenen Grundlagen, welche nebst Wissen, Wasser, Infrastruktur auch heutzutage zwingend für Wohlstand notwendig sind. Die aktuelle Situation mit künstlich verknappter Verfügbarkeit und obskuren Preisentwicklungen zwingt viele KMU zu teils drastischen Massnahmen und, noch schlimmer, verschlechtert deren internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht bloss, sondern es entsetzt das Auge des interessierten Lesers der Geschäftsberichte von Axpo, BKW und Co., wenn darin von Gewinnsprüngen (EBIT) in groteskem Ausmass berichtet wird (Axpo +686%, BKW +191%, CKW +6760%). Gewohnt, dass in diesem Lande unanständiges Geschäftsgebaren lauthals und regelmässig kritisiert wird, oft sogar bei namhaften Unternehmen als unerhörte Abzocke verschrien ist, erstaunt es doch beträchtlich, dass sich in diesem angeblichen Marktsegment (1,8% am Landesindex der Konsumentenpreise) keinerlei Kritik zu regen vermag.

Hinterleuchtet man jedoch die Eigentümerschaft der Akteure, so treten die Kantone in Erscheinung – mithin also der Staat und die um das Gemeinwohl so besorgten Politiker. Und diese Eigentümerschaft ist kritikunwillig. Denn die durch die Coronamassnahmen ausgeräumten Kassen können so elegant wieder gefüllt werden und die durch das Management zum Ausdruck gebrachte stolze Leistung ist in Wahrheit nichts anderes als ein höchst unanständiges Einkassieren einer Monopolrente, und hat mit Leistung rein gar nichts zu tun.

Der angebliche Energiemarkt hat mit einem Wettbewerb im üblichen Sinne denn auch gar nichts gemein. Weder sind die Leistungen frei und jederzeit wählbar verfügbar, noch herrscht Transparenz bei den Gestehungskosten, und schon gar nicht den heutigen Standardsetzungen entsprechend ist die Einhaltung der wirtschaftlichen Gouvernance. Denn jene Akteure, welche über die Ressourcenzuteilung entscheiden, in welchem Marktgebiet und mit welchen staatlichen Kostenvorgaben Strom geliefert wird, bestimmen auch gleich die Preisgestaltung gegenüber dem Endkunden.

Die Aufsicht durch Milizpolitiker, welche sich allesamt zum Ende ihrer Karriere ein lukratives Amt im Verwaltungsrat eines Energieanbieters wünschen, entspricht ebenfalls nicht jenem Verständnis eines Marktes, welches der Konsument üblicherweise hat. Die Krönung des gesamten, entarteten Schauspiels findet sich in der Gewinnbeteiligung des Managements am Ergebnis. Diese staatlich inszenierte Abzocke mit Applaus durch die Politik gehört heute geändert und ist unseres Landes unwürdig.

Bruno Sauter

Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)

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