Doppelte KGV-Kraft im Nationalrat

KGV-Vizepräsidentin Nicole Barandun schaffte am 22. Oktober den Sprung in den Nationalrat ebenso wie KGV-Ausschussmitglied Bruno Walliser die Wiederwahl.

Bild Mark Gasser

KGV-Vizepräsidentin Nicole Barandun darf neu die Reise nach Bern in den Nationalrat antreten.

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KGV-Ausschussmitglied Bruno Walliser ist wiedergewählt worden.

Mit der Wahl von Nicole Barandun, Vizepräsidentin des KMU- und Gewerbeverbands Kanton Zürich (KGV) und Präsidentin des stadtzürcher Gewerbeverbands GVZ, wurden gleich beide KGV-Spitzenkandidaten gewählt: Kaminfegermeister und KGV-Ausschussmitglied Bruno Walliser (SVP) schaffte die Wiederwahl souverän. Auch aus Sicht ihrer Partei Die Mitte verlief die Nationalratswahl erfreulich: «Nur in unseren kühnsten Hoffnungen haben wir mit zwei zusätzlichen Sitzen geliebäugelt», sagt die frisch gewählte Nationalrätin Nicole Barandun (Die Mitte) zufrieden.

Für Barandun, die bereits von 2008 bis 2011 für die CVP im Kantonsrat sass, wird sich einiges ändern. Zum einen tritt sie gemeinsam mit Thomas Hürlimann (ehemals BDP) vom Co-Präsidium der Partei zurück – das war schon vor ihrer Wahl in den Nationalrat klar. Die Neuwahlen sind für den kommenden Frühling geplant.

Sie gebe eher «mit einem lachenden Auge» den Posten ab – zumal sie die Partei «in einen super Wahlerfolg führen» durfte. Traurig sei sie auch nicht, danach mehr Zeit für anderes zu haben. «Ein weinendes Auge hätte ich, wenn ich all die Leute aus meiner politischen Tätigkeit nicht mehr sehen würde. Aber als Nationalrätin ist das ja gegeben.» Und mit einem Wahlerfolg auf dem Zenit aufzuhören, sei quasi der schönste Abschluss, «für mich und für die Partei».

Zum anderen werde sie ihre Arbeit auf der Anwaltskanzlei reduzieren. Insbesondere Gerichtsprozesse mit kurzen Fristen werde sie nicht mehr betreuen können. «Während der Session ist man mehrere Wochen abwesend. Dann kann man gewisse Tätigkeiten nicht mehr sicherstellen», so Barandun. Anderen Verfahren und ihrer juristischen Beratungstätigkeit werde sie sich weiter widmen.

Andererseits werde sie ihre Verbandstätigkeiten als Präsidentin des Stadtzürcher Gewerbeverbands und Vizepräsidentin des KGV weiterführen – «auf jeden Fall, schliesslich haben diese auch einen engen Zusammenhang mit dem Mandat», so Barandun.

Viele Panaschierstimmen

Wer in den Nationalrat gewählt werden will, braucht Panaschierstimmen. Das heisst: Stimmen von «parteifremden» Wahlzetteln. Nicole Barandun erhielt pro 1000 listenfremde Wahlzettel 20,26 Stimmen. Sie erreichte damit unter allen Kandidaten im Kanton Zürich Rang 22 der Panaschierstatistik. Der Kanton Zürich hatte 36 Sitze zu vergeben, somit gehört auch Nicole Barandun zu den «Panaschierköniginnen» aus dem Kanton Zürich.

«Ich bin überzeugt, dass ich viele Stimmen aus dem Gewerbe geholt habe. Aber es war letztlich eine Kombination aus mehreren Faktoren – als Präsidentin des GVZ bin ich sehr viel auch in der Berufsbildung unterwegs. Da treffe ich natürlich nicht nur Leute aus dem Gewerbe, sondern auch aus der Bildung.» Zudem habe sie einen breiten Freundeskreis – gerade in Zürich, wo sie aufgewachsen und sehr gut vernetzt ist. «Aber am Schluss kam das gute Resultat schon hauptsächlich aus vielen Jahren politischer Tätigkeit und Netzwerken zustande und durch das langjährige Engagement für eine Sache», so Barandun in Bezug auf ihre Gewerbepolitik.

Als Neuling werde sie im Parlament wohl keine Kommission wählen können. Vorerst werde sie in Bern ohnehin keine gewerbepolitischen Erdbeben auslösen können – schliesslich sei sie neu. «Ich bin aber in meiner Arbeit als Rechtsanwältin und dem Gewerbeverband schon auf einige Themen gestossen, bei denen ich das Gefühl habe, man müsste eine Veränderung anstossen», sagt Barandun. Seit längerem beschäftigt sie der unverhältnismässige Schuldnerschutz im SchKG, der zum Teil aus historischen Gründen zustande kam. Dieser sei etwa bei der Verwertung einer Liegenschaft im Schuldenfall sehr ausgeprägt. «Immer wieder werden Gläubiger ausgenützt», sagt Barandun.

Dann ist ihr auch das Lärmthema ein Dorn im Auge: «Man muss hinterfragen: Wie misst man Lärm? Man kann praktisch keine Häuser mehr bauen in der Stadt Zürich, weil der Standort immer als zu laut eingestuft wird.» So liessen sich an befahrenen Strassen kontrollierte Lüftungen realisieren, um die Fenster nicht zu öffnen. «Aber gemessen wird dann doch immer mit offenen Fenstern.» Das ganze Leben lasse sich eben nicht mit Flüsterbelag pflastern. Auch die Aufwertung der Berufsmaturität als Einstiegskriterium in bestimmte Berufe sei dringlich: Es gebe etwa im Gesundheits- und Bildungswesen sehr viele Studienrichtungen, für die nebst der Berufsmatura obendrauf ein Zusatzmodul erforderlich sei. Wer etwa Kindergärtnerin oder Primarlehrer werden will, benötigt nebst der BMS einen Vorkurs für den Eintritt in die Pädagogische Hochschule, dasselbe gilt für bestimmte Gesundheitsberufe – etwa für die Hebamme. Auch mehrere Jahre Erfahrung reichen da nicht. «Wer statt mit einem grösseren akademischen Rucksack auch mit Berufserfahrung ausgerüstet ist, sollte mit entsprechender didaktischer Qualifikation belohnt werden», findet Barandun.

Möglich sei, dass die einen oder anderen Anliegen beim langwierigen Politbetrieb bereits aufs Tapet gekommen seien – daher will sich Barandun erst die Dossiers im Detail anschauen.

Bruno Walliser wieder gewählt

Bei Bruno Walliser (SVP, bisher) sah es am Wahlsonntag lange so aus, als ob es knapp werden könnte – doch da war unter anderem «sein» Bezirk Uster noch nicht ausgezählt. Am Schluss schaffte er mit dem 9. von 10 SVP-Sitzen im Nationalrat relativ locker die Wiederwahl. Eine intensive Zeit des Wahlkampfes sei damit für ihn zu Ende gegangen, sagt Walliser, der auch Mitglied im KGV-Ausschuss ist. «Zusammen mit Nicole Barandun werde ich mich im Nationalrat weiterhin für die Anliegen des Gewerbes einsetzen. Als Kaminfe-germeister und Geschäftsinhaber kenne ich die Sorgen des Gewerbes bestens. Es ist wichtig, dass die Rahmenbedingungen für KMU in den kommenden Jahren nachhaltig verbessert werden», blickt er voraus. Sein Urteil zur KGV-Kampagne fällt positiv aus: «Der KGV hat uns Kandidaten super unterstützt, dafür bedanke ich mich herzlich.» Er sei voll motiviert, weiterhin die Interessen des Gewerbes im Parlament einzubringen.

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

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