Die Möbel, die das Büro prägen

Das neue Zeitalter der Arbeit ist angebrochen. Nach 150 Jahren Bürogeschichte verteilt sich das Arbeiten immer mehr auf verschiedene Orte – und das verleiht dem Büro neue Aufgaben. Auf der Suche nach dem post-pandemischen Arbeitsraum.

Bild ETH Bildarchiv/Heinz Baumann

Im Grossraumbüro von Ciba Geigy im Jahr 1972. Im Gegensatz zu heute dienten nur (undurchsichtige) Regale als Trennelemente.

Bild ETH Bildarchiv/Gerhard Kammerhuber

Keine Rückzugsräume: 1991 im Grossraumbüro der Auskunft 111.

Bild zvg/Witzig The Office Company

Bastelwerkstatt oder Begegnungs- und Besprechungsraum? Der «Ideation Space» in Zürich-Altstetten.

Bild zvg

Die Cafeteria mit Stecksystem bei Fjord in Zürich.

Um es vorwegzunehmen: Arbeitsethos kommt aktuell würfelförmig daher. Fragt man Expertinnen und Experten, so prägen Würfel in verschiedenen Formen und Funktionen mehr denn je die neue Büroeinrichtung. Doch das ist nur ein Mosaikstein in der Metamorphose des Büros – wenn auch ein wichtiger. Generell gilt: Es wird vermehrt zum Ort der Begegnung. Das Grossraumbüro aus den 60/70er-Jahren, in dem alle hinter- und nebeneinander aufgereiht sitzen, funktioniert nicht mehr. Im Vordergrund steht eine andere, neue Nutzung: Der Austausch, um zusammen etwas zu kreieren, etwa einen Workshop – auf Kosten des einzelnen Arbeitsplatzes werden dafür Flächen bereitgestellt. Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass im Sinne des flexiblen, mobilen, freien und unabhängigen «Smart Working» gerade da gearbeitet werden soll, wo die Wirkung am grössten ist. Immer mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen ihren Arbeitsort danach auswählen, mit wem sie interagieren wollen und zu welchen Ressourcen sie Zugang benötigen. Das kann unter Umständen an verschiedenen Standorten sein. Und das wiederum wirkt sich auch auf die Bürogestaltung aus.

«Die Auflagen der Feuerpolizei haben uns früher immer ausgehebelt bei der Planung von Sitzungszimmern.»

Peter Hagen, Projektleiter, Witzig The Office Company

Das bedeutet für Zürcher Unternehmen, übersetzt aufs Büro: Sowohl die technische Ausstattung und die IT-Infrastruktur, als auch das Mobiliar und die Gebäudeplanung müssen dem wachsenden Bedarf nach Vernetzung und Austausch gerecht werden.
«Das papierlose Büro hat in den letzten zwei Jahren nochmals den letzten Schliff erhalten in Richtung komplette Digitalisierung», sagt Martin Wigger, Berater und Projektbegleiter bei der Möbelfirma Bene mit grossem Showroom in Wallisellen. Die letzten zwei Jahre habe er zwar eher eine beobachtende Haltung bei Unternehmen festgestellt, was die Reorganisation von Büros anbelangt: «Viele warteten ab, was die Pandemie mit uns macht.» Nun kristallisierten sich einige Trends heraus, die Richtung wird klarer. So merkten viele KMU, dass die Mitarbeitenden eher ungern ins Büro zurückkehrten. Vermehrt werde der Möbelhersteller Bene daher auch für Planungen und das Umgestalten von Büros angefragt. Desk Sharing – kein ganz neuer Trend – wurde während der Pandemie vermehrt durchgesetzt. Weniger Arbeitsplätze, dafür geteilte, lautet die Formel. «So kann man natürlich auch Fläche einsparen», sagt Wigger. Doch wozu wird der Raumgewinn genutzt? «Im Moment ist es vor allem der Abstand zu den Mitarbeitenden.»

Büro als sozialer Treffpunkt
Die frei werdenden Flächen würden vermehrt auch für Austauschzonen verwendet. Mehr Luft, weniger Papier und keine Regale voller Bücher, sei vermehrt auch im Finanzbüro oder der Anwaltskanzlei unter jüngeren Berufsleuten die Devise: «Gesetzestexte sind ja heute alle digitalisiert.» Viele gut ausgebildete junge Berufsleute seien auf dem Jobmarkt begehrt und hätten daher die Qual der Wahl. «Für sie zählt häufig nicht das Monatsgehalt, sondern die Coolness des Büros», sagt Wigger. So hätten sogenannte Game Rooms Aufwind erlebt in letzter Zeit: Ein Videospiel zum Abschalten statt die Pausenzigarette oder der Gang um den Block. «Vielleicht kommt, wer mal in eine andere Welt abtaucht, plötzlich mit einer guten Idee zurück», verbalisiert Wigger die Hoffnung. Die Tech-Giganten Google und Facebook haben das spielerisch-sportliche Element auf die Spitze getrieben. An der Europaallee in Zürich leistet sich Google etwa einen Elternraum mit Spielzeug und Milchpumpe, zwei Fitnesscenter mit Personaltrainer, Massage und neun Restaurants. Trotz aller Anreize sagt Wigger: «Auch sie hatten plötzlich Mühe, die Leute wieder ins Büro zurückzuholen.»

«Die Büros der Neuzeit müssen so einladend sein, dass sie Sogwirkung entfalten, wenn nicht gar Sehnsüchte und Heimatgefühle wecken.»

Barbara Josef, Beraterin 5-9 AG

Im Unterschied zu älteren Generationen, die gern ins Büro gehen, um es vom Privaten zu trennen, fliessen für jüngere beide vermehrt ineinander. Auch wenn er sich selber nicht zu dieser Generation zählt, findet Martin Wigger immer wieder mal einen Tag Zeit, um neue Arbeitsformen – etwa einen mietbaren Coworking Space – auszutesten. So war er im Westhive aus Zürich mit mittlerweile mehreren Standorten. «Man begibt sich in ein Umfeld mit komplett anderen Leuten aus anderen Branchen, kommt mit ihnen ins Gespräch – das kann inspirieren», so seine Erfahrung. Bei gewissen Startup-Centern wie jenem im Technopark Zürich (Impact Hub) empfand er die vermeintlich inspirierende Aura fast schon ein wenig als hinderlich: Mit Kopfhörer in Sesseln sitzend, teilweise in Sofas liegend, vermittelten die jungen Leute eher den Eindruck, Studenten in der Selbstfindungsphase zu sein.
Barbara Josef begleitet als Mitgründerin der Firma 5-9 AG Unternehmen bei ihrer Transformation zur «neuen Arbeitswelt». Der Name «5 to 9» impliziert schon, dass die besten Ideen nicht zu Bürozeiten entstehen. Barbara Josef beschreibt als wesentlichsten Unterschied zwischen dem prä- und post-Covid-Büro, dass sich die Büros der Neuzeit die Anwesenheit der Mitarbeitenden verdienen müssen. «Anders gesagt müssen sie so einladend sein, dass sie eine Sogwirkung entfalten, wenn nicht gar Sehnsüchte und Heimatgefühle wecken.»

Kabinen und Boxen
Blickt man sich bei Büromöbelherstellern um, so scheinen sie sich gerade in Sachen Wohnlichkeit zu überbieten. Diese wird unter anderem erreicht durch Lounge-Atmosphäre, warme Farben, Stoffe, die zur Schalldämmung anstelle von Holz verwendet werden. Sofas mit hohen Rückenlehnen werden in grossen Community-Zonen so angeordnet, um gegenüber von anderen zu arbeiten.
Wichtig ist gleichzeitig die Durchlässigkeit: Glas statt feste Wände, Transparenz statt Abschottung. Und dann gibt es noch einen grossen gemeinsamen Nenner, der sozusagen als Katalysator für Ideen, Innovation und Austausch dienen soll: Der Raum im Raum, die Sitzungsbox, wird zum zentralen Werkzeug, um die im Büro angestrebten Begegnungsmöglichkeiten komprimiert stattfinden zu lassen. Der Würfel in allen möglichen Formen und Farben ist, wenn man so will, zum grossen Wurf geworden. Das hat praktische Gründe: «Den Raum multifunktional zu gestalten, so dass er je nach Bedürfnis und Methodik unterschiedlich genutzt werden kann – das ist ein klarer Trend», sagt Barbara Josef.
Bei neuen Konzepten sucht man daher oft das fast unbenutzte grosse Sitzungszimmer vergeblich, schliesslich bilden die Räume nicht fixe Bezugsgrössen für dieselben Gruppenkonstellationen. Sie sollen stets neu belegt werden können, um die neuen Tätigkeiten besser abbilden zu können. Persönliche Arbeitsplätze oder Einzelbüros werden durch geteilte Zonen ersetzt, die allen zur Verfügung stehen, wie Privacy Offices, Kreativräume oder Community Zonen. Kurzum: «Raum-im-Raum-Konzepte lassen mehr Flexibilität zu als fixe Wände.» Und entgegen der Polemik hält Barbara Josef daher auch offene Raumkonzepte für alles andere als passé. Der grosse Unterschied der Open Spaces oder Multi Spaces zum früheren Grossraumbüro: Auch wenn die Flächen offen sind, sind sie meist in kleinere Räume unterteilt und bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten für konzentriertes Arbeiten, Telefonate, spontane Besprechungen.

Flexibilität statt Feuerpolizei
Peter Hagen vom Büroversorger Witzig The Office Company meint, dass in der Praxis auch häufig pragmatische Überlegungen dazu verleiten, auf den Bau von Sitzungszimmern zu verzichten – zumal diese brandschutzkonform und somit mit Fluchtwegen ausgestattet sein müssen. «Boxen gelten vom Gesetzgeber her nicht als geschlossener Raum, zudem kann man sie auf- und abbauen», sagt der Projektleiter Office Concepts und Design. Ein Fluchtweg in einem Grossraumbüro darf nicht durch einen anderen Raum hindurchführen. «Das hat uns früher immer ausgehebelt bei der Planung von Sitzungszimmern», so Hagen. Raum-im-Raum-Lösungen werden hingegen als Möbel taxiert, müssten keine Brandmeldeanlage und kein eigenständiges Lüftungssystem aufweisen. «Und man kann sie je nach Organisationsentwicklung intern verschieben. Modulare, mobile Systeme sind für viele Kunden daher ein ebenso starkes Argument.» Sitzungs- und Rückzugsboxen bezeichnet auch der Möbelhersteller Bene stolz als eines seiner Flaggschiffe. Wo mehrere solcher Boxen stehen, werden sie auch farblich getrennt: Zum Beispiel in grüne, blaue, rote Boxen. «Fast jede erdenkliche Grösse, Farbe, Stoffausstattung, mit oder ohne Vorhang, ist möglich», sagt Martin Wigger von Bene. Viele sind mit Glaswänden ausgestattet, um für Tageslicht zu sorgen. Mittlerweile gibt es sogar rollbare und ausziehbare Boxen.

Licht, Luft, Lautstärke
Neuen Stellenwert hat auch die Luftqualität, Zuluft, Abluft, und Klimatisierung gewonnen. So sind die freistehenden Boxen auch autark, weisen also ein integriertes Be- und Entlüftungssystem und Beleuchtung auf, sind ausrüstbar mit Fernseher und Telefon. Modulartig lassen sich Deckenelemente, Vorhänge oder Akustikpanels ergänzen. «Wir sind nun auch an einer Klimalösung dran, um die Boxen zu klimatisieren», verrät Wigger. An eine kleine Sauna erinnert etwa der NOOXS Think Tank von Bene, ein bis zu 2,65 m hohes Raum-in-Raum-System zur Schaffung von Privatsphäre im Open Space. Innovativ löst die Firma Impact Acoustic die Schalldämmung: Die Firma mit Sitz in Luzern stellt die Deckenpanels, Wandverkleidungen, Raumtrenner oder Tischtrennwände aus recycelten Pet-Flaschen her.
Während die letzten Telefonkabinen vom Strassenbild verschwinden, scheinen sie paradoxerweise im Büro also ein Revival zu erleben. Die «Zellen» dienen wahlweise zum Telefonieren, für die Fokusarbeit, das Brainstorming, Video Calls, das Ideen Skizzieren, als Bücherregal, Pflanzenzimmer oder Jackengarderobe.

Die Werkstatt im Büro
Ein weiterer Aspekt der neuen häuslichen Gemütlichkeit im Büro: die Schaffung von Erholungszonen am Arbeitsplatz wird immer wichtiger. Futuristische kleine Boxen beispielsweise (diesmal allerdings liegend), die an die Bräunungsgeräte in Solarien oder wahlweise an verschliessbare Strandliegen erinnern, laden zum Power-Nap und gleichzeitig zur Farbtherapie. Gerade in Asien, wo die 24-Stunden-Gesellschaft schon viel weiter fortgeschritten ist, boomen diese neuartigen, kleinräumigen Möbel für den Erholungs-Boost. Auch an Flughäfen sehe man diese, sagt Innenarchitektin Franziska Crivelli aus Küsnacht. «Da sind Schweizer Firmen eher noch zurückhaltend.» Viele Firmen reservierten jedoch einen ganzen Raum als Rückzugsorte ihrer Mitarbeiter. Andere stellen zwei bis vier Sofas in eine Ecke.
Doch um den kreativen Prozess anzukurbeln, setzen Bürohersteller und Büroplaner vermehrt auf Raumvarianten, die an den Werkstattunterricht in der Schule erinnern. «Dadurch werden Räume geschaffen, in denen Leute kreativ sein sollen, wo sie die Hände bewegen können, wenn sie – vor allem in Gruppen – etwas Neues erarbeiten», sagt Crivelli. Es zeige sich, dass solche Konzepte kreative Prozesse förderten. Dabei dient die «Werkstattwand» nicht zum Aufhängen von Bohrer, Schraubenzieher und Hammer, sondern als Inspirationsquelle für Ideen.
Heimwerker-Atmosphäre brachte Crivelli bewusst in die Räume der Consulting- und Designfirma Fjord, deren Mitarbeitende mit Skateboards von Raum zu Raum rasen. Fjord wünschte sich etwas ganz Ausgefallenes – und doch Bodenständiges: Ein rustikal-industrielles Facelifting ganz mit Wald- und Werkstatt-Charme. Mitten im Aufenthaltsraum mit Küche steht ein urchiger, massiver Holztisch. Wald-Atmosphäre verbreitet auch die massgeschneiderte Meeting-Box im Blockhausstil. Die Küchenrückwand aus Birkensperrholz wurde vom Schreiner mit eigenem Stecksystem entwickelt. «Die dadurch ermöglichte individuelle Umstellung fördert die Kreativität, um mal etwas neu anzuordnen», so Innenarchitektion Crivelli.
Besonders auffällig gestaltet sind bei der Firma Witzig The
Office Company die «Ideation Spaces», die entweder als Inspiration oder zur Miete dienen. «Wir bauen das bei Kunden ein als Alternative zu klassischen Seminar- und Sitzungsräumen, oder die Kunden mieten diesen Ideation Space bei uns», sagt Peter Hagen, Projektleiter Office Concepts und Design bei Witzig. Zwei davon, insbesondere jener in Zürich-Alt-stetten, erinnern stark an den Bastelraum oder die Werkstatt: Ziel ist hier die Bewegung und Begegnung, es gibt in Altstetten sogar eine zentrale Werkbank, die als gemeinsamer Sitzungstisch dient.
Der Werkstattcharakter hat einen besonderen Charme: den Reiz des Unfertigen. Und der lädt zum händischen Arbeiten ein. Auch strahle Holz einen warmen Charakter aus. Dieses Gefühl, aus etwas Unfertigem selber etwas bauen zu können, vermittelt auch das System Pixelbox der Möbelfirma Bene mit Showroom in Wallisellen: Einfache Sperrholz-Boxen mit verschieden grossen Öffnungen, die sich stapeln, aneinanderreihen, polstern und so zu Tribünen, Regalen, Tischen oder einfach Sitzbänken kombinieren lassen. Ein Ritual, das den Geist anregt, so der Hintergedanke. Mit einem «Pixel-Wagen» lassen sich die Würfel auch von Raum zu Raum verschieben. Die hohlen Holzwürfel aus unbehandeltem Seekiefer-Multiplex, per Roboter verleimt, scheinen eine Mischung aus jugendlicher Ikea-Kombinierfreude und Werkstatt-Atmosphäre inspiriert zu haben. Kein Wunder wurde das System seit seiner Entstehung vor sechs Jahren stets ausgebaut. Bewusst machen die mittels Robotik automatisch verleimten Würfel einen «unfertigen» Eindruck.
In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern, welche zu Testzwecken bei der Empa eine grössere Fläche mit den Boxen bespielt, werden die Möglichkeiten des Würfelsystems ausgelotet. Da werden Fragen gestellt wie: Inwieweit aktiviert man die Mitarbeitenden geistig, wenn sie ihren eigenen Arbeitsplatz umstellen und einrichten? «Wenn die Mitarbeitenden körperlich tätig werden, regt das die Gedanken an», sagt Wigger.

«Wenn die Mitarbeitenden körperlich tätig werden, regt das die Gedanken an.»

Martin Wigger, Berater Bene Büromöbel

Büroflächen reduzieren?
Das Büro als Werkstatt und Wohnung: Die Wohnlichkeit hat Einzug gehalten ins Büro, aber auch in die hippe Co-Working-Szene. Umgekehrt scheint hingegen das klassische Büromobiliar nicht das Homeoffice zu inspirieren.
Während das klassische Konzept vom Büro als alleinigem Arbeitsplatz sich auflöst, ist Barbara Josef überzeugt, dass bei dieser Öffnung des Büros in vielen Unternehmen auch ein dritter Ort Potenzial hätte: Der Coworking Space. «Salopp gesagt: Das Büro wird fluid. Es ist nur noch ein Arbeitsort von vielen, und nebst dem Homeoffice gibt es nun auch noch Coworking Spaces». Die Coworking-Bewegung wurde vor rund 15 Jahren von Freelancern und Startups initiiert, um der Isolation des Homeoffice zu entfliehen und Zugehörigkeit zu einer Community zu erfahren. Seit einigen Jahren interessieren sich zunehmend auch Firmen für dieses Phänomen – zur Stärkung der eigenen Innovationskraft oder um die Vereinbarkeit und Nachhaltigkeit zu stärken, indem die Mitarbeitenden nicht mehr jeden Tag ins Büro pendeln müssen und quasi «das Büro im Dorf» nutzen können. Barbara Josef hat Co-Working als dritten Arbeitsort für mehrere Grossunternehmen als Alternative evaluiert – dieser müsse innert nützlicher Distanz zum Wohnort gelegen sein: Zum Beispiel mit dem Fahrrad 10 bis 20 Minuten.
Und was hat das alles mit dem Büro zu tun? Barbara Josef ist überzeugt, dass eine Flächenredimensionierung in vielen Fällen sinnvoller wäre, als halbleere Büroräume zu betreiben, die nicht nur unnötig Kosten verursachen, sondern auch von der Atmosphäre her nicht ansprechend sind. In leeren, grossen Gebäuden, die für die alte Arbeitswelt gebaut worden sind, fühlten sich die Mitarbeiter nicht wohl. «Das verkennt man völlig. Darum finde ich es wichtig, dass sich Firmen Gedanken machen, wie sie die Gebäude sinnvoll anpassen können.»

Volatilere Büroplanung
Projektleiter Peter Hagen von Witzig sieht allerdings ein Risiko für Unternehmen bei der Planung – ob das Büro nun vergrössert oder verkleinert wird: Da oft nur Gebäude im Rohbau vermietet werden ohne Innenausbau, Lüftung, Böden oder Decken, zeigten sich Kunden ohne Baukenntnisse vermehrt überfordert, innerhalb des Planungshorizonts (meist ein Jahr) eine Lösung zu realisieren. Die dafür benötigte Sesshaftigkeit widerspreche dem sich verändernden Marktumfeld, welches eher immer kürzere Planung und Dynamik nahe lege. «Das ist am Markt eine grosse Herausforderung für Firmen. Da gibt es schon Beispiele, bei denen eine Firma dann lieber in einen Co-Working Space gezügelt ist», sagt Hagen.
Barbara Josef stört sich daran, wie in den Medien derzeit Schwarz-Weiss-Malerei betrieben wird, also das Büro verteufelt und Homeoffice glorifiziert werde oder umgekehrt: Vielmehr gehe es um ein sinnvolles Sowohl-als-Auch. «Ich möchte allen Mut machen, die sagen: Wenn wir die Flächen umgestalten und sinnvoller nutzen, brauchen wir weniger Flächen an oft teuren Standorten. Bei der Erstellung von neuen Bürokonzepten geht es um folgende zentrale Fragestellung: Wozu gehen wir in Zukunft ins Büro?» Die Antwort sei relativ simpel: Um gemeinsam Komplexes zu lösen; um von- und miteinander zu lernen; um Identität und Zugehörigkeit zu erfahren – das seien die zukünftigen Kernaufgaben des Büros.

«Sie sollen die Hände bewegen können, wenn sie – vor allem in Gruppen – etwas Neues erarbeiten.»

Franziska Crivelli, Innenarchitektin, Küsnacht

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

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