Die Mär der risikobasierten Leistungsbemessung

Zigtausende von KMU übernehmen tagtäglich Risiken für ihre Unternehmen und die beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um deren Leistungen für den Markt zu erstellen und diese dann dort auch absetzen zu können, verpflichten sich diese Unternehmer, für Lieferantenrechnungen, Löhne, Mietzinsen und weitere Kosten Kapital (meist das eigene) einzusetzen. Die Leistungsbemessung für dieses Wagnis nennt man Gewinn und dieser gehört dem Unternehmen.

In jüngerer Zeit jedoch scheint dieses Grundverständnis des Wirtschaftens aufgrund angelsächsischer Kulturaneignung in den Chefetagen auch schweizerischer Unternehmungen verloren gegangen zu sein. Die Selbstbedienungsmentalität in gewissen Branchen und auf einigen Kaderstufen scheint offensichtlich auch in unserem Land keine Grenzen mehr zu kennen. Und wenn das Unternehmen dann trotz den «allerbesten» Managern im Markt versagt, dann wird es halt vom Steuerzahler gerettet.

Manch ein Mitarbeiter fragt sich berechtigterweise, wo denn trotz der Millionensaläre die Kompetenzen der Führungsriege geblieben sind. Wo sind nebst dem Studium die gelebten Erfahrungen, die Motivationsfähigkeit, die Innovationskraft oder ganz einfach Verantwortungsgefühl und Kommunikation geblieben?

Keines der in jüngerer Geschichte ruinierten Unternehmen wurde durch ein Risiko, welches nicht problemlos hätte erkannt werden können, dahingerafft. Weder die Hunterstrategie der Swissair noch die Zinsentwicklungen bei der CS waren in der Risikoanalyse akademische Meisterleistungen –
gesunder Menschenverstand hätte genügt. Aber wenn die Verantwortlichen sich ohne eigenes Risiko mehr um ihre Boni und Incentiveprogramme kümmern als um die Leistungen am Markt, dann wäre für diese ein Grundkurs in einem KMU die richtige, nachzuholende und risikobasierte Grundschule.

Bruno Sauter

Unternehmer, Konsulent und ehemaliger Chef des kantonalen Amts für Arbeit (AWA)

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